Ich habe jetzt endlich nach 7 Monaten nach der Geburt meinen Text zu Ende geschrieben. Ich musste mir die Zeit der SS und der Geburt einfach von der Seele schreiben. Wenn ihr wollt, dann lest euch den Text durch. Ist aber echt sehr lang...
Liebe Grüße :-D
Liebe Lea,
Seitdem du da bist hat sich mein Leben von Grund auf geändert. Man hat viel mehr Verantwortung, weniger Zeit, weniger Schlaf, aber das tollste im Leben geschenkt bekommen. Jedes Lächeln von dir verzaubert mich aufs Neue. Du bist so wunderschön und ich könnte dich den ganzen Tag beobachten. Egal ob du wach bist oder schläfst, du begeisterst mich.
Der Tag deiner Geburt war mit einer der Schönsten. Die Geburtsschmerzen waren fürchterlich, doch als ich dich das erste Mal in meinen Armen hielt, waren alle Schmerzen vergessen. Am 11.September 2011 um 20:00 Uhr hast du das erste Mal angekündigt, dass du nun auf die Welt kommen möchtest. Dein Papa und ich scherzten noch, dass du dann ja doch ziemlich pünktlich kommen wolltest. Schließlich war der 11.09.11 dein errechneter Geburtstermin. Die ganze Nacht über kämpfte ich mit den Wehen. Am 12.September 2011 um 09:56 Uhr hast du dann das Licht der Welt erblickt.
Du bist so wunderschön gewesen, vom ersten Tag an. Deine Haut war so rein und weich. Du tatest sofort deinen ersten Schrei. Es war so wundervoll dies zu hören, zu hören, dass alles in Ordnung ist. Deine Haut war anfangs noch etwas bläulich, wie das bei Babys so üblich ist. Dies änderte sich aber nach kürzester Zeit. Dein Papa schnitt die Nabelschnur durch. Ich bin froh, dass er die ganze Zeit über dabei gewesen ist. Keine Minute bereute ich, dass er da war. Er hat mich toll unterstützt.
Nach zweistündigem Kennenlernen wurden wir zusammen auf unser Zimmer im Krankenhaus gebracht. Dieses wundervolle Gefühl, vorbei an anderen (Noch-)schwangeren mit dir im Arm durch das Krankenhaus gefahren zu werden kann man kaum beschreiben. Einerseits total erschöpft von der Anstrengung einer Geburt, andererseits das Lächeln, das man von jeder Seite her bekam. Ich war so stolz, dich auf die Welt gebracht zu haben, meine ganze Kraft zusammengenommen zu haben und dich bald aller Welt zeigen zu dürfen.
Man muss zugeben, die Schwangerschaft verlief nicht gerade einfach. Ich musste viel liegen. Ständig wiederkehrende Blutungen und einen Embryo verlieren zu müssen kostete mich ganzschön viel Kraft. Doch das Gefühl dich bald gesund und munter im Arm halten zu dürfen bekräftigte mich. Jede neue Untersuchung, jeder neue Ultraschall, jedes Herzschlagen von dir kam mir immer so unrealistisch vor. Ich konnte nicht glauben, dass da wirklich ein kleines Menschlein in mir wuchs. Je größer der Bauch wurde, umso realistischer wurde es. Jeder konnte nun sehen, was sich da in meinem Bauch befand. Eine Schwangerschaft ist toll. Ich möchte keinen Tag davon missen, auch wenn es anfangs schwer war. Jederzeit würde ich nochmal auf eine Schwangerschaft eingehen.
Die ersten Monate der Schwangerschaft waren die, die ich persönlich am anstrengendsten empfand. Die ersten drei Monate sind sowieso kritisch bei Schwangerschaften. Man weiß nicht ob der Embryo bleibt oder durch eine eventuelle Krankheit oder Behinderung abstirbt. Danach wurde es besser. Die magische 12-Wochen-Grenze war überschritten. Man konnte nur hoffen und seinem Kind vertrauen.
Am 19.April 2011 musste ich, trotz dass ich mich so unendlich auf dich freute eine kleine Gedenkpause einlegen. Der 19.April 2011 war der Tag an dem unser erstes Kind zur Welt kommen sollte. Leider erlitt ich während der ersten Schwangerschaft eine Fehlgeburt. Festgestellt wurde dies in der elften Schwangerschaftswoche. Das war ein sehr harter Schlag ins Gesicht und ich war mit den Nerven total am Ende. Trotz dessen denke ich, man sollte daran denken, was gewesen wäre, wenn alles gut verlaufen wäre, am 19.April jeden Jahres werde ich wahrscheinlich inne halten und daran denken. Doch man darf sich nicht zu sehr festsetzen. Man muss sich an dem erfreuen was man hat. Nämlich DICH !!!
Auch denke ich sehr oft daran, dass du ein Zwilling hättest werden sollen. Sogar eine zweite Plazenta war bei deiner Geburt zu sehen. Ich denke sehr oft darüber nach, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich zwei von euch süßen Mäusen gehabt hätte, was der Embryo wohl hatte, ob du es vielleicht sogar im Inneren spürst, dass da etwas fehlt. Dies sind alles Fragen auf die ich wohl nie eine Antwort bekommen werde.
Man muss die Dinge so sehen wie sie kommen und alles so hinnehmen.
Ich bin dankbar für jeden Tag mit dir, dein Lächeln, dein Grimassen ziehen, deine Fortschritte, die du mir jeden Tag aufs Neue zeigst.
Die ersten 20 Wochen kamen einem vor, als ob die Zeit nicht vergehen würde. Die Zeit zog sich. Zwanzig Wochen, eine Zeit in der man denkt, 20 Wochen sind so schnell vorbei, Halbzeit der Schwangerschaft und doch noch so sehr weit weg. Überall erzählte ich, dass ich nun die Halbzeit geschafft hätte. Eine Zeit voller Gedanken, Angst und überwältigende Freude zugleich. Ich freute mich auf dich. Jeden Tag ein bisschen mehr. Je größer du wurdest und man dich auf dem Ultraschall besser erkennen konnte wurde ich optimistischer. Bald nun würde ich dich in den Armen halten. Ich freute mich so sehr.
Die letzten 20 Wochen vergingen wie im Flug. Jede Woche wurde gezählt, jede noch so kleinste Bewegung von dir im Bauch wurde realisiert. Jeder Tritt, jedes auf die andere Seite drehen, jeder Schluckauf. Ich spürte einfach alles von dir. Es war wundervoll. Jetzt schon vermisste ich die Schwangerschaft.
Am Ende der Schwangerschaft hatte ich 18 Kilo mehr auf der Waage und einen Bauchumfang von 110 cm!! Dieses Gewicht mit einem herum zu tragen war nicht immer leicht. Dass du dabei nur ca. 3 Kilogramm haben solltest, war völlig unfassbar.
Die Tage vergingen und es tat sich nichts. Ab und an eine Übungswehe, die aber nicht als sonderlich schlimm empfand. Man kann diese Übungswehen wie normale Bauchschmerzen erklären. Sie kamen und gingen. Jedes Mal habe ich daran gedacht, dass es wohl bald los gehe. Keine Reaktion.
Vier Wochen vor deinem errechneten Termin hatte ich das Gefühl die Fruchtblase wäre geplatzt. Dies war ein erneuter Termin im Krankenhaus. Zwei vorherige stationäre Aufnahmen waren am Anfang der Schwangerschaft bezüglich immer widerkehrenden Blutungen. Dies bestätigte sich zum Glück, nach ausgiebiger Untersuchung, Ultraschall und Wehenschreiber nicht. Schließlich wollten wir in zwei Tagen heiraten.
Das konnten wir dann auch getrost machen und erlebten einen wunderschönen Hochzeitstag. Wir heirateten Standesamtlich, gingen Essen und ließen den Tag dann zu zweit mit einem schönen Alkohol freiem Cocktail ausklingen.
Die Zeit verging und so kam es, dass ich am Abend des 11.September 2011 die ersten richtigen Wehen verspürte. Erst konnte ich es gar nicht glauben, da es beim Frauenarzt hieß, dass wir wohl übertragen werden, dass es dir da drin wohl gefällt und wir noch etwas warten müssten. Aber als die Wehen an diesem Abend regelmäßig waren , abends um acht schon alle 6 Minuten kamen, riefen wir dann doch mal im Krankenhaus an. Sie meinten wir können und schon mal langsam auf den Weg machen.
Wir packten unsere Sachen, hatten uns schon vorbereitet auf den Tag an dem du kommen solltest. Dein Papa meinte noch, dass, wenn du noch am 11.September auf die Welt kommen wolltest, du dich ganz schön beeilen müsstest. Schließlich hatten wir nur noch vier Stunden! Ich sagte nur, dass wir das wohl nicht mehr schaffen würden. Und ich behielt Recht!
Wir fuhren also abends um elf los in Richtung Krankenhaus. Die Wehen wurden immer stärker und kamen mittlerweile im 4-Minuten-Takt. Wir waren sehr aufgeregt. Keiner von uns beiden wusste genau was auf uns zukommen würde, wie der Ablauf sein wird, wie du aussehen würdest, ob alles in Ordnung ist, usw Das allerbeste aber fand ich, dass dein Papa die ganze Zeit dabei sein wollte.
Kaum im Krankenhaus angekommen, wurde ich untersucht und an den Wehenschreiber angeschlossen. Der Muttermund war schon 3 cm geöffnet. Das war ein gutes Zeichen, denn zu einer Geburt muss der Muttermund zehn Zentimeter geöffnet sein. Die Wehen kamen regelmäßig. Dein Papa schaute die ganze Zeit auf die Uhr. Er sagte immer wieder, jetzt müsste wieder eine Wehe kommen. Und so war es dann auch. Unregelmäßigkeiten gab es also wirklich keine mehr.
Da ich die ganze Zeit auf eine Wassergeburt hoffte und mir auch gesagt wurde, dass ich gerne in die Wanne gehen könne war ich echt erleichtert. So kam es also, dass ich um ein Uhr nachts in der Wanne saß. Schön warmes Wasser und Lavendelöl sollten die Wehen etwas lindern. Diese wurden aber immer schlimmer. Ich hatte tierische Rückenschmerzen, zumindest kam es mir so vor. Dein Papa saß immer noch geduldig neben mir und hob mir immer wieder das Handtuch auf, das vom Badewannenrand rutschte. Er war mir immer eine super Hilfe, auch wenn er mir die Wehen und die Geburtsschmerzen nicht abnehmen konnte.
Um halb fünf entschied ich mich dann doch für eine PDA, obwohl ich die Geburt so durchziehen wollte. Ich wollte stark sein. Doch leider verließ mich die Kraft am Ende doch. Keiner wusste wie lange es noch dauern würde, ob die Schmerzen stärken werden würden. Also sagte ich einer Hebamme Bescheid, die dann alles in die Wege leitete. Es musste ein spezieller Arzt kommen, der die PDA legen würde.
Ich verließ gegen fünf die Wanne. Hätte ich vorher gewusst, dass die Schmerzen dabei noch schlimmer werden würden, hätte ich dies wohl eher sein lassen. Die Hebamme meinte, dass das eine Reaktion ist, wenn man aus dem warmen Wasser heraus kam. Ich musste dies wohl so hinnehmen. Die Schmerzen waren unerträglich, ich hatte das Gefühl, dass man mich einmal umbog, aber in die Richtung zu der es normalerweise nicht geht.
Um kurz nach fünf lag ich dann im Kreissaal auf der Liege. Die Hebamme bereitete die PDA vor bis der Anästhesist kam und mir die PDA legte. Dein Papa konnte auch dabei bleiben. Die PDA empfand ich als relativ angenehm. Den Stich der dann doch etwas längeren Nadel spürte man, klar, aber ich hoffte zu diesem Zeitpunkt noch auf Besserung der Wehen und war deshalb sehr optimistisch.
Die ganze Zeit über wurden deine Herztöne abgehört und nach dir geschaut ob alles in Ordnung ist. Oft hört man ja von Komplikationen während der Geburt, aber all dies blieb uns zum Glück erspart. Dir ging es wunderbar und du bereitetest dich auf dein Kommen vor.
Gegen halb sechs morgens merkte ich, dass die Fruchtblase geplatzt sein musste. Zumindest war alles komplett nass. Ich dachte, nun kann es ja nicht mehr lange dauern.
Leider wirkte bei mir die PDA nur einseitig und ich bekam schlimme stechende Schmerzen auf der anderen Seite, an der Seite an der die PDA nicht wirkte. Der Anästhesist versuchte nochmal nach zu spritzen, es half aber nicht wirklich. Er meinte, dass ich wohl eine krumme Wirbelsäule hätte und dass man deshalb sehr schlecht an den Punkt kommen würde, an der er die PDA legen müsse.
Die Hebamme kam und schaute nach meinem Muttermund, bei dem sich seit Ankunft im Krankenhaus nicht viel verändert hatte. Diesmal staunte sie und sagte, dass sich jetzt endlich was tun würde. Der Muttermund sei innerhalb von einer halben Stunde dann auf zehn Zentimeter aufgegangen. Ich war froh, dies zu hören. Nun konnte es wirklich nicht mehr lange dauern.
Schmerzen hatte ich weiterhin, mittlerweile war es aber eher ein heftiger Druck den ich verspürte. Klar, du drücktest nach unten und wolltest raus.
Wir versuchten alles, um die Geburt so einfach wie möglich zu machen. Um kurz vor halb zehn am 12.September schaute ich auf die Uhr und meinte, dass ich nicht mehr könne. Ich war mit meiner Kraft am Ende. Doch trotzdem nahm ich nochmals all meine Kräfte zusammen und schob mit. Die Hebamme meinte, dass dein Papa mal schauen solle, man würde deine schwarzen Haare schon sehen. Eigentlich hatte ich deinem Papa gesagt, dass er nicht schauen soll, aber ich glaube in diesem Moment realisierten wir beide das ganze Geschehen nicht und er folgte der Hebamme aufs Wort und schaute. Er war total fasziniert.
Komischerweise wartete ich die ganze Zeit über darauf, dass ich deine Nase spüren könnte, warum auch immer, sie war ja so klein und im Gegensatz zu allen anderen Körperteilen von dir ja nicht wirklich spürbar. Warum ich das tat ist mir bis heute noch ein Rätsel.
So kam es, dass die Hebamme um zehn vor zehn dann sagte, jetzt noch zwei Mal kräftig schieben, dann ist Ihre kleine Maus da! Ich freute mich so sehr und nahm ein letztes Mal, obwohl ich schon total fertig war, all meine Kräfte zusammen und schob.
Dein Papa konnte sich nicht mehr losreisen und stand neben der Hebamme um genau zu beobachten was da vor sich ging und sah somit genau wie du dich unter der Geburt zu drehen begannst und schließlich aus mir heraus rutschte und das Licht der Welt erblicktest.
Dein erster Schrei war eine Art Erleichterung, Frohsinn, Freude und Glück zugleich. In diesem Moment ist alles von mir abgefallen. Die schlimmen Gedanken, die Schmerzen, einfach alles.
Du wurdest mir sofort auf den Bauch gelegt. Die Nabelschnur, die dich mit mir verbunden hatte steckte mit der Plazenta noch in mir. Eine Weile später sollte auch diese zum Vorschein kommen. So war es dann auch und der Zeitpunkt war gekommen, dass dein Papa, nachdem wir gefragt wurden wer es machen wolle, die Nabelschnur durch schnitt. Von diesem Zeitpunkt an warst du auf dich alleine gestellt.
Nach zweistündiger Kennenlernzeit wurdest du vermessen und gewogen. Ich wurde in dieser Zeit medizinisch versorgt. Die Nähte die man setzen musste verspürte ich gar nicht mehr. Ich war so voller Adrenalin, so voller Glück. Dein Papa war die ganze Zeit bei dir und lies dich nicht mehr aus den Augen. Ich glaube, er war und ist es immernoch der glücklichste Papa auf der Welt. Dieses Strahlen in den Augen werde ich nie vergessen. Als er vor lauter Glück sogar geweint hatte stellte mich total positiv auf alles was kommen mochte. Ich wusste, dass du die richtige Entscheidung warst und wir keinen Tag an etwas anderes denken würden.
Wir konnten uns bis zum Tag deiner Geburt nicht wirklich auf einen Namen einigen. Ich wollte immer eine Louisa. Dein Papa wollte Lea. Nicht, dass ich den Namen Lea nicht schön fand, ich hatte mich einfach nur total auf Lousia festgesetzt. So entschieden wir das am Tag deiner Geburt fest zu legen. Und so kam es, nachdem dein Papa so toll unter der Geburt war, ach, ich würde ihn jedes Mal aufs Neue wieder mitnehmen, dass ich ihm den Gefallen tun wollte und beschloss dich dann letzten Endes doch Lea zu nennen. Aber mit der Bedingung, dass Louisa dein zweiter Name werden sollte. Dein Papa war damit einverstanden. Allerdings wollte er dich ohne O schreiben, also Luisa. Auch auf das konnten wir uns noch im Kreissaal nicht einigen. So schrieb die Hebammenschülerin einfach Lea L. auf dein Armbändchen! Das war natürlich rosa und es standen all deine Daten darauf. Letzten Endes entschieden wir uns dann doch für die Schreibweise ohne O und so hast du von diesem Tag an Lea Luisa geheißen.
Die Geburt verlief alles andere als einfach und schnell. Von Anfang bis Ende hatten wir dann vierzehn Stunden herum gebracht und waren am Ende einfach nur froh dich in den Armen halten zu können. Auch wenn es schwer war, nicht aus medizinischen Gründen, aber einfach aus Kraftgründen war es eine wirklich schöne Erfahrung. Ich möchte es nicht missen und dich schon dreimal nicht!