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Einerseits finde ich es echt Wahnsinn, wie du dich für deine Tochter einsetzt und versuchst, ihr alles zu ermöglichen. :super:
Prinzipiell scheint sie ja schon akzeptiert zu sein, nur fühlt sie sich ab und an unverstanden bzw. allein. Da ist sie aber sicher nicht die einzige, sowas ist in diesem Alter durchaus normal.
Ich sehe hier zwei Ansatzpunkte:
Sie hat, durch ihre Blindheit bedingt, eine Art Sonderstatus, der nunmal unumgänglich ist, ihr aber schwer missfällt. Sie hofft, durch einen Klassenwechsel diesen Status zu verlieren, in der Realität wird sie ihn aber immer haben, es sei denn, sie befindet sich in einer Blindenklasse.
Andererseits versetze ich mich gerade in die Lage ihrer Klassenkameraden: Die Pupertät beginnt und die Mutter einer Klassenkameradin (ich klammere das Blindsein jetzt erstmal aus) engagiert sich sehr für ihre Tochter, sie steht in regen Kontakt zu den Lehrerin und bespricht die Entwicklung ihrer 13-Jährigen Tochter intensiv mit ihnen. Die Anderen bekommen das natürlich irgendwie mit und nehmen das zum Anlass, um deine Tochter in irgendeiner Art auszugrenzen. Es reicht schon, wenn ab und an ein dummer Spruch kommt. Das Selbstbewusstsein ist in diesem Alter enorm verwundbar.
Vielleicht würde es schon helfen, wenn du ihr ein wenig mehr Eigenständigkeit, Freiheit usw. gibst? Ich weiß, das klingt jetzt fies, aber so ist es wirklich nicht gemeint. Aber es ist eben so, dass die Eltern von Durchschnittskind eher wenig Kontakt zu den Lehrern haben und auch nicht jedes Problem mit ihnen besprechen. Ich denke, du möchtest deine Tochter so gut es geht unterstützen und jetzt, wo sie in die Pupertät kommt, wird es ihr eventuell einfach zu viel. Sie möchte sich abkapseln, Verantwortung übernehmen, reifer werden.
Auch einen Psychologen halte ich im Moment noch nicht für notwendig. Von wem hat sie denn die Sache mit dem Ritzen? Vielleicht hat sie sich mit Klassenkameradinnen darüber ausgetauscht, vielleicht wollte sie es einfach mal ausprobieren, vielleicht wollte sie die Reaktion testen, vielleicht machen es andere und sie wollte dazu gehören?
Ich will das auf keinen Fall verharmlosen, aber manchmal ist es gar nicht so schlimm, wie man denkt.