Kinderwunsch
(Jessica V. M. G./ 07.03.2008)
Nicht dass ich der größte Fan der Kelly Family wäre, aber so eine Großfamilie hat schon was. Gott, wie beneide ich teilweise andere Pärchen um ihr perfekt durchgeplantes und erfülltes Familienleben. Erst wird geheiratet, in Weiß versteht sich, anschließend ein Bäumchen gepflanzt, Apfel Birne oder Nuss und gleich nebendran sprießen nach der Reihe die Kinderlein aus der Erde. Nicht ganz.
Auch ich durfte am eigenen Leibe miterleben, wie aus einer kleinen schrumpeligen Keimzelle, ein gestylter Fötus wird, der neun Monate braucht um sich zum perfekten Superbaby zu entwickeln, aber nur wenige Stunden um mit dem Kopf vorraus zwischen den Beinen seiner Mutter zu landen. Eigentlich dort wo alles anfing. Also nicht in der Erde.
Sind wir froh, denn mit so einem Kugelbauch lässt es sich nur schwer bücken, geschweige denn sich die Zehennägel lackieren, oder Bäumchen pflanzen. Braucht man auch nicht, denn das erledigt jetzt alles Papi. Da genießt man es natürlich von Vorne bis Hinten bedient zu werden. Denn Papi kauft rote Bete und Himbeereis. All das was einem am nächsten Morgen wieder hochkommt. Das gute an der Schwangerschaft ist allerdings, das man sich im Besten Fall die Kosten für eine Brust - Op sparen kann, denn bei Körbchengröße Doppel D braucht man jetzt dringend Geld fürn guten Schneider. Denn schon ab dem fünften Monat hüllt man sich am besten nicht mehr in Seide und Pailettenstoff, sonst sieht man ganz schnell aus wie ein noch nicht gelutschtes Sahnebonbon. Natürlich ist es wichtig sich in seiner Kleidung wohl zu fühlen und am besten gelingt das der Schwangeren in sportiver Kleidung mit der man zumindest aussieht als hätte man jemals zuvor schon einmal Sport getrieben. Auch wenn die Bewegungsfreiheit mit fortschreitender Schwangerschaft deutlich nachlässt. Beim Sex zum Beispiel. Welche Position kann man dem Partner eigentlich noch zumuten ohne dass in sich alles zusammenfällt oder nach zwei Minuten beendet ist? Wegen Rheumaattacken und Wadenkrämpfen. In der Reiterstellung sieht es so aus als wäre man ein Spinnenweibchen das drum und drauf ist ihr Männchen zu verspeisen. A tergo- also von hinten: geht gar nicht! Da hat man die Seitenansicht einer weidenden Kuh die mit ihren Eutern (je nach Größe des Euters) eine pfirsichfarbige Frotteewiese streift. Von vorne: Wie ein futuristisches Staubsaugegerät mit Doppelfilter. Und sollte man es sich zur Abwechslung auf dem Rücken liegend halbwegs bequem gemacht haben, könnte man meinen, eine Klapperschlange hat ein Straußenei verschluckt. Wahnsinnig antörnend alleine schon die Vorstellung.
Gut man hat pralle Backen - nicht nur im Gesicht und kräftige Fingernägel. Aber die brauchen wir auch um unseren Liebsten während der Geburt die Augen auszukratzen wenn er uns mit schlauen Tipps und Ratschlägen zu sehr belästigt. Was wir aber an uns nicht leiden können, scheinen andere Nicht-Schwangere Frauen geradezu zu beneiden. Während die sich täglich einen runterhungern und Karotten - Sticks mit ihren Zigaretten verwechseln um schön schlank zu bleiben. Haben wir von Gott den Gutschein: "9 Monate so viel fressen wie Du willst" in die Hand gedrückt bekommen, zwar nicht mehr ganz so leicht zu halten das Kärtchen, mit all den Wassereinlagerungen in den Fingern, aber man will ja nicht unhöflich sein. Und so verspeisen wir die 10er Packung Fischstäbchen mit Vanillesauce genau so brav, wie Omas Zwetschgentorte mit Senf. Na so ein paar Kurven haben noch nie geschadet. Und schließlich möchte man bei der Konkurrenz ja auch was herzeigen. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat den prallsten Bauch im Land. Allerdings hört der Fluch spätestens auf zu wirken wenn das Baby endlich da ist. Das Musterbeispiel wäre man hätte das größte Kind, mit dem kürzesten Zeitaufwand, wenn möglich noch vorm Einsetzen der Wehen zur Welt gebracht und am nächsten Tag wieder Kleidergröße 36. Das gute daran ist, dass man sich nach der Entbindung tatsächlich schlank findet wie noch nie, hatte man vorher schließlich die Maße eines Sumoringers.
