Zentrum für Adoptionen
Liebe Leserinnnen und Leser,
in manche Foren, in denen das Thema ausländische Adoptionen diskutiert wird, hört man, dass die Adoptionsvermittlungsstellen intransparent arbeiten und es ihnen nur um das Geld geht. Wir wollten dies anfangs nicht wahr haben. Leider können wir dies nun aus eigene Erfahrung bestätigen.
Wir wollten ein Kind aus Russland adoptieren und wandten uns an das Zentrum für Adoptionen in Baden Baden. Zuerst hat uns imponiert, dass Herr Ruhnau uns die Kosten und das Prozedere ausführlich aufzeigte. Nur beim Vertrag gab es keine Diskussionen, unter dem Motto: Entweder Ihr unterschreibt alles oder tschüss. Nach dem ersten Gespräch müssten wir 2000 überweisen, einfach so als Verwaltungsgebühr und nach dem zweiten Gespräch nochmal 2000 . Das Jugendamt bestätigte unsere Eignung für die Adoption eines Kindes ohne dauerhafte Behinderung. Danach müssten wir viele Dokumenten ausfüllen, besorgen, beglaubigen und überbeglaubigen lassen. Mit Herrn Ruhnau hatten wir so gut wie keinen Kontakten.
Unsere hoffnungsvolle Stimmung geriet ins Wanken, als uns ein ersten Kindervorschlag unterbreitet wurde. Wir sind nach Baden Baden angekommen, Herr Ruhnau war nicht da, nur seine Mitarbeitern Frau Dr. Fischer. Der Kindervorschlag entpuppte sich als "Verkaufsveranstaltung", deren Hauptziel war, dass wir ohne Überlegung sofort "ja" sagen müssen und in der folgenden Woche nach Russland reisen. Uns wurden Unterlagen vorgelegt, die durften wir lesen und dann mussten wir sofort unterschreiben, dass wir über alles ausführlich informiert wurden. Und wir mussten sofort etwas über 18000 zahlen für die Vorlage des Kindervorschlags vor der Reise nach Russland. Und ja, Jugendamt sei mit dem Kindervorschlag einverstanden, es gäbe keine Bedenken. Wir fühlten uns sehr bedrängt und hatten das Gefühl, dass etwas hier nicht stimmte. Wir haben gesagt, wir müssen überlegen. Das hat Frau Fischer überhaupt nicht gefallen aber wir bestanden darauf. Wir haben daraufhin unseren Jugendamt angerufen. Und dann haben wir erfahren, dass Jugendamt Bedenken gegen die Aufnahme des Kindes hat und uns nicht für geeignet hält, dieses Kind aufzuziehen, da aufgrund des Gesundheitsberichts mit einer dauerhafter Behinderung zu rechnen sei. Daraufhin haben wir den Gesundheitsbericht der entsprechenden Abteilung eines Krankenhauses vorgelegt. Die Meinung des Jugendamts wurde bestätigt: Es besteht ein großes Risiko einer dauerhaften unheilbaren Behinderung.
5 Monate später erhielten wir einen zweiten Kindervorschlag. Wieder mussten wir binnen zwei Tagen nach Baden Baden kommen. Eine der ersten Aussagen, die wir dort von Herrn Ruhnau zu hören bekamen, war, dass es dem Verein finanziell nicht gut gehe, und sie deswegen, nachdem wir bereits mehr als 22000 an das Zentrum für Adoptionen bezahlt hatten, weitere 5000 von uns haben wollten. Und weitere Papierchen vorgelegt, die wir sofort unterschreiben müssten, sonst würde laut Herr Ruhnau "keine Adoption stattfinden". Wir baten wieder um Bedenkzeit. Er wollte, dass wir uns sofort entscheiden. Beim ersten Kindervorschlag hätte sich - so Herr Ruhnau - das Jugendamt geirrt, das erste Kind sei gesund. Wir sollten nach Russland fahren und nach unseren Gefühlen handeln. Schließlich gab er uns drei Tage Bedenkzeit.
Wir sagten zu. Am nächsten Tag erhielten wir einen Brief von Frau Dr. Fischer, wir müssten bei unserer ersten Reise nach Russland der Person, die uns am Flughafen abholt, 250 in Bar auf die Hand geben. Wir baten um Kostennachweis, erhielten dies aber nicht, nur die Antwort, es sei eine Pauschale für Übersetzungen. Laut Vertrag haben wir aber ein Recht auf Kostennachweis. Daraufhin baten wir um eine Aufstellung aller Kosten, die noch auf uns zukommen werden. Statt dessen erhielt wir ein Schreiben, das Zentrum für Adoptionen lehne weitere Kooperation mit uns ab, unser Adoptionsverfahren sein beendet.
Deswegen der Rat an alle, die diesen Weg gehen wollen: Egal, was Euch am Anfang gesagt wurde, rechnet damit, dass Ihr viel mehr zahlen müsst. Geht nicht davon aus, dass die Kinder, die Euch vorgelegt werden, mit Eurem Antrag übereinstimmen. Rechnet damit, dass Ihr unter Druck gesetzt werdet und Euch keine Widerrede erlaubt sein wird.
Mit freundlichen Grüßen
Galina und Michael