Guten Abend,
ihr müsst wissen, dass ich seit Wochen überlege, ob ich hier darüber schreiben soll oder ob es besser wäre, es zu lassen....
Ich hab Angst vor Gemeinheiten, denn diese würden mich bei diesem Thema wirklich sehr treffen.
Da es nicht vermeidbar ist, nehme ich es in Kauf.....
Ich möchte es mir von der Seele schreiben.... Ich werde mich aber vor niemanden rechtfertigen, ich schaff es noch nicht einmal bei mir selbst....
Im Februar diesen Jahres hielt ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand....
Ja, wir waren fahrlässig...
Ja, wir haben nicht verhütet... Ich war so naiv, dumm und leichtsinnig zu denken, ich könne mir meine fruchtbaren Tage ausrechnen....
Als ich den Test sah, empfand ich nichts....
Keine Freude.... Keine Ablehnung.... Ich ignorierte es.... Verdrängte es.... Kaum zu glauben, aber ich "vergas", dass ich schwanger war.... Ich dachte nicht mehr drüber nach.... Für einige Wochen....
Ca. 6 Wochen später ging ich zum Arzt.... 10ssw....
Baby gesund, Herzschlag war da.....
Ich ging sehr emotionslos an die Sache.....
Es folgten weitere Untersuchungen....
"Es wäre sehr riskant das Kind auszutragen, ihre KS-Narbe ist noch nicht vollständig verheilt.... (ich hatte Wundheilungsprobleme nach der OP).... Es könnte zu einem Gebärmutterriss während der SS kommen, somit wäre das Leben des Kindes und Ihres sehr gefährdet.... Ich empfehle einen Abbruch!"
Ein Abbruch.... Ich.... Ich war immer dagegen, hatte nichts übrig für Frauen, die sowas taten... Dachte nur in schwarz und weiß.....
Ich unterhielt mich lange mit dem Arzt.... Er hatte einen festen Standpunkt....
Austragen=sehr hohes Risiko für Mutter und Kind....
Was wäre, wenn mir was passiert? Was wäre mit meinem Sohn gewesen?
Ich hatte keine Bindung zu meinem Kind im Bauch....
Dachte nicht weiter drüber nach.....
Bekam meine Überweisung.... Meldete mich in der Klinik an.... Vorgespräch, Untersuchung (auch der Arzt in der Klinik "drängte" zum Abbruch)....
Zwei Tage später hatte ich den Termin....
Ich führte ein Zäpfchen ein, welches den Muttermund weich machen sollte...
Lag auf einer Liege für zwei Stunden....
Wurde abgeholt, in den OP geschoben.... Und dann wurde es dunkel....
10min später war alles vorbei... Ich wachte auf, fühlte mich körperlich gut....
Draußen wartete meine Mutter....
Danach gingen wir in die Cafeteria und tranken Kaffee und ich aß ein Stück Käsekuchen....
Ich war erleichtert.... Hatte es doch nun hinter mir... Die Angst vor der OP.... Ich dachte nicht mehr drüber nach....
MIr ging es gut......
Die Wochen vergingen und so langsam begann es an mir zu nagen.....
Erst ein bisschen..... Jetzt frisst es mich auf......
Ich geh daran kaputt.....
Ich bin nur noch traurig, nur mein Sohn bringt mich zum Lächeln....
Innerlich fühle ich mich tot....
Ich weine jeden einzelnen Abend im Bett.... Die Beziehung leidet sehr... Mein Mann weiß nicht, wie er mir helfen kann, ist überfordert.... Tröstet mich immer mit den selben Worten "du hast das Richtige getan.... gib dir nicht die Schuld!".... Diese Sätze machen mich wütend.... Könnte schreien....
Ich vermisse dieses Kind.... Es war mein Kind.....
Wieso habe ich es nicht versucht? Wieso habe ich nicht mehrere Meinungen von Ärzten eingeholt? Ich hab es einfach hingenommen....
Mir tut es so leid, dass ich dieses Kind nicht liebte, als es noch unter meinem Herzen lebte.... Dass ich es ignoriert habe, weil ich so überfordert war mit dem Gedanken, noch ein Kind in die Welt zu setzen.....
Ich sehe mich immer wieder, wie ich mich auf den OP-Tisch legte.....
Am 18.Oktober wäre der ET gewesen....
Ich hasse mich, ja ich hasse mich abgrundtief, dass ich es getan habe....
Ich weiß nicht, wie ich da wieder raus komme.....
Ich weiß nicht, wie ich lernen soll, damit umzugehen....