Erziehungsstil
Klar kann man keinen Erziehungsstil 100% anwenden. Es gibt ja auch immer Umstände (die Persönlichkeit des Kindes, die eigene Persönlichkeit und Erziehung, Persönlichkeit und Erziehung des Partners). Darum ging es mir auch nicht.
Ich finde es wichtig, meinem Kind jederzeit das Gefühl zu geben, dass es geliebt wird. Ich wünsche mir, dass er ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt, dass er merkt "ich kann immer mehr", "Mama und Papa trauen mir was zu", "ich kann Dinge selbst tun, selbst entscheiden und auch Mama oder Papa von Dingen überzeugen", also Selbstwirksamkeit.
Das bedeutet für mich aber nicht, dass ich mit einem Kleinkind genauso "demokratisch" umgehe wie mit einem Teenager. Mein Sohn ist 2 Jahre alt. Er kann laufen, Treppen steigen, aus dem Becher trinken und mit der Gabel essen, er kann sich verständlich machen in Bezug auf seine Lebenswirklichkeit "Ich habe Hunger. Ich bin satt. Ich habe Durst. Das ist schön. Ich bin traurig. Ich hab Oma und Opa besucht. Wir fahren heute Bus. Wir gehen einkaufen.". Er nimmt sich selbst als Person war und die Menschen in seiner Umgebung auch. Er weiß, dass andere Menschen auch Gefühle haben, fröhlich oder traurig oder wütend sein können. An diesem Punkt seiner Entwicklung will ich ihn abholen.
Ich habe ein paar Dinge, die mir wichtig sind und die ich konsequent durchsetze. Für Dinge, die für sein Leben und seine Gesundheit notwendig sind, spiele ich auch körperliche Überlegenheit aus, bspw. wenn es um nicht auf die Straße rennen, nicht auf den Herd packen, nicht die Treppe runterfallen, Zähneputzen, Medikamente nehmen geht. Ich versuche seine Kooperation in diesen Dingen zu erreichen, in dem ich ihm die Notwendigkeit erkläre, in dem ich klare Regeln formuliere und in dem ich Spiel und Fantasie einsetze (Oh mach mal schnell den Mund auf ich habe Karius und Baktus gesehen..), aber notfalls ist es mein Job als Mutter zu seinem langfristigen Wohl auch mal kurzfristig die "Böse" zu sein. Das widerspricht meiner Meinung nach aber auch nicht AP, es ist lediglich nicht Laissez-faire. Ich bin erwachsen, er ist ein Kind, damit habe ich die Verantwortung für ihn. Ich bin nicht die beste Freundin, die ihm immer nur alles recht macht.
Ich denke auch nicht, dass es darum geht jedem Wunsch der Kinder nachzukommen, sondern das dahinterliegende Bedürfnis zu erkennen und Möglichkeiten zu finden, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Wenn er also wie in meinem Beispiel nicht laufen will, versuche ich herauszufinden warum nicht. Hat er Schmerzen? Das habe ich ausgeschlossen. Will er nicht dorthin wo wir hingehen? Konnte ich auch ausschließen. Wo war das Problem? Ich weiß es immer noch nicht.
Meine Hoffnung bei Erstellung des Threads war es, dass ich Erfahrungen von anderen Müttern höre, in welchen schwierigen Situationen sie waren und welche Strategien sie entwickelt haben. Ich versuche aus den Erziehungsmustern auszubrechen, die ich aus meiner Kindheit kenne - sicher haben andere die gleichen Schwierigkeiten.
Daher danke an diejenigen, die mir einfühlsam und ohne Moralkeule geantwortet haben.