Zuallererst möchte ich ein wenig ausholen... Meine Tochter kam 2010 nach 5 Tage frustraner Einleitung bei ET +15, per Kaiserschnitt zur Welt. Wir hatten sehr viel Glück und es hat unserer Bindung so wie meinem Willen zu Stillen keinen Abbruch getan. Sie hatte keine Anpassungsschwierigkeiten und war kerngesund. Trotz allem hatte ich immer das Gefühl, dass hätte nicht sein müssen. Ich habe mich lange mit den Gedanken um den Kaiserschnitt gequält und fühlte mich einfach hilflos ausgeliefert, uninformiert und guter Letzt einfach übermannt. Ein halbes Jahr habe ich täglich um unser verlorenes Geburtserlebnis geweint... :snif: danach wurde es besser und ich dachte irgendwann, drüber hinweg zu sein... oder zumindest damit umgehen zu können....
im Winter 2012 hielt ich dann meinen 2ten Schwangerschaftstest in Händen und war geschockt. :shock: Schon wieder ungeplant schwanger. Ich hatte grade mit dem Neubeginn eines Studiums geliebäugelt. Meine Kleine sollte in den Kindergarten gehen und ich wollte wieder ins Berufs/Studienleben einsteigen... Ich war geschockt und wie beim ersten, kam mit dem Test die Übelkeit :beurk: . Schlimme Gedanken überkamen mich... und die volle Wucht meines ersten Geburtstraumas traf mich. Ich bekam Angst vor Schwangerschaft und Geburt... und die Übelkeit tat ihr übriges. Mein Freund redete mir gut zu... aber es braucht eine ganze Weile, bis ich einen Hauch der Freude verspüren konnte... und die Übelkeit langsam verging.
Als der erste Schock verdaut war, machte ich mir Gedanken darum, wie es dieses mal besser laufen könnte. Ich versuchte auf meinen Körper zu hören was meine Ernährung betraf und soviel wie möglich in Bewegung zu bleiben. (In meiner ersten Schwangerschaft nahm ich 38 kg zu!) Ich bestellt mir ein tolles Buch über Geburt und Kaiserschnitt (Tipp kam natürlich hier aus dem Forum!) und über Hypnobirthing und ging dann auf die Suche nach einer Beleghebamme. Schaute mir ein Geburtshaus an und eine alternative Klinik. Ich besorgte mir meinen Geburtsbericht und redete mit verschiedenen Hebammen über meinen Kaiserschnitt, meine Ängste und den starken Wunsch, es dieses mal spontan zu schaffen. Zudem las ich wieder mehr im Forum und eröffnete so einige Threads. Eine Beleghebamme konnte ich nicht bekommen, da alle in Ferien waren oder schon voll besetzt waren. Geburtshaus war nicht mein Ding und so entschied ich mich für das selbe Krankenhaus und eine sehr erfahrene Hebamme für Vor- und Nachsorge. All das half mir immens mich auf meine zweite Geburt vorzubereiten.
Es kam wie es kommen musste und ich ging wieder über Termin. Dieses mal ging es mir körperlich und seelisch allerdings viel besser als bei meiner ersten Schwangerschaft und ich wog ganze 15kg weniger. Bis zu Letzt war ich viel in Bewegung und versuchte mich ordentlich zu ernähren.
Ab ET wurde ich engmaschig im Krankenhaus überwacht. Immer wieder sagte man mir die CTGs wären nicht sooo toll. Aber ich wurde immer nach Hause gelassen. Ich fühlte mich gut und der kleine Mann in meinem Bauch bewegte sich weiterhin wie immer. An ET+7 kam ich zur Kontrolle ins Krankenhaus und man sagte mir ohne Vorwarnung, dass ich heute eingeleitet werden sollte. In mir entfachte ein Feuerwerk... Ich wollte mit einer Chefärztin reden. Also kamen Hebammenschülerin, Assistensärztin und Chefärztin in das Zimmer und versuchten mich zu bearbeiten.
Ich versuchte klar zu machen, dass mir das alles zu schnell ging und ich auf jeden Fall einem Kaiserschnitt entgegen wirken wolle. Grade mit meiner Vorgeschichte hoffte ich auf die Einsicht der Ärzte und einen kleine Aufschub. Falsch gedacht. Die Chefärztin wurde unglaublich persönlich, drehte mir Worte im Mund um und trieb mich wahnsinnig in die Ecke... um nur ein paar Aussprüche zu nennen: Sie treiben Ihre Kinder in die Enge bis sie kollabieren,
wenn sie erst an ET+10 einleiten lassen liegen sie spätestens 2 Tage später auf dem Tisch,
Am Wochenende wird nicht eingeleitet, da läuft hier nichts,
Kann es sein dass sie Ihre Kinder nicht loslassen wollen?.
Ich saß da wie ein Häufchen Elend und weinte nur noch. Sagte dann ich könne mich nicht auf einen Termin festlegen und würde mich, nach einem weiteren Besuch bei meinem Gynäkologen wieder melden. Die Ärztin meinte nur noch: wie sie meinen... wir übernehmen nicht die Verantwortung und rauschte aus dem Zimmer. Beim rausgehen hörte ich Sie noch lauthals über mich schimpfen, im Schwesternzimmer.
Jetzt war mein Ehrgeiz gepackt. Ich würde mich nicht wieder einfach so aufschneiden lassen und diesen ganzen Wahnsinn der Einleitung über mich ergehen lassen :evil: . Mein FA war leider nicht da, deswegen fuhr ich in die andere Klinik die ich mir angeschaut hatte. Ich schilderte kurz meinen Fall und bat um eine zweite Meinung...vor allem was die CTGs und die Einleitung betraf. Diese Klinik sagte mir CTG wären voll in Ordnung. Einleitung müsse noch nicht sein, solle aber in den nächsten Tagen angestrebt werden.
Etwas beruhigter fuhr ich in den Wald und machte einen langen Spaziergang. Ich redete mit meinem Baby und setzte mich mitten in den Wald um Kraft zu tanken.
Am nächsten Tag ging ich zu meinem FA, der mir bestätigte dass die CTGs in Ordnung wären. Er versprach mir, am nächsten Tag mit dem Chefarzt der anderen Klinik einen Termin zu machen um meinen Fall noch einmal eingehend zu besprechen. Dieser Zeit Aufschub und die Aussicht auf eine kompetente Arztmeinung, die nicht Richtlinien gemäß, gefällt werden würde, ließen mich komplett entspannen. Ich konnte nach 2 verheulten und gestressten Tagen, wieder lachen und einen entspannten Abend mit meinem Freund verbringen....und BÄMMMMM! Da platzte sie, meine Fruchtblase :shock: :mrgreen: :super: !!!
Es war 22Uhr Abends und meine Hose wurde immer wieder nass. Nachdem ich meinen Freund zur Apotheke geschickt hatte wegen diesen Teststreifen, und er keine bekam, machte ich mich dann doch auf den Weg ins Krankenhaus. Dort am CTG angeschlossen, lief ich komplett aus und die Wehen setzte ein, wenn auch noch ziemlich sanft. Die Nacht über blieb ich alleine und freute mich über meine Wehen, die noch aushaltbar waren. Schlafen konnte ich dennoch nicht. Am nächsten Morgen brachte mein Freund unsere Große zum Kindergarten, sagte der Oma Bescheid und kam dann zu mir. Die Wehen wurden stärker, kamen aber immer noch nicht regelmäßig genug... mein GBH verstrich und mein MUMU öffnete sich bis auf 1cm. Die Wehen wurden unerträglich und zogen in die Oberschenkel... ich versuchte weiterzumachen, atmen, gehen, hocken, Vierfüssler...
alles, was verlangt wurde. Ich war mittlerweile wahnsinnig müde.
Irgendwann meint die Hebamme... jetzt ist Schluss... es dauert zu lange und der Fortschritt ist zu klein.Sie weitete meine MUMU auf 3 cm und ich bekam einen Wehentropf. Gleichzeitig sollte eine PDA gelegt werden... Leider konnte man den richtigen Punkt nicht finden so dass ca. 15min in meinem Rücken gestochert wurde. Ich zitterte und der Schweiß rann in Strömen runter. Endlich saß die PDA und die Schmerzen hörten auf... bis auf ein leichtes Ziehen in der rechten Leiste.
Die PDA saß nicht perfekt, aber ich fand es gut noch etwas von den Wehen zu spüren... mein linkes Bein war taub. Ich konnte also nur noch liegen und mein Freund und ich versuchten ein wenig zu schlafen... Ich döste immer wieder weg...versucht aber mental bei den Wehen zu bleiben und mir vorzustellen wie mein MuMu aufgeht...
als die Hebamme dass nächste mal untersuchte...der Hammer: MuMu komplett offen, Köpfchen zu fühlen!!! Ich bekam Glücksgefühle! Trotzdem ging alles noch einige Stunden weiter, ohne dass etwas neues passierte.
Und dann kamen sie... die Hebamme und der Arzt. Ich sollte vom Bett auf den Gebärstuhl und die PDA war leer. Der Arzt sagt zu meinem Freund er solle hinter mich und meine Kopf stützen. Mir sagte er, ich solle auf das was mir jetzt gesagt wird hören und genau das umsetzten. Ich konnte es nicht glauben...ich war wirklich soweit und jetzt sollte es passieren :AMOUR: !!! Ich gab alles hörte auf Arzt und Hebamme und presste so hart es ging. Die Hebamme fühlte und sagte sie fühle das Köpfchen...Also dass ist kein 3kg Kind, auch kein 3,5kg Kind... ich befürchte der ist fast 4... Ich muss dazu sagen, dass er immer sehr klein geschätzt wurde...mit kleinem Köpfchen... :roll:
Es ging weiter, aber nicht genug. Also sagte der Arzt zu mir, er würde beim nächsten mal mithelfen. Kristellern also, dachte ich. So ne scheiße, ich will nicht. Also drückte er mir total krass auf den Bauch beim nächsten Pressen und rief dabei...jetzt Luft holen und weiter pressen! nur dass ich keine Luft bekam. Ich schrie laut: Ich presse ja, aber nur wenn Sie damit aufhören, ich bekomme keine Luft! Dann bekam ich einen Schlauch mit Luft in die Nase. Ich presste wieder und mein Freund sagte nur noch: Da ist das Köpfchen! Das Köpfchen ist schon da! Also gab ich noch einmal alles und da war er!
Er schrie nicht sofort, musste erst mal gerubbelt werden, und dann hustete er. Mein Freund durchtrennte die Nabelschnur und dann kam dass, was ich so schmerzlich vermisst hatte.
Nach 28 Std Wehen wurde er mir nackt, nass und warm auf die Brust gelegt. :happy: Mein Baby war da, und ich hatte es geschafft. Ich kann euch nicht sagen, wie glücklich und stolz mich dieser Moment macht. Ich fühle mich noch traurig, wegen der Geburt meiner Tochter, aber ich denke ich kann mich damit aussöhnen. Ich habe die Gewissheit nicht nur schwanger werden zu können, nein ich bin auch in der Lage ein Kind auf die Welt zu bringen... :FOU:
Ich fragte dann die Hebamme noch ob ich meine Plazenta sehen könnte. Sie war begeistert und zeigte Sie mir ausführlich mit Fruchtblase und Nabelschnur usw. Sie nahmen Ihn dann und ich konnte dabei zu schauen, wie er gewogen und gemessen wurde.
Während dessen begann der Arzt mich zu nähen. Während ich noch scherzte, was wohl schlimmer wäre, Pressen oder Nähen, wurde der Arzt auf einmal hektisch. Mir wurde ein Zugang gelegt und der Chefarzt wurde gerufen. Ich schaute links in eine Glastür und sah das Spiegelbild meiner beleuchteten Vagina in der Glastür. Es kam Blut im Schwall raus. Man sagte mir mein GBH sei gerissen. Ebenso hatte ich einen Dammschnitt und mehrere Scheidenrisse. Von nichts hatte ich etwas mitbekommen. Ich konnte mir nicht verkneifen noch einige male in den Spiegel zu schauen. Nach einer Stunde waren sie endlich fertig und ich durfte mit meinem Sohn kuscheln und Ihn dass erste mal anlegen.
So, dass war's... Respekt an alle die es sich durchgelesen haben... ich bin stolz auf mich und meinen Jungen ,und meinen Freund, der mir so toll zur Seite gestanden hat und meine Große, die ihren Bruder toll findet und den Sturz vom Thron ganz toll meistert!
27.07.2013 - 3970g - 53cm - KU 35,5cm