Hallo an alle,
ich würde gerne unsere Geschichte erzählen und vielleicht ein paar Meinungen dazu hören. Vielleicht kann uns ja jemand etwas dazu sagen, oder möchte auch gerne etwas von sich erzählen.
Mein Mann und ich haben uns beim Jugendamt als Adoptiveltern beworben. Wir waren bereit auch die abgebenden Eltern kennenzulernen, was wir in beiden Fällen getan haben.
Der erste Fall: Eine junge Frau(22) ist schwanger und möchte ihr Kind zur Adoption freigeben. Nach der Geburt kann Sie es jedoch nicht mehr, was für uns völlig in Ordnung war. Sie ist jung, hat keine Erfahrung was nach der Geburt für Gefühle kommen und ist völlig allein. Selbst ihre Mutter hat nicht bemerkt dass ihre Tochter schwanger ist, obwohl sie bis kurz vor der Geburt noch im Elternhaus gelebt hat. Klar waren wir auch traurig darüber dass es nicht geklappt hat für uns, doch in erster Linie haben wir uns für Mutter und Kind gefreut, das beide zusammen bleiben. Die junge Mutter ist auch sehr respektvoll mit uns umgegangen, wie auch wir mit ihr.
Der zweite Fall: Eine Familie möchte ihr fünftes Kind das bald geboren werden sollte zur Adoption freigeben.
Auch hier haben wir die Menschen kennengelernt, und ich muss sagen, wir hatten beide den Eindruck, dass diese Menschen wissen was Sie tun. Sie hatten ihre anderen Kinder (20, 7 und 3) aufgeklärt über alles. Auch die Eltern hatten Sie aufgeklärt. Es gab Forderungen, wie Berichte in regelmäßigen Abständen, was wir getan hätten. Es sollte keine weiteren Kinder im Haushalt geben usw. Wir sollten kurz nach der Geburt sofort ins Krankenhaus kommen, was wir getan haben. Wir haben uns sofort um den kleinen Sonnenschein gekümmert. Haben seinen ersten Nikotinentzug mit ihm durchgestanden, ihn getragen. Nach der U2 durften wir ihn mit nach Hause nehmen. Es war so schön, diesen kleinen Menschen unsere ganze Aufmerksamkeit zu schenken.
Aber diese Freude währte nicht lange. Nach einer Woche rief die leibliche Mutter im Jugendamt an und wollte ihr Kind zurück. Und zwar sofort!
Wir haben den kleinen dann schick angezogen und danach nur noch geweint, bis er abgeholt wurde. Viele Tage und Nächte konnten wir keinen klaren Gedanken fassen.
Ich habe ja viel Verständnis, aber so langsam bekomme ich immer mehr das Gefühl, das viele Menschen nicht nachdenken darüber das Handlungen Konsequenzen haben.
Die leiblichen Eltern haben ihren Sohn abgeholt aus dem Jugendamt ohne irgendetwas mitzubringen, keine Bekleidung, Decke oder einen Maxi Cosi. Das hätten wir uns mal erlauben sollen.
Aber es sind die leiblichen Eltern und die stehen ja unter besonderem Schutz. Das ist ja auch richtig, aber wenn man schon nach zwei Wochen vergisst die ausgeliehenen Sachen ins Jugendamt zurückzubringen, hat man doch den Eindruck dass diese Menschen nicht nachdenken, oder?
Das auch die Eventuellen Adoptiveltern Gefühle haben, spielte für diese Menschen keine Rolle!
Offene Adoption war für uns immer der richtige Weg, vor allem fürs Kind, und für die leiblichen Eltern. Aber hier habe ich das Gefühl, das wir zweimal auf eine heisse Herdplatte gefasst haben.
Ich will hier niemanden angreifen, aber so weiß man doch dass es für die Kinder keine Hilfe geben wird.
Und für uns gibt es auch keine Hilfe, aber die Trauer und Wut bleiben. Kaum einer spricht darüber wenn so etwas passiert, was man auch verstehen kann.
Es ist ja auch nicht so dass wir nicht wussten das so etwas passieren kann, aber gleich zweimal hintereinander innerhalb von fünf Wochen ist doch hart.
Leider hat unsere Wut keine Adresse, wo man sagen kann was man denkt und fühlt.
Jetzt ist man etwas gelähmt und kann nicht mal richtig darüber sprechen. Ich wünsche allen Adoptiveltern, dass Sie so etwas nicht erleben müssen.
Ich hatte das Gefühl das ich das alles einmal loswerden muss, einfach nur um ein Stück von unserer Geschichte loszulassen.
Wir werden weitermachen und die Hoffnung nicht aufgeben!
Und ich denke das es auch andere Schicksale gibt, die bestimmt schlimmer sind, als unseres.
Danke fürs lesen!