Ja, geschlechttypisches Verhalten ist fast ausschließlich erworben
und NICHT angeboren. Das ist für viele schwer zu glauben, weil sie meinen ihr Kind neutral zu erziehen und nirgendwo reinzupressen. Aber in Wahrheit findet die Beeinflussung sehr subtil statt, oft unbewusst. Und man erzieht sein Kind ja auch nicht alleine, sondern es lernt von dem was es sieht und erfährt, im Kindergarten, unterwegs in der Stadt, aus Büchern, im Fernsehen, etc.
Das fängt im Babyalter an. Die Eltern sind durch ihre Sozialisation vorgeprägt, völlig unbewusst sprechen Eltern im Durchschnitt mehr mit Töchtern, kuscheln sie mehr, lächeln mehr. Mit Jungs wird mehr getobt, man spricht sie mit festerer Stimme an. Auch die Spitznamen und alle Adjektive die man in Bezug auf sein Kind verwendet (mein kleine Rabauke/ kleine Prinzessin/ Frechdachs/ kleiner Mann/ Maus/...) prägen unterbewusst das Selbstbild des Kindes. Mit der Wahl der Kleidung geht es weiter und die Zahl der Einflüss und ihre Wechselwirkung verstärken sich immer mehr ohne dass einem das bewusst ist.
Das ist nicht schlimm! Es ist wichtig sich das klar zu machen, dass man als Gesellschaft die Geschlechterrollen künstlich geschaffen hat. Es gibt also kein "richtig" und "falsch" in Bezug auf männliches oder weibliches Verhalten. Da es auch einfach keine natürliche Veranlagung zu diesem oder jenen Geschlechtklischee gibt.
Das wäre ja auch unlogisch, schließlich hat sie idealisiertes Geschlechterverhalten im Wandel der Zeit stark verändert. Es gab Zeiten da trugen Männer Kleid und Strumpfhosen, oder die Farbe rot. Frauen trugen blau. Es gab Zeiten da waren die schönen Künste und "feinen" Aspekte des Lebens den Männern vorbehalten. Es gab Zeiten wo Männer wie Frauen sich schminkten und rasierten.
Was ist denn dann nun angeboren und in den Genen? Veranlagung ändert sich nicht über wenige Jahrtausende hinweg.
Plump gesagt: Es gibt kein Hello-Kitty-Gen das nur Mädchen haben :-D Die eigentliche Macht ist nicht das Erbgut, sondern Marketing, Zeitgeist und Ideologie.