Grundsätzlich
gebe ich dir erstmal recht, dass ALLE egal ob nun Junge oder Mädchen gleichberechtigt behandelt werden sollten.
In meinem persönlichen Umfeld erlebe ich allerdings genau das Gegenteil von dem, was du und deine Erzieherinnenkollegen in der Praxis, beiderlei Geschlechter gleichmäßig zu fördern, umsetzt.
Ich selber arbeite seit vielen Jahren ebenfalls, allerdings nicht als Erzieherin, sondern verwaltungstechnisch in einem Kindergarten und beobachte seit einigen Jahren, das Jungen diese Gleichberechtigung leider nicht mehr erfahren.
Es ist sicherlich ein Thema für sich und sicher auch ein Einzelfall, was an der Grundschule meines Sohnes passiert. Dort sind Jungen, wenn ich es hart ausdrücken will "unwillkommen"
Zum anderen und das wird von dir nicht angesprochen ist meiner Meinung nach ein großer Problembereich die Tatsache, dass immer mehr Mütter alleinerziehénd sind. Vielen Jungen fehlt dadurch, aus welchen Gründen auch immer (ob nun die Mütter bewußt den Kontakt zu den Vätern unterbinden bzw. zu unterbinden versuchen, viele Väter die nicht mehr ständig kämpfen wollen/können usw. aber das ist wieder ein Thema für sich), eine männliche/väterliche Bezugsperson.
Meiner Meinung nach aber brauchen Jungen diese männlichen Vorbilder genau wie natürlich auch ihre Mutter in einigen Dingen als Vorbild und da besteht ein immer größeres Defizit.
Und, worauf ich noch eingehen möchte ist dein Satz...
"
Und wie kommt es, dass nur wenige Männer pädagogische Berufe anstreben - wo das doch so ein grosser Vorteil für die Jungen (und auch Mädchen wäre)?"
Sicherlich ist dieses oder auch andere Foren nicht das Maß aller Dinge aber einen kleinen Querschnitt von Meinungen bietet es doch und die Frage "wie würdet ihr über einen Erzieher im Kindergarten denken..." und deren Antworten sprechen für sich.
Denn die meisten Antworten zielen daraauf ab, dass wenn jemand Erzieher werden möchte,ihm schon einmal pauschal unterstellt wird, wer das werden möchte, bei dem würde ich sehr vorsichtig sein, der hat doch bestimmt pädophile Neigungen.
Die meisten sind gar nicht bereit, ihre Kinder in eine Einrichtung zu geben, wo es auch männliches Personal gibt.
Ich denke diese Tatsache, dass viele Mütter und zum Teil auch Väter so denken,schreckt Männer, die diesen Beruf eigentlich gerne ausüben wollen würden schonmal ab. Denn wer möchte schon, wenn er seinen Beruf nennt, gleich als potenzieller Kinderschänder gelten. Niemand und das würden auch Frauen sich nicht antun, wenn es umgekehrt so wäre.
Ich habe es selbst in der Praxis bei Elternabende im Kiga erlebt, das ein Aufschrei durch die Reihen ging, als es um Neueinstellungen von Erzieher/innen ging und angeregt wurde, auch einmal einen männlichen Erzieher einzustellen. Eltern bzw. Mütter drohten damit, wenn wir eine männliche Person einstellen, dass sie ihre Kinder aus der Einrichtung abmelden würden, denn sie wollten ihre Kinder keinem "Grabscher" überlassen.
Diese Vorurteile findest du in keinem anderen Beruf, ob nun typisch männlich und von Frauen trotzdem ausgeübt, derart heftig und nachhaltig und mit so vielen Vorurteilen behaftet.
Von Gleichberechtigung und auch Gleichstellung sind wir tatsächlich noch in einigen Punkten weit weg, dieses kann man allerdings NICHT nur den Männern zuschreiben.