Lest das mal zu den Fruchtzwergen...
Fruchtzwerge : "Ohne Kristallzucker"
Die Werbung
Die neuen Fruchtzwerge werden beworben "Ohne Kristallzucker". Nun dass muss doch nun wirklich gesund sein, denkt sich da die Hausfrau. "Ohne Kristallzucker" heißt doch ohne Zusatz von Zucker oder ?
Die Wirklichkeit
Leider nein. Ohne Kristallzucker sagt nur aus, dass nicht Zucker in Kristallform zugesetzt wurde. Das bedeutet es wurden weder Zuckerwürfel, noch Zuckerstaub noch sonst wie fester Zucker zugesetzt. Es heißt aber nicht, dass kein Zucker zugesetzt wurde oder auch nur die Süße nur aus den Früchten stammt. Das ist schlecht möglich, denn von Früchten enthält ein Becher Fruchtzwerge gerade mal 3 Gramm (Oder was denken Sie bedeutet das Wort "Zwerge" in Zusammenhang mit dem Wort "Frucht"....?).
Es gibt jedoch noch Zucker der nicht Kristallzucker ist. Zum einen kann dies Rohr- und Rübenzucker (Saccharose) in flüssiger Form sein, aber hier würden ziemlich schnell die lebensmittelchemischen Untersuchungsämter einschreiten. Denn wenn man den Zucker erst mal im Produkt hat so gibt es keinen Unterschied ob die Saccharose in fester oder flüssiger Form vorliegt.
Kein Kristallzucker heißt eigentlich nur, dass ein anderer Zucker verwendet wurde, Was das erklärt der Hersteller so:
"gesüßt wird nun mit der Süße aus Früchten - der Traubenfruchtsüße. Traubenfruchtsüße ist ein Dicksaft, der aus reifen Trauben gewonnen wird.
Er besteht hauptsächlich aus Wasser, Fruchtzucker und Traubenzucker. Traubenfruchtsüße verfügt über eine ganz besondere Süßkraft."
Also zum ersten hat man einen Zucker durch einen anderen ersetzt. Zum zweiten stimmt die Reihenfolge nicht : Trauben enthalten vorwiegend Traubenzucker (Glucose) und nur wenig Fruchtzucker (Fructose). Oder warum meinen sie nennt man die Glucose umgangssprachlich auch "Traubenzucker" ?
Interessanter wird die folgende Passage:
"Durch den Einsatz der Traubenfruchtsüße wird der Kristallzucker nicht mehr benötigt. Und der Gesamtgehalt aller Zuckerarten, einschließlich Milchzucker, konnte von 15,8% auf 14,6% gesenkt werden, bei FruchtZwerge Weniger Süß sogar von 13,5% auf 12,5%."
Nun warum ist dies so interessant ? Die einzelnen Zuckerarten haben ein unterschiedliches Süßungsvermögen. Der Rohr und Rübenzucker den man im Haushalt verwendet, hat eine besonders hohe Süßkraft. Setzt man seine Süßkraft gleich 100 so hat Glucose nur eine von 60 und Milchzucker eine von 10-20. Dagegen hat Fruchtzucker eine Süßkraft von 120. Wenn der Hersteller also Saccharose durch andere Zucker ersetzen will und dabei die Menge reduzieren, so muss er vorwiegend Fruchtzucker einsetzen, nicht aber Traubendicksaft.
Der Laie staunt und der Lebensmittelchemiker murmelt etwas von "HFCS" in seinen Bart. Bei HFCS (High Fructose Corny Sirup) handelt es sich um ein Gemisch von Glucose und Fructose. Hergestellt wird HFCS durch enzymatische Umwandlung von Stärke zu Glucose und anschließender Umwandlung eines Teils de Glucose zu Fructose durch ein Enzym.
Es dürfte sich um den HFCS handeln, denn der Hersteller eingesetzt hat. Nur dies macht auch finanziell einen Sinn. Denn trotz EU Subvention ist natürlich noch immer Zucker aus Trauben ungleich teurer als Rübenzucker und dieser weitaus teurer als Zucker der aus Stärke (Kartoffel, Mais oder Weizenstärke) gewonnen wird. Es wäre auch sonst nicht zu verstehen, warum der Hersteller einerseits nur 3 g Früchte pro Becher einsetzt, aber andererseits dann den Zucker aus Trauben hinzusetzt.
Eine andere Möglichkeit wäre normaler Glucosesirup, das ist enzymatisch in Zucker zerlegte Stärke. Sie ist der Standardzucker in der Lebensmitelindustrie, sehr preiswert, da in großen Mengen verfügbar. Allerdings braucht man davon mehr als von der Saccharose. Daone äußert sich mit natürlich nicht dazu. Durch einen Prozess vor dem Oberlandesgericht Wien wurde allerdings klar, was Fruchtzwerge enthalten: Reine Glucose, die wie oben beschrieben nicht aus Trauben gewonnen wird und auch keinen besonderen Nährwert hat. Das OLG Wien kommt daher zu dem Schluss, dass Danone versuche, durch diese Werbelinie den unrichtigen Eindruck zu erwecken, das Produkt "Fruchtzwerge" habe einen besonders ernährungsphysiologischen Wert und untersagte diese Form der irreführenden Werbung. Offenbar haben es die österreichischen Verbraucher besser.
In der Summe ist es natürlich egal woher der Zucker stammt, es sind in jedem Falle leere Kalorien, und dies nicht zu knapp, denn Erfrischungsgetränke oder Früchte enthalten im Schnitt nur 9-10 % Zucker und nicht 14.6 % wie die Fruchtzwerge. Vor allem ist es aber eine irreführende Werbung, denn sie suggeriert, dass die Süße nur aus Früchten stammt und damit ein Verstoß gegen 17 Abs. 1 Nr. 5 LMBG. Ich bin mal gespannt wie lange es dauert bis diese Werbung auch in Deutschland verboten wird....
Noch leckerer sind übrigens die anderen Bestandteile der "Fruchtzwerge". Früher waren diese noch aus Frischkäse hergestellt und enthielten 20 % Fett. Im Vergleich dazu: Normaler Fruchtjogurt enthält 3.5-5 % Fett und Sahnejogurt 10-12 % Fett. der frühere Slogan "So wertvoll wie ein kleines Steak" musste eingestellt werden, weil nur die Kalorienmenge so groß wie dies eines Steaks war, Fruchtzwerge durch den hohen Fett- und Eiweißgehalt aber nur ein Drittel des Eiweiß einen Steaks mit dem gleichen Energiegehalt enthielten. Danach hat man die Fettmenge auf das Niveau normaler Jogurts reduziert.
Da man sie so gern mit Milch vergleicht hier mal eine kleine Gegenüberstellung. Alle Werte bezogen auf 100 g des Produkts. Bei Fruchtjogurt gibt es je nach Hersteller Schwankungen in der Zusammensetzung. Ich habe daher die in verschiedenen Werken angegeben Werte als Bereich angegeben.
Fruchtzwerge Fruchtzwerge weniger süß Fruchtjogurt Vollmilch
Energie 489 KJ 452 KJ 391-420 KJ 270 KJ
Eiweiß 6.5 g 6.5 g 2,9-3,9 g 3.5 g
Kohlenhydrate 14.6 g 12.5 g 13,5-15,5 g 4.8 g
Fett 3.5 g 3.5 g 2,6- 3.1 g 3.5 g
Calcium 130 mg 130 mg 100 mg 120 mg
Riboflavin 0.24 mg 0.24 mg 0,15 mg 0,18 mg
Vitamin B12 0.20 µg 0.20 µg 0,42 µg
Diese "Masche" zieht nun weitere Kreise. Nach Fruchtzwergen werben nun auch andere Lebensmittel mit dem Motto "Ohne Kristallzucker", schließlich hat es ja bei den Fruchtzwergen so gut funktioniert.