Hallo,
deine frage ist schon ne weile her...
ich selbst hatte zweimal meningitis, das erste mal mit 2 nach mumps und das zweite mal mit 6 jahren (meningokken). zweimal lange krankenhausaufenthalte mit mehreren punktionen und danach war ich jedes mal in meiner entwicklung zurückgeworfen worden. an das erste mal kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern, mir wurde nur erzählt, daß ich danach gestottert habe. an das zweite mal habe ich ein paar erinnerungen (die punktion) und daß ich es danach erstmal sehr schwer hatte, in der schule mitzukommen und vor allem, mich zu konzentrieren. das war dann auch noch eine weile so, denn mein gedächtnis weist in puncto kindheit einige lücken auf und die malfolgen kann ich immer noch nicht aus dem stehgreif...
das liegt jetzt schon ne weile zurück, ich bin jetzt 34, aber diese schlimme krankheit hat mich dennoch geprägt. es war ziemlich schwer, das "dummchen" zu sein, zu wollen und nicht zu können!
im nachhinein muß ich sagen, daß ich die beste ärztin und eine starke mutter hatte, die mich gestärkt haben.
es war so, daß ich VOR der zweiten erkrankung den schuleignungstest bestanden hatte und meine mutter hatte eigentlich vor, mich wieder zurückstellen zu lassen. das hat ihr die ärztin zum glück ausgeredet, weil gerade bei kindern nach dieser krankheit das gehirn gefordert werden muß! areale, die zerstört wurden, durch die krankheit, werden von anderen übernommen. das funktioniert bei erwachsenen nicht mehr!
ich war zwar anfangs nicht hortfähig und meine mutter mußte verkürzt arbeiten aber ich ging zur schule und wurde gefordert. dazu kam, daß meine mutter mich nicht verzärtelt und mich als armes, krankes kind behandelt hat, sondern mich genauso forderte und förderte. manchmal dachte ich zwar, sie sei zu streng zu mir, aber im nachhinein sehe ich das anders. ich kann mich erinnern, daß sie mich viel getriezt hat, zu üben- hausaufgaben, besonders mathe...
ich weiß nicht, wann genau aber irgendwann kam der punkt, an dem ich dachte "mensch, du kannst doch nicht so doof sein, das muß man doch kapieren..." da habe ich glaube ich angefangen, "strebsam" zu werden.
ich hatte allerdings auch das große glück, daß die krankheit bei mir jedes mal sehr schnell diagnostiziert wurde und meine hirnströme danach zwar immer noch nicht in ordnung waren (das letzte eeg hatte ich mit 14), aber nicht so schlimm, daß epilepsie befürchtet werden mußte oder ich hätte medikamente nehmen müssen.
ich habe die 10. klasse mit 1 gemacht, mein abitur mit 2 und danach habe ich mein studium mit 2 abgeschlossen. ich bin mir bewußt, daß ich großes glück gehabt habe.
ich wünsche deiner kleinen und vor allem dir, die kraft, mit der krankheit umzugehen! sie ist erst 1,6 (fast so alt wie meine beiden), das ist gut, ihr gehirn kann sich noch umstrukturieren. behandel sie wie ein normales kind, wenn nötig strenger, das war das rezept für mich.
ich wünsch euch von ganzem herzen alles, alles gute!
steffi