Obwohl ich zwei Wochen nach der Geburt meines Sohnes, einem zweifachen Dammriss und einer Schambeinknochensprängung noch ein wenig humpel, habe ich schon wieder Lust einen weiteren, diesmal weiblichen kleinen Milchsauger zu bekommen. Kein Wunder bei all den Rüschchen, Herzchen, Blümchen, Vögelchen, und Schleifchen auf den Röckchen, Blüschen und Kleidchen die bei echten Babykerlen und Papi natürlich streng verboten sind. So sehr der Wunsch nach einer kleinen Zicke auch brennen mag, ich reiße mich zusammen und verbanne meine Träume ins Jahr 2010. Frühestens. Ich schleiche in die Küche, vorerst tuts auch ein Schokopudding.
Mit der zukünftigen Kinderplanung wäre mein Freund alleine schon aus nervlichen Gründen noch nicht einverstanden. Dazu bräuchte es schon mehr als überzeugende Argumente wie: "dann hätte unser Großer eine kleines Schwesterlein" oder " dann hätte die Kleine ein großes Brü.. BRUDER". Und sollte ich mich eines Nachts unangekündigt doch auf meinen schnarchenden Freund stürzen um ihm wertvollstes DNA zu zapfen, könnten sich unsere Nachbarn über einen lauten Knall aus der Schrotflinte freuen, würde er mich aufgrund chronischen Schlafmangels gewiss für einen homosexuellen Einbrecher halten.
Okay, zugegeben wir haben kaum Zeit für uns. Ich schaffe es ja nicht einmal mir beide Beine zu rasieren ohne behaart wie eine Vogelspinne aus der Dusche zu springen weil der Kleine schreit. Auch träume ich seit längerer Zeit schon von einem Pediküretermin. Doch was soll der Boom um die Körperpflege, wenn man während man unten anfängt von oben in regelmäßigen Zeitabständen aus einem säuerlichen Gemisch aus Rindfleisch-Pastinaken-Brei und Anti- Blähungs -Tee übergossen wird. Ich stehe dazu, ich habe Hornhaut an den Füßen wie Schlittenkufen und meine Haare befinden sich zu 90 % Prozent entweder in meiner Bürste oder in den alles an sich reißenden Händen meines kleinen Monsterbabys das mich bis über beide Mundwinkel hin lallend angrinst. Gott sei Dank, noch ohne jeglichen Zahn in der Kauleiste kann man da nur sagen. Ich befinde mich nämlich noch in der Stillzeit und möchte auf ein Brustwarzen- Piercing wenn möglich bis auf Weiters verzichten. Man muss ja nicht jedem Trend hinterher lechzen. Es reicht schon das tätowierte Arschgweih, das ausgeleiert und schlaff über so manchem Beckenboden flattert wie eine alte, kränkliche Fledermaus.
Aber was nimmt man nicht alles in Kauf um eine gute Mutter zu sein und so knackig gefüllt der BH während der Stillzeit auch noch sitzen mag, so tief sinkt mit unserem Hängebusen irgendwann zwischen dem 4. und 18. Lebensmonat unserer lieben Kleinen auch unser Selbstbewusstsein und wir können uns das was wir einst Bindegewebe nannten im ersten Winter danach als Schal um die Schultern hängen. Muss man auch immer alles perfekt machen? Schmutzige Lätzchen bei 90 Grad auskochen, von einem Krabbeltreffen zum nächsten hecheln, oder das Bio- Obst für den selbst gekochten Brei per Küchenraspel mit der Hand hobeln.
Da kann so ein Traum von eigenen Kindern doch schnell zum Alptraum umschlagen.
Doch dann -bei einem Lächeln aus einem so kleinen Mündchen und einem Blinzeln zweier so leuchtenden Äuglein, ist schnell wieder aller Ärger verschwunden. Und irgendwann , kann man trotz -hoffentlich Großfamilie, auch seine Aufmerksamkeit ganz relaxt wieder den stressfreien Dingen des Lebens widmen. Z. B. im Garten ein Bäumchen pflanzen. Apfel, Birne oder Nuss. Apropos Birne.... Hilfeeeeeeeee der Brei läuft über!!!!!!!!!!!!!