Hallo :-)
Also, hier nun meine Antwort auf einen anderen Thread.
Es ging darum, dass sie Person schrieb sie kenne sich selbst nicht. Geprägt von einer schwierigen Vergangenheit gibt es wohl einige Baustellen.
Ich selbst bin auch dabei, mein Leben umzukrempeln. Deshalb dachte ich, dass ich ja vielleicht etwas mitgeben kann. Ich bin ganz bestimmt alles Andere als eine Expertin, ich bin auch nicht in der Position um Ratschläge geben zu können. Aber mir hilft es oft, Erfahrungen von anderen Menschen zu lesen.
Ich habe ja eine Trennung durch, mein Vater ist verstorben und ich stand jobmässig kurz vor dem Burnout. Ich habe nur noch funktioniert, irgendwie. Wenn ich arbeitete, arbeitete ich, in meiner Freizeit war ich Mama. Zeit für mich? Für mich... ja wer war ich denn? Und was wollte ich? Was hatte ich für Ziele? Ich wusste es nicht, und ich habe auch nicht darüber nachgedacht. Hauptsache allen um mich herum geht es gut, ich habe nie Nein gesagt, alles hingenommen, mir immer mehr aufgehalst... bis der grosse Knall kam.
Ich hatte einen Nervenzusammenbruch. Ich landete in einer psychiatrischen Klinik.
Dort hat es dann Klick gemacht. Es MUSSTE sich was ändern! Sofort! So konnte es nicht mehr weitergehen. Ich habe meinen Job gekündigt, nachdem ich lange krankgeschrieben war. Dann wieder einen neuen Job angenommen, aber den auch kurz darauf gekündigt. Wisst ihr, ich wollte immer unabhängig sein. Ohne Geld vom Papa meines Kindes auskommen und erst recht ohne Geld vom Staat. Ich wollte es alleine schaffen! Zu kündigen... das war richtig schlimm für mich. Ich habe dadurch einen Teil meiner Unabhängigkeit aufgegeben. Warum ich das gemacht habe? Weil ich einen hohen Preis für diese Unabhängigkeit gezahlt habe. Meine seelische und körperliche Gesundheit!
Ich habe finanzielle Hilfe angenommen. Hilfe von meinem Ex und Hilfe vom Staat.
Und plötzlich hatte ich ganz viel Zeit.
Meine Mutter wohnt sehr nah bei mir. Sie hat sich viel um meinen Sohn gekümmert. Denn ich habe auch andere Hilfen angenommen: ich habe Therapien gemacht, Kurse besucht. Dazu gehörte einerseits die psychologische Betreuung, andererseits auch eine Ernährungsumstellung und Sport. Ich wollte Körper und Geist in Einklang bringen.
Ausserdem habe ich mich dazu gezwungen, mich selbst kennen zu lernen. Dazu bin ich zum Beispiel mehrmals in den Wald für 3-5 tage zelten gegangen. Nur ich alleine, mein Sohn war bei seinem Papa während der Zeit. Ohne Smartphone, ohne Internet, ohne Buch. Sachen zum schlafen, Kleidung, essen, ein Fotoapparat und Notizsachen. Ausserdem ein uraltes Handy, mit dem ich nur telefonieren und Sms schreiben konnte. Mit der Auflage, es nicht zu benutzen. Ich wollte es aber dabei haben, für den Fall das was mit dem Kleinen wäre... oder wenn ich selbst Hilfe gebraucht hätte.
Diese Tage nur mit mir selbst waren nicht leicht. Ich war quasi Smartphone-süchtig. Jetzt war ich gezwungen, mich mit mir selbst auseinander zu setzen. Ich habe geweint... ich habe so unglaublich viel geweint. Ich habe geschrieen. Ich habe gelacht. Ich habe mich an längst vergessene Dinge erinnert. Ich habe mein ganzes Leben Revue passieren lassen... ich war während diesen Tagen fernab von Zivilisation. Meine sozialen Kontakte beschränkten sich auf Käfer, Eichhörnchen, Krabbelgetier, Vögel und Blindschleichen. :lol:
Am Anfang wollte ich sofort abbrechen. Ich hatte Angst so alleine im Wald. Mir war langweilig. Ich habe meinen Sohn so schrecklich vermisst. Aber ich habe durchgebissen... Und es hat sich so sehr gelohnt! Das werde ich auch in den kommenden Jahren fortsetzen: einmal pro Jahr für drei Tage alleine an "meinen" Waldplatz gehen.
Ich habe angefangen, mich zu akzeptieren. Ich habe herausgefunden, was ich will. Ich habe Vieles aufgearbeitet.
Dann habe ich intensiv Zeit mit meinem Kind verbracht. Ich habe immer wieder Tage ganz nach ihm gestaltet, mich einzig und allein mit ihm beschäftigt. Das ist wundervoll! Haushalt blieb liegen, keine Termine ausgemacht, Handy blieb aus. Am nächsten Tag war auch noch genug Zeit für diese Dinge.
Das Tollste kam dann noch: mein Patenonkel hat mir eine Reise nach Bali geschenkt. Drei Wochen, ohne ein Hotel gebucht zu haben. Einfach mal losziehen. Erst dachte ich, ich gehe ohne mein Kind. Aber ich wollte ihn dabei haben!
Dort habe ich einfach gelebt. Wir sind irgendwann aufgestanden und irgendwann wieder ins Bett gegangen, gingen immer schön der Nase nach. Mitgenommen haben wir nur das Nötigste. Viele wunderbare Gespräche mit wundervollen Menschen, etwas Yoga... das Essen haben wir Beide auch gut vertragen. Es war eine grossartige Erfahrung.
Jetzt sind wir wieder zurück. Und ich mache mit den Therapien, Kursen und der Zeit für mich weiter, genauso mit den Tagen die nur für meinen Sohn sind. Ich bin nach wie vor arbeitslos. Allerdings suche ich nun eine Teilzeitstelle. Vollzeit... das schaffe ich nicht mehr. Und das will ich nicht mehr.
Vielleicht kommt hier noch laufend mehr dazu, ich bin grade etwas müde und habe bestimmt Vieles vergessen :-)
Bitte, liebe Frauen: es ist bemerkenswert, was ihr alle tagtäglich leistet. Bitte bitte vergesst euch nicht. Achtet auf euch. Versucht positiv zu sein, seid euch selbst, seid glücklich! Geht das an, was euch unglücklich macht!
Das Leben ist viel zu kurz, lebt nicht einfach nur vor euch her und schiebt die Probleme nicht weg! Geniesst eure Kinder, aber vergesst nicht dass ihr auch noch Frau seid! Stellt euch immer wieder die Fragen:
was will ich?
was habe ich?
was fehlt mir?
was will ich nicht?
was will ich ändern?
und dann geht es an! habt die augen offen für die wunderbaren dinge da draussen in der welt... und habt den geist offen und lasst die guten erfahrungen in euer herz! schätzt die guten menschen um euch herum, zeigt ihnen wie wichtig sie euch seid! und lasst die menschen, die euch nicht gut tun, ziehen! habt mut das zu tun, was ihr tun wollt! lasst euch keine chancen entgehen!
:lover: heffa