Jetzt bin ich schon über ein Jahr lang Mama. Nicht besonders lange, blickt man etwas in die Zukunft und damit auch auf noch mindestens 17 Jahre plus Studium (hoffentlich. .)! Aber doch lange genug um die eigenen Eltern mit ganz anderen Augen zu betrachten. . .
Wie lange durfte ich als kleines Kind keine Cola trinken, musste immer superpünktlich ins Bett, sogar in den Ferien (damit mir nachher das aufstehen bei Ferienende nicht so schwer fällt. .jaja!), durfte nie meine Trinkflasche mit ins Bett nehmen, mein Zähne putzen wurde so genau überwacht wie Fort Knox und wehe meine Hausaufgaben waren nicht ordentlich gemacht, da wurden noch Seiten rausgerissen und ich musste alles neu schreiben!
Auf wie viele Partys ich nicht gehen durfte, habe ich eine Zigarette oder Alkohol nur angeschaut und zack, war mein Handy oder mein Nintendo weg. .oder es gab mindestens Hausarrest. Ich bekam höllischen Ärger weil ich Telefonrechnungen in astronomischer Höhe produzierte und bekam mal dermaßen den Arsch voll, weil ich eine ganze Nacht wegblieb ohne nur einen Ton zu sagen, dass ich bestimmt drei Tage nicht sitzen konnte.
Und Sätze wie "Morgen weht hier ein anderer Wind!" und "Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst. . " konnte ich schon in Originalbetonung und Lautstärke mitsprechen.
Wie oft hab ich meine Mutter als Rabenmutter beschimpft, geschworen dass ich mit 18 ausziehen werde und nie wieder zurück komme und überhaupt, wenn ich mal selbst Kinder hab, eine eine Million mal coolere Mutter zu werden.
Jetzt bin ich 22 Jahre alt und meine Kröte ist nicht mal ganz 16 Monate alt, und oh Himmel, ich bin wie meine Mutter! Ich höre mich die selben Sätze sagen und würde meine Maus am liebsten den ganzen Tag unter eine rießige Käseglocke setzen.
Ich bekomme einen Herzinfarkