Hallo und Guten Abend,
vorweg, ich bin hier relativ frisch angemeldet, aber ich lese schon lange mit und ich war auch früher, ganz früher mal im Schwangerenforum aktiv. Also ich bin kein Zweitnick oder Fake oder sonst wer, auch wenn das aufgrund der Geschichte bestimmt viele denken werden! Aber was ich schreibe, ist nicht gelogen...
Also... ich bin 24, habe eine 3jährige Tochter <3 und ich bin bald geschieden. Je näher meine Scheidung rückt, desto mehr bekomme ich das Gefühl, dass ich versagt habe und das ich daran schuld bin, dass meine Tochter nicht in einer *heilen* Familie aufwächst.
Wisst ihr, ich bin mit 18 mit meinem Noch-Ehemann zusammengekommen und er war DER Traummann für mich. Er sah gut aus, er trug mich auf Händen, er hatte einen guten Job und verdiente gutes Geld und er hat mir einfach die Welt zu Füßen gelegt. Er hat mich von hinten bis vorne verwöhnt und naiv wie ich war, habe ich bald auch alles getan, was er wollte. Ich habe mich von meiner Familie abgewendet, weil diese mir seiner Meinung nach zu viel rein geredet hat. Ich habe mich von meinen Freundinnen abgewendet, weil diese ihm zu offen und freizügig waren. Ich habe mich ganz ihm hingegeben, ich habe ihn geliebt und wollte alles für ihn tun.
Wir heirateten, als ich 19 war, weil er das wollte; ich wurde mit 20 schwanger, weil er ein Kind wollte.
Ich muss dazu sagen, dass mein Mann auch kein Deutscher ist, sondern seine Familie aus dem Iran kommt und daher auch entsprechend konservativ ist.
Ich war damals rückblickend einfach unglaublich naiv, ich hatte auch eine scheiß Jugend und große Probleme mit meiner Mutter und habe mich damals zu Beginn unserer Beziehung einfach "in ihn geflüchtet"..
Bis zur Geburt meines Kindes war auch alles in Ordnung, danach fing aber der Ärger an. Ab da trat nämlich meine Noch-Schwiegermutter immer mehr in meinem Leben. Kaum auf dem Zimmer nach der Geburt, wurde mir eröffnet, dass Schwiegermutter ab sofort bei uns einzieht und die Erziehung übernimmt. Äh, okay, da habe ich natürlich gleich allen den Vogel gezeigt und gemeint, dass Schwiegermutter nicht einzieht... sie zog dann aber natürlich doch ein, mein Mann meinte zu mir, ich sei zu jung um ein Kind zu erziehen und ich solle meine Klappe halten.
Ich gab Widerworte und fing mir dann meine erste Ohrfeige von meinem Mann.
An dem Abend schlief ich mit Baby auf der Couch, am Morgen kamen Mann und Schwiegermutter angekrochen, um sich zu entschuldigen, die Situation sei doch für alle neu und mein Mann sei doch einfach überfordert gewesen... ich solle ihm verzeihen..
Naiv wie ich war, habe ich das auch getan und gedacht, okay, er war wirklich einfach überfordert...
Ab da begann meine Schwiegermutter aber, mich psychisch zu terrorisieren. Ich sei doch keine gute Ehefrau, ich hätte meinen Mann zum Ausrasten gebracht, ich sei schuld, wegen mir sei er jetzt in seiner Ehre geirgendwast, ich seh eien schlechte Mutter, eine schlechte Schwiegermutter, eine Schande für die Familie, wieso habe ihr Sohn nur mich geheiratet... lalalalala... ich bin an allem Schuld... und so weiter...
Ich habe meinen Mann mehrfach darauf hingewiesen, dass ich das so nicht dulde und Schwiegermutter bitte ausziehen soll, mein Mann hat aber immer nur abgewunken.. irgendwann platze mir der Kragen und ich forderte von ihm, dass Schwiegermutter auszieht, denn ich halte es so nicht mehr aus...
Es kam dann wieder so wie kurz nach der Geburt, nur dass es nicht bei einer Ohrfeige blieb, sondern ich am nächsten Tag eine blaue Backe und ein blaues Auge hatte.
Mein Mann kam zu mir und meinte, das sei alles meine Schuld, ich hätte ihn provoziert und seine Mutter beleidigt, außerdem würde ich ihm zu wenig körperliche Nähe (= Sex) geben und ich solle mich schämen. Aber weil er so nett ist, vergibt er mir erstmal und ich könne bleiben, aber Schwiegermutter bleibt auch, es folgten noch ein paar Einschüchterungen und mir wurden meine Schlüssel abgenommen, damit ich bloß nicht abhauen konnte..
Ja, jetzt werden einige aufschreien, aber ich habe damals nicht weitergewusst, ich war traumatisiert und verletzt und habe verziehen.
Puuuh, ich laber euch total voll, aber es tut mir auch gut, dass so von meiner Seele zu schreiben... aber um es kurz zu machen, nach einigen weiteren körperlichen Übergriffen seitens meines Mannes und verbalen Übergriffen seitens seiner Mutter lag ich irgendwann im Krankenhaus mit zwei gebrochenen Rippen und einem Kieferbruch. Dann bin ich erst aufgewacht und dachte mir - mal ehrlich, ist es das, was du dir unter Liebe vorstellst?
Ich bekam zum Glück gute Unterstützung vom Jugendamt, bekam einen Platz im Mutter-Kind-Heim, holte unter Polizeischutz mein Kind und meine Sachen aus unserer ehemaligen Wohnung. ich nahm wieder Kontakt zu meiner Familie auf. Meine Mutter meinte erst, ich solle mich um meinen eigenen Kram kümmern, aber nachdem sie mich besuchte und sah, wie ich zusammengerichtet war, hat sie eingesehen, dass ich ihre Hilfe brauchte.
Mittlerweile sind wir weit weg gezogen, ich habe wieder einen Job, sorge für uns beide alleine, bekomme wahrscheinlich das alleinige Sorgerecht und doch überkommt es mich immer wieder und ich gebe mir die Schuld dafür, dass alles so gekommen ist. Ich mache mir Vorwürfe, warum ich das mit mir machen hab lassen. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich nicht stark genug für mich und mein Kind war. Ich wollte doch nur eine intakte Familie, einen Mann, der mich liebt, einen guten Vater für mein Kind, alles was ich nie hatte und jetzt? :(
Ach Mann, ich weiß gar nicht, was ich gegen dieses Gefühl machen soll, ich weiß, dass es eigentlich völlig deplaziert ist, aber wie gesagt, es überkommt mich immer wieder.
Es ist jetzt 1 Jahr und 7 Monate her. Aber trotzdem... das Gefühl bleibt irgendwie.
Ich weiß gar nicht, was ich von euch hören will... ich wollte mich nur mal aussprechen, anonym. Ich danke euch, wenn ihr es bis hier hin geschafft habt :)
LG Linda