Mhm,
schöner Fall von Übergeneralisierung...
Ich hab nie gesagt, dass man mit Fremden nicht reden darf, aber das "Mitgehen" war ein großer Punkt. Und den habe ich eher auf "du gehst mit niemandem mit außer Mama und Papa!" und meinem Chef ging es dann mal so, dass mein Kind sich nicht von ihm mitnehmen ließ, ohne dass er mich angerufen hat, um zu versichern das alles ok ist. Dabei war er voll die Opa-Figur für sie. Toll von ihm, dass er es kapiert hat und sie dafür sogar gelobt hat und sie darin bestärkt hat, dass man jetzt einfach die Mama anruft. Hat mich für immer und ewig beruhigt...
Denn "fremd" ist ja auch so ein Begriff...
Den Typen, den man jeden Tag auf dem Schulweg antrifft und der einen jeden Tag nett grüßt, der ist ja eigentlich auch nicht fremd. Mit dem könnte man ja mitgehen, während man bei jedem anderen, der das Wort an einen richtet zur Salzsäure erstarrt und sagt: "Meine Mama sagt, ich darf nicht mit Fremden reden!" und wenn es einer drauf hat, dann sagt er "Aber wir sind uns doch gar nicht fremd, du kennst mich doch..."
Lieber nicht auf das "reden" begrenzen, obwohl das einem natürlich als ersten Schritt einfällt. Lieber "geh mit keinem mit, egal ob Freund oder Fremd, wenn ich dich nicht darüber informiert habe!", denn wir alle wissen leider, dass es nicht unbedingt die fremden Personen sind, sondern gerade die aus dem Bekanntenkreis...
Dem Kind auch immer wieder deutlich machen, dass es "NEIN" sagen soll, darf und muss. Egal, ob dann die Großtante beleidigt ist, weil sie kein Küsschen bekommt. Hauptsache der nette Mann von nebenan bekommt auch keines, wenn er es nicht soll.
Es ist eine Gratwanderung und für Kinder ganz schwer begreiflich zu machen...
Aber es geht in meinen Augen eher darum, sie von Dingen abzuhalten, die ihnen merkwürdig vorkommen bzw. ihnen das Selbstbewusstsein mitzugeben, dass sie Dinge hinterfragen als darum, "Fremde" als solche zu erkennen. Sie sollen in sich hören, was ihnen unangenehm, merkwürdig und nichtalltäglich vorkommt. Der Rektor der Schule im Anmeldungsgespräch darf nicht das Feindbild sein, aber der Typ, den man eigentlich kennt und der eigentlich nett ist, sollte ihnen merkwürdig vorkommen, sobald er merkwürdig ist...
Eher also den Blick für Situationen statt für Personen schärfen...