Wir sind in der glücklichen lage,
dass wir ein kleines polster haben, das wir anzapfen können - aber was machen dann leute, die sowas nicht haben? ich meine, nicht alle haben rücklagen und diese rücklagen liegen schon sehr lange auf eis, weil wir eben von anfang an wissen, dass uns noch ein umzug ins haus steht und dass es nicht billig wird. dafür sind diese eisernen rücklagen gedacht. wir hätten davon auch ein auto kaufen können (das wir eigentlich auch dringend bräuchten) aber naja, wir wolllten eben für den fall der fälle abgesichert sein.
warum das jobcenter für akademiker nicht ausgelegt ist? weil sie uns leider gar nicht vermitteln können. stellen für historiker oder lehrer werden nun mal nicht über das jobcenter angeboten (kommt recht selten vor), sondern über bestimmte ausschreibungsverfahren bekannt gemacht. darauf hat das jobcenter nun mal keinen zugriff. unsere erfahrung ist bisher so gewesen, dass wenn sie sich mal die mühe gemacht haben, nach lehrerstellen zu suchen, dann kam immer das falsche raus: wir haben immer stellen bekommen, wo ausdrück "2tes examen" verlangt wurde - das hat man aber nun mal erst nach dem referendariat, nicht nach dem studium. ich meine, ist nett, dass sie sich mühe machen aber sie haben NULL ahnung davon. oder sie vermitteln einen zu nachhilfe-stellen.... oder sie geben einem pförtnerstellen im museum. also sachen, wo wir als akademiker rein von der theorie überqualifiziert sind.
meine schwägerin arbeitet auch beim jobcenter in der vermittlung und sie hat auch viele akademiker vor sich sitzen, aber die kann ihnen auch nur das anbieten, was sie alles anbietet: reinigungsstellen, kellner, küchenhilfen usw. wir kennen sogar einen mit doktor in philosophie, der 2 jahre lang taxifahrer war. ernsthaft, ich möchte jetzt nicht überheblich oder arrogant klingen, aber dafür hat sich ein mensch nun mal nicht jahrelang abgemüht und sehr viel zeit und geld seines lebens investiert. klar, stellen in der bildung und kultur sind mangeware und wenn man nicht connection oder überragende noten hat, dann hat man echt kaum chancen.
und lehrern wird es besonder schwer gemacht. hier in NRW wird man einfach in ein "beamtenverhältnis auf widerruf" gesetzt - was erstmal ziemlich geil ist, weil man kaum sozialabgaben hat. aber der staat hat sich dabei schon was gedacht: mit dem beamtenverhältnis zahlt man in keine arbeitslosenversicherung und damit hat man gleich keinen anspruch mehr auf ALG1. dann enden viele referendar-zeiten mitten im schuljahr, man ist also gezwungen, irgendwie zu überbrücken. entweder hat man glück, und bekommt ne vertretungsstelle oder man sitzt bei harz4 und hofft auf ne stelle ab neuem halbjahr.
als nächstes ist es so, dass man eigentlich gezwungen ist, jahrelang nomade zu sein. schaut mal:wir haben in vorpommern studiert, dort gab es für meinen freund keine möglichkeit, sein referendariat zu machen. also mussten wir in ein anderes bundesland, es wurde NRW. hier waren wir also nun 2 jahre, und in NRW wird es wohl nix mit einer stelle werden, also wieder ein anderes bundesland. wenn man nicht gerade im leistungsbezug ist, so wie wir, dann darf man alle umzugskosten selbst tragen. und wir hatten auch nur die kosten für den umzug bekommen, weil ich schwanger war und wir in eine größere wohnung mussten. sonst hätte das amt gesagt, sie zahlen den umzug nicht, weil ein beamtenverhältnis kein sozialversicherungspflichtiges arbeitsverältnis ist.ergo, umzug selber zahlen. und jetzt, wo es in den infrage kommenden bundesländern auch nur beamtenverhätnisse gibt, können wir von glück reden, dass das amt uns mitgeteilt hat, unsere aktuelle miete ist zu hoch und wir müssen so oder so umziehen. nur aufgrund dessen haben vielleicht die chance, erneut eine unzugshilfe zu bekommen.
es regt einen einfach nur noch auf. jemand, der eine ausbildung macht (und selbst, wenn es der gute bäcker ist) hat es einfacher als leute, die studiert haben. nicht alle studenten kommen aus wohlhabenden haushalten, umzüge sind teuer und auch die eltern können oft nicht helfen. aber gerade in zeiten von hochbejammerten fachkräftemangel werden die qualifizierten leute nicht unterstützt. und das kann es wohl in einem sozialstaat nicht geben!