Hallo!
Ich fürchte ich kann dir auch keine anderen Tipps geben, als schon genannt wurden. Aber
ich fühle auf jeden Fall mit dir, denn ich kenne das nur zu gut!
Als meine beiden Jungs 3,5 und 1,5 Jahre alt waren, war es für ein paar Monate wirklich schlimm! Der Große hatte den Kleinen scheinbar aus dem Nichts heraus plötzlich angefallen und gebissen und das zeitweise beinahe täglich! Der Kleine hatte sogar mehrmals Bisswunden im Gesicht. Es war wirklich furchtbar! Und es half einfach nichts. Schimpfen half nichts, aus dem Zimmer schicken half nichts, erklären und nach dem "Warum?" fragen half auch nichts. Dabei hatte ich schon den Eindruck, dass J. seinen kleinen Bruder schon gerne hatte und auch gerne mit ihm spielte.
Im Nachhinein denke ich, dass bei uns mehrere Dinge zusammen gekommen sind. Dieses "Entthronen" spielte mit Sicherheit eine Rolle. Bei uns kam aber hinzu, dass wir zu diesem Zeitpunkt für ein halbes Jahr im Ausland waren. J. konnte dort nicht in die Kita gehen und wir kannten dort niemanden. Wir waren zwar 1x in der Woche in einer Spielgruppe, aber dort wechselten die Kinder zu häufig, als dass sich feste Spielpartner hätten finden können. Wir schmorten also quasi im eigenen Saft. Ich nehme an er langweilte sich und war frustriert. Außerdem ging es auch mir selbst nicht so gut, weil ich mich dort nicht wohl fühlte und keinen Anschluss fand. Ich litt zudem durch meine Schwangerschaft unter ständiger Übelkeit und war ständig müde. Das hat J. natürlich auch gespürt und das hatte ihn wahrscheinlich noch zusätzlich verunsichrt und frustriert.
Übrigens war J. in der Kita auch ein sehr sanftmütiges Kind, welches Konflikten lieber aus dem Weg ging. Wenn er geärgert wurde, dann wehrte er sich nicht, sondern fraß alles in sich hinein. Zuhause fühlte er sich sicher und nutzte seinen Bruder als Ventil für all seinen Frust. Diese schlimme Beißphase war ja zum Glück nach ein paar Monaten zu Ende. Aber auch später noch ließ J seine Aggressionen fast ausschließlich an seinem Bruder aus, der sich leider auch lange Zeit alles gefallen ließ. Der Kleine war nie nachtragend und schaute immer zu seinem großen Bruder auf (er ist bis heute sein großer Held).
Heute sind meine Kinder 7, 5 und 3 Jahre alt und spielen zum größten Teil sehr friedlich und harmonisch zusammen. Zur kleinen Schwester waren beide Jungs von Anfang an sehr lieb. Seit sie da ist, gehen auch die Jungs untereinander friedlicher um. Ab und zu kracht es zwar noch, aber sind keine einseitigen Aggressionen mehr von der Seite meines Großen, sondern die beiden nehmen sich nichts mehr und der Kleine hat inzwischen auch gelernt sich nicht alles gefallen zu lassen.
Alle drei Kinder haben ein sehr inniges Verhältnis zueinander und können stundenlang zusammen spielen, was ich einfach wunderschön finde! :happy:
Vielleicht macht dir das ja ein bisschen Mut. Du solltest natürlich versuchen der Sache auf den Grund zu gehen und zu schauen, wo die Frustration deines Kindes herkommen könnte und ob du dagegen etwas tun kannst. Aber auch wenn du den Grund nicht findest oder nichts dagegen tun kannst, wird diese Phase vorbei gehen! Bis dahin kannst du nur versuchen konsequent zu bleiben (genau wie du hatte ich erstmal den Kleinen getröstet und den Großen ignoriert) und gleichzeitig deinem Kind Sicherheit geben (dein Kind soll nicht das Gefühl habe nicht geliebt zu werden, selbst wenn es sich schlecht verhält).
Alles Gute!