tola_12559128Bekannt
ist das schon lange. Im 12. Jahrhundert schrieb der jüdische Gelehrte und Arzt Mosche Maimodines:
"Und ebenso hat, wie ich glaube, die Beschneidung nebst anderen Gründen auch noch den, die geschlechtliche Lust zu verringern und dieses Organ möglichst zu schwächen, so dass es diese Handlung
selten vollziehe und möglichst ruhen lasse. Manche glauben übrigens, dass die Beschneidung die Vervollkommnung einer Mangelhaftigkeit der Erzeugung sei, wogegen aber jedermann einwenden kann:
Wie können diese Dinge der Natur mangelhaft sein, um einer Vervollkommnung von außen her zu bedürfen? Abgesehen davon, dass der Nutzen der Haut für dieses Organ schon erwiesen ist. Dieses Gebot ist aber keineswegs dazu gegeben, um einen Defekt der Erschaffung, sondern um die Mangelhaftigkeit der Sitten zu verbessern. Dieser leibliche Schaden aber, der diesem Organ widerfährt, ist absichtlich so veranstaltet, dass dadurch keine der Funktionen gestört wird, die zum Fortbestande des Individuums erforderlich sind und auch die Zeugung dadurch nicht unmöglich gemacht wird, wohl aber die übermäßige Lust verringert wird. Dass aber die
Beschneidung die Erektionskraft schwächt und manchmal die
Sinnenlust vermindert, ist eine unanfechtbare Tatsache."
http://www.jmberlin.de/main/DE/Pdfs/Sonderausstellungen/hautab\_maimonides.pdf
John Harvey Kellogg, der Erfinder der Cornflakes, schrieb 1888:
"Ein Mittel gegen Masturbation, welches bei kleinen Jungen fast immer erfolgreich ist, ist die Beschneidung. Die Operation sollte von einem Arzt ohne Betäubung durchgeführt werden, weil der kurze Schmerz einen heilsamen Effekt hat, besonders, wenn er mit Gedanken an Strafe in Verbindung gebracht wird. Bei Mädchen, so hat der Autor herausgefunden, ist die Behandlung der Klitoris mit unverdünnter Karbolsäure (Phenol) hervorragend geeignet, die unnatürliche Erregung zu mindern.
http://de.wikipedia.org/wiki/John\_Harvey\_Kellogg#Kelloggs\_Ansichten\_.C3.BCber\_Sexualit.C3.A4t
Das war der Grund, warum die routinemäßige Beschneidung Neugeborener in den USA eingeführt wurde: Die Sexualität der Jungen zu beeinflussen und Masturbation zu erschweren.
Verhindern kann man sie nicht, aber schwieriger gestalten. Das kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen. Ohne Gleitmittel ist es unangenehm.
Warum sich "beschnittene" Männer mehrheitlich dafür aussprechen, ist auch nachvollziehbar: Die allermeisten kamen als Kinder unters Messer, sie kennen den natürlichen Zustand also nicht und haben keine Ahnung davon, wie viel mehr ein intakter Mann spüren kann. Und weil in ihren Augen alles funktioniert, sehen die meisten auch keinen Grund dafür, ihren Zustand zu hinterfragen. Es geht ja noch weiter: Einerseits sind die Mythen über die angeblichen Vorteile ja weit verbreitet. Ich habe vor 25 Jahren schon in der Bravo damals gelesen, dass ein "beschnittener" Penis hygienischer sei, von Mädchen bevorzugt würde, beim Sex standhafter sei und weniger Krankheiten übertragen könne. Von diesem Moment an war ich ein Fan meiner Beschneidung und hätte meinen eigenen Sohn auch gerne beschneiden lassen, hätte meine Frau damals nicht interveniert. So kam mein Umdenkprozess ins Rollen.
Und das Argument, für ein Kind sei der Eingriff weniger traumatisch als für einen Erwachsenen, ist eine von vielen Wissenschaftlern widerlegte Behauptung. Erwachsene erleben den Schmerz und die Zeit der Heilung und Abstumpfung ebenso deutlich wie Kinder. Sie äußern sich dazu nur mehr. Kinder nehmen das eher hin. Das wird dann als "unproblematischer" gedeutet. Was aber Blödsinn ist.
Das Trauma, das bei Kindern ausgelöst werden kann, sitzt tief, arbeitet still vor sich hin und kommt manchmal wieder hervor. Aber erwächst aus der Tatsache, dass sich ein Kind nicht an eine Verletzung bewusst erinnert, das Recht, es zu verletzen und zu schädigen?
Indem gebetsmühlenartig immer wieder behauptet wird, es gäbe keine Männer, die sich beklagen, wird Druck auf diese Männer aufgebaut. Wer möchte schon der einzige sein, der sich beschwert? Wer möchte schon als Weichei verspottet werden, wie ich es mir schon oft hab anhören müssen? Da schweigt man lieber und gibt sich der Illusion hin, eigentlich sei doch alles bestens.
Hier gibt es einen guten Podcast, in dem Betroffene sprechen:
Es kommen Männer zu Wort, die aus unterschiedlichsten Gründen ihre Vorhaut verloren: Aus rituellen Gründen, wegen kindlicher Phimose, freiwillig als Erwachsener. Und es spricht auch eine Frau über ihre Probleme mit beschnittenen Männern.