Hier ist er nun,
bitte nicht darüber wundern, daß er teilweise so merkwürdig klingt, aber er ist halt ursprünglich für meine Januarlis geschrieben worden, die die Vorgeschichte dazu "live" miterlebt hatten.
"Wie Ihr ja bereits wißt, hatte ich in der Nacht von Do auf Fr einige Wehen,
die dann aber wieder so weit besser wurden, daß ich noch ein Weilchen
schlafen konnte. So viel Schlaf hatte ich noch vor keiner Geburt, obwohl es
ruhig noch mehr hätte sein dürfen. Morgens wußte ich die Wehen nicht richtig
einzuschätzen. Sie blieben irgendwie konstant auf dem gleichen Niveau - auch
in der Wanne - so daß ich sie nicht richtig ernst nahm. Also fuhr mein Mann
dann doch zur Arbeit und meine Mutter kam - eigentlich nur um die Kinder
abzuholen und in den Kindergarten zu bringen. Schon noch zuhause hatte ich
das ständige Gefühl zu müssen, obwohl mein Magen nach all dem Übergeben und
Durchfall am Vortag ja völlig leer sein mußte. Und es beschlich mich langsam
das Gefühl, diesmal würde es wahrscheinlich wirklich losgehen, so daß ich
meinen Mann noch einmal bei der Arbeit anrief, er solle sich schonmal nach
Ersatz umsehen, ich würde mich aber noch einmal vom Arzt melden. Was ich mir
nämlich auf alle Fälle ersparen wollte, war wieder fehlalarmmäßig ins
Krankenhaus zu fahren - das habe ich bei Alexa dreimal mitgemacht, bis sie
mich schließlich da behielten.
Meine Mutter nahm uns dann lieber gesammelt mit, brachte die Kinder in den
KiGa, während ich beschloß, doch lieber draußen im Auto zu warten, weil es
beim Aussteigen wollen so heftig zog. Als sie zurückkam, dachte ich kurz
darüber nach, doch direkt ins Krankenhaus zu fahren, hielt dann aber an
meinen ursprünglichen Plänen fest. Auf dem Weg zu Arzt scherzten wir noch
darüber, daß der FA jetzt mal seine Kenntnisse in richtiger Geburtshilfe
auffrischen dürfte. Meine Mutter kam dann vorsichtshalber auch mit in die
Praxis, um mich danach eventuell gleich im Krankenhaus abzusetzen.
Die Sprechstundenhilfe sah mich genau an, während ich vom Wartezimmer zum
Labor humpelte und beschloß, daß ich nicht im Wartezimmer sondern auf einer
Liege warten sollte, bis das CTG frei würde. Ich wartete also geduldig auf
meinen Einsatz. Als ich endlich dran war, fand die jüngere
Sprechstundenhilfe die Herztöne gar nicht wieder, ebenso wenig die Ältere,
so daß ich schließlich glaubte, Johanna wäre wegen meiner Kotzeritis vom
Vortag etwas zugestoßen - zumal ich von Mittwoch auf Freitag über zwei Kilo
abgenommen hatte. Schließlich fanden sie den Herzschlag dann aber doch noch
und das CTG zeichnete absolut keine Wehen auf. Als ich anfing, mich unruhig zu
winden, beschloß meine Ma, jemanden herbeizurufen. Mir war wieder danach,
als müßte ich ganz dringend auf die Toilette - das Gefühl beschlich mich
immer und immer wieder, den ganzen Morgen schon. Und so ging ich dann auch
noch einmal. Als ich auf der Toilette saß und kräftig drückte, um nun dieses
Mal endlich Erfolg zu verbuchen, machte es plötzlich "platsch" und das
Fruchtwasser ergoß sich unter mir.
Ich schrie wie am Spieß, denn es tat gleichzeitig furchtbar weh, und schloß
noch so gerade die Tür wieder auf, während sich Johanna bereits auf den Weg
nach draußen machen wollte. Ich hielt instinktiv meine Hand zwischen die
Beine und schob sie wieder Richtung oben, stand auf und hatte keine Ahnung,
wie es nun weitergehen sollte. Ich sah mich schon im Toilettenvorraum
liegen, um das Kind zu bekommen, malte mir aber aus, daß die Füße wohl zur
Tür rausschauen müssen würden. Die herbeigestürzte jüngere
Sprechstundenhilfe schrie aufgeregt: "Herr Doktor, Herr Doktor, Sie müssen
SOFORT nach vorne kommen!" Er kam denn auch sogleich und ich vermeldete:
"Das Kind kommt", worauf er ganz ruhig antwortete: "So schnell kommt kein
Kind, machen Sie sich mal keine Sorgen." Er nahm mich dann an die Hand und
schaffte es noch, mich zu einer Liege zu bringen. Kaum lag ich dort, drehte
ich mich noch so gerade auf den Rücken und merkte, wie sich das Kind dabei
wieder leicht nach draußen bohrte. Er immer noch relativ gelassen, aber doch
erstaunt: "Das Kind kommt ja wirklich" schaffte es dann, mich relativ fix
zum Pressen anzuleiten und gleichzeitig stützend meinen Damm zu halten. Nach
drei Presswehen war sie dann auch schon draußen und er ordnete weiterhin
ganz so, als würde er es täglich tun, diverse Dinge an.
Als der Rettungswagen kam, war Johanna schon bestens versorgt, soweit es die
Umstände so zuließen. Ein Antibiotikum gegen die Streptokokken konnte mir
natürlich so nicht verabreicht werden. Die herbeigerufene Truppe ließ sich
alles genau schildern und sie verpackten Johanna in eine wärmende
"Goldfolie" und Handtücher und los ging es Richtung Krankenhaus. Auf dem Weg
scherzten sie in einer Tour über diverse Geburtsorte, wie beispielsweise
eine Flugzeuggeburt, die ich doch das nächste Mal testen könnte.
Im Krankenhaus wurde ich bereits erwartet, mit Glückwünschen geradezu
überhäuft und weiterhin versorgt. Der kleine entstandene Dammriß wurde nach
langem Diskutieren, ob das überhaupt nötig sei, doch mit einem Stich genäht.
Das Kind wurde vermessen und ich war weniger - im Gegensatz zu den
Schwestern und Hebammen - über das Gewicht, sondern über die stattliche
Größe erstaunt. Schließlich hatten mir alle ein eher kleines, wenn auch
dickliches Kind prognostiziert. Und als sie aus mir rausflutschte und der
Doc sie hochhielt, sah sie so unglaublich winzig aus.
Um das Chaos noch perfekter zu machen, gratulierte mir dann die Ärztin zur
Geburt meines Jungen - was natürlich falsch war, mich und meinen gerade dazu
gestoßenen Mann aber dennoch kurz irritierte.
Abschließend möchte ich sagen, daß ich glücklich bin, nicht noch wo ganz
anders - zuhause, im KiGa, im Bus oder Auto oder denn gar draußen auf dem
Weg zum FA entbunden zu haben."
Ein etwas gefühlloser und sehr sachlicher Bericht, aber ein wundervolles Ereignis, was ich, glaube ich, mein Lebtag nicht vergessen werde.