Nur mal so zum Thema "Babybjörn"...
Eine Stellungnahme der Zeitschrift "ELTERN":
Liebe Leserinnen,
die Kritik an den Tragehilfen von BabyBjörn und der Trageweise mit dem Gesicht nach vorn ist uns natürlich nicht neu. Wir nehmen sie sehr ernst zumal wir uns der Verantwortung bewusst sind, die wir als Europas größte Familienzeitschrift haben. Deshalb stehen wir auch regelmäßig in Kontakt mit Kinderphysiotherapeuten und Orthopäden, Kinderärzten und Trageberaterinnen. Wir haben bis jetzt niemanden gefunden, der die fundamentale Kritik an BabyBjörn-Tragen in dieser Vehemenz teilen oder gar mit sachlichen Argumenten untermauern würde.
Was stimmt: Die optimale Haltung, um ein Baby zu tragen, ist die Hock-Spreiz-Haltung, wie sie zum Beispiel in einem korrekt gebundenen Tragetuch erreicht wird. Das schreiben wir seit Jahren in jedem Trage-Artikel und
stellen entsprechend besonders geeignete Tragehilfen vor. Was auch stimmt: Insbesondere für kleine Babys ist es wichtig, mit dem Gesicht nach innen getragen zu werden. Und auch bei älteren Babys muss man aufpassen,
dass sie nicht unter Reizüberflutung leiden, wenn sie nach vorne gucken was aber im Übrigen genauso im Buggy passieren kann. Deshalb ist zum Beispiel das Baby auf dem Cover von Heft 6/2010 bereits deutlich älter als ein halbes Jahr, nämlich neun Monate alt und guckt wach und fröhlich und nicht etwa müde oder überreizt in die Kamera.
Was nicht stimmt: Dass ein Baby stets in optimaler Hock-Spreiz-Haltung getragen werden muss, damit es keine Hüftschäden davonträgt. Diese optimale Haltung mag geboten sein, wenn man wie in einigen Naturvölkern
sein Baby die meiste Zeit des Tages bei sich trägt und es dadurch relativ immobil hält. Bei uns, wo die überwiegende Mehrheit der Mütter und Väter das Baby durchschnittlich für eine halbe Stunde oder Stunde am Tag trägt, und wo es in der Regel viel Freiheit zum Rollen, Robben und Krabbeln hat, besteht die Gefahr von Hüftproblemen dagegen nicht. Wären BabyBjörn und ähnliche Tragehilfen tatsächlich so bedenklich, müssten in unserem Land hunderttausende Kinder mit Hüftschäden herumlaufen.
Als wir vor etwa einem Jahr für eine große Geschichte zum Thema Tragen recherchierten, führte die ELTERNAutorin Nora Imlau ein langes Gespräch mit Ulrike Höwer, der Leiterin der Trageschule Dresden. Sie bildet
Trageberaterinnen aus und ist eine fundierte Kennerin der Thematik.
Frau Höwer erklärte, man müsse zunächst einmal wertschätzend anerkennen, wie sehr die Firma BabyBjörn dazu beigetragen hat, dass in Deutschland heute überhaupt so viele Babys getragen werden. Das Tragetuch war vielen
Eltern nämlich zu kompliziert und zu öko die schnell anlegbare Trage hingegen so schick und praktikabel, dass immer mehr Babys in den Genuss des Getragenwerdens kamen.
Auch reagierte die Firma auf die Kritik an dem zu schmalen Steg und hat man sieht es auch auf dem Cover- Foto ihre Tragehilfe dahingehend verändert, dass mittlerweile auch im BabyBjörn die Spreiz-Haltung gegeben
ist. Dennoch gibt es einige Tragen, die nach Einschätzung mancher Trageexperten ergonomisch für Babys noch etwas besser geeignet sind das macht den BabyBjörn aber nicht zu einer schlechten oder gar schädlichen
Babytrage.
Auf die Frage, ob man ein Baby auch mit dem Gesicht nach vorne tragen dürfe, antwortete Frau Höwer, sie finde es falsch, jungen Eltern in dieser Hinsicht Vorschriften oder gar ein schlechtes Gewissen zu machen. Wichtig sei,
dass Babys und Eltern das Tragen gemeinsam genießen könnten und dass die Eltern auf die Signale ihrer Kinder achteten. Ein Baby, das nach einem Stadtbummel mit Gesicht nach vorn schlecht einschlafen kann und
mehr schreit als sonst, zeigt deutlich: Das waren mir zu viele Reize, nächstes Mal bitte besser abschirmen.
Umgekehrt hat ein gesundes Baby, dessen Mutter mit ihm täglich eine halbe Stunde im BabyBjörn mit Blick nach vorn in den Garten geht, und danach zufrieden und ausgeglichen wirkt, davon ganz sicher keinen Schaden
genommen im Gegenteil.
Aus dem Gespräch mit Frau Höwer haben wir als Redaktion eine wichtige Botschaft mitgenommen: Wir freuen uns für jedes Kind, das getragen wird, und für alle Eltern, die das Tragen genießen. Es ist besser, nicht
missionarisch die eine richtige Trageweise zu propagieren, sondern anzuerkennen, dass jede Familie ihren eigenen, für sie richtigen Weg zu Tragen finden muss und dass auch, was wir vielleicht als zweitbeste Lösung
empfinden, für genau diese Familie die richtige Lösung sein kann.
In diesem Sinne zeigen wir in ELTERN reinen Gewissens weiterhin Didymos-Tragetücher und Ringslings, MeiTeis und Marsupis, Manducas, Ergo- und Beco-Carrier, BabyBjörns und viele andere Tragehilfen in der Hoffnung,
damit vielen jungen Eltern Lust zum Tragen zu machen.
Wir hoffen, dass Sie durch diese Erklärung mehr Verständnis für die Auswahl unseres Titel-Fotos haben und uns auch weiterhin als interessierte und kritische Leserinnen erhalten bleiben.
Mit herzlichen Grüßen
Die ELTERN-Chefredaktion
ENDE.....
Ganz ehrlich, ich finde es gut, dass Deine Freundin ihr Baby überhaupt trägt und nicht in nem superstylischen Glitzerkiwa durch die Gegend schiebt :mrgreen: ...
So ne Mutter bin ich nämlich, ich schiebe lieber Kiwa (nein, kein Glitzerteil...), ich mag keine Tragehilfen und meine Tochter fand die auch nicht so prickelnd - steinigt mich...
Mütter sind verschieden und Babys sind verschieden und über nichts läßt sich so (schön) streiten... ;-)
LG Janine