Hallo CeliaNoelle,
ich kann dich soooo gut verstehen !
Vor knapp eineinhalb Jahren wurden wir im Kindergarten darauf aufmerksam gemacht, dass Sohnemanns linkes Auge ab und an schiele - wir sollten danach sehen lassen. Ich habe einen Termin bei der Sehschule gemacht und sah dem Ganzen sehr entspannt entgegen. Bei keiner U-Untersuchung wurde bisher bei den Augen eine Auffälligkeit festgestellt, die Tochter einer Bekannten machte ganz offensichtlich den Anschein, dass sie schiele, war ebenfalls bei der Sehschule und ihr wurde mitgeteilt, dass aufgrund der Nähe des Auges zur Nasenwurzel bei Kindern oftmals der Eindruck des Schielens entstehe, sie habe schlicht gar nichts, alles ok.
Dann wurde ich eines Besseren belehrt: die Orthopistin teilte mir mit, dass mein Sohn sehr wohl schiele und dass die Sehkraft des schielenden Auges bei ca. 10-15% läge.
Schock. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Konnte nichts mehr fragen, "warum, wieso, weshalb" - mein Kopf war nur noch leer. Wir sind mit einem Brillenrezept und Pflaster, um das bessere Auge abzukleben gegangen.
Ich bin dann zu einer anderen Sehschule gegangen, einfach um die Diagnose bestätigt zu wissen. Dort erging das gleiche "Urteil" - Sehkraft zwischen 10 und 20%, er muss Brille tragen und zusätzlich täglich 6 Stunden das gesunde Auge abkleben. Zwischenzeitlich hatte ich mich jedoch informiert und nachgefragt. Sie hat mir das so erklärt:
grundsätzlich sind alle Kinder weitsichtig. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass der Augapfel noch relativ klein ist. Sofern beide Augen die gleiche Weitsichtigkeit haben, ist das kein Problem.
Sofern bei einem Auge die Weitsichtigkeit stärker ist, versucht die Linse des Auges diese Weitsichtigkeit auzugleichen. Da die Linse jedoch mit der Augenmuskulatur verbunden ist, haben die Korrekturversuche der Linse die Auswirkung, dass der Augenmuskel sich streckt oder zusammenzieht. Das wiederum verursacht ein Schielen des Auges. Durch das Schielen entstehen Doppelbilder, die an das Gehirn vermittelt werden und die das Gehirn nicht verarbreiten kann. Daraufhin nimmt das Gehirn die vom schielenden Auge empfangenen Bilder nicht mehr an, woraufhin die Sehleistung dieses Auges nachlässt.
So, ich hoffe, ich habe mich halbwegs verständlich ausgedrückt ? :FOU:
Da bei meinem Sohn die Sehkraft schon deutlich nachgelassen hatte, mussten wir zusätzlich zur Brille das gesunde Auge abkleben, somit mussten Hirn und schielendes Auge quasi gewzungenermaßen kommunizieren ... ähnlich, wie wenn du zwei Streithähne in einen Raum steckst und sie nur durch Zusammenarbeiten an Essen kommen :mrgreen:
Die Brille dient dazu, dass die Weitsichtigkeit ausgeglichen wird, sprich, dass die Linse nicht korrigieren muss, der Augenmuskel somit entspannt bleibt und das Auge nicht mehr schielt.
Zur Akzeptanz: ich habe das Schlimmste befürchtet, aber wider Erwarten hat Sohnemann alles recht easy angenommen. Die richtige Brille zu finden war allerdings ziemlich schwierig, die meisten Optiker haben nur eine kleine Auswahl an Kinderbrillen haben und dann meist Mädchenmodelle in rosa oder pink, mit Glitzersteinchen oder Blümchen .... :FOU:
Das Abkleben hat auch sehr gut funktioniert. Zwischenzeitlich ist seine Sehkraft bei ca. 95%, also ein sehr guter Erfolg innerhalb der kurzen Zeit. Wir müssen noch 3x die Woche für jeweils 2-3 Stunden abkleben, die Brille wird er vermutlich noch bis zum Schulbeginn behalten müssen. Inzwischen gibt es manchmal Probleme beim Abkleben - das liegt wohl daran, dass ich im Sommerurlaub für 12 Tage "Pause vom Abkleben" gab .... seit dem zickt er immer wieder rum.
Also - ich kann nicht groß Negatives berichten. Bleib dran, denn noch ist die Chance, dass alles korrigiert werden kann, recht groß. Je älter die Kiddies werden, desto schwieriger wird es.
Sorry, ist jetzt leider ein sehr langer Text geworden ....
Alles Gute für Euch !!!
Liebe Grüße
Friederike
Ach ja : kurzsichtig > du kannst Dinge in der Nähe gut sehen, die in der Ferne schlecht
weitsichtig > du kannst Dinge in der Ferne gut sehen, die in der Nähe nicht (typ.Bsp: Lesebrille bei Senioren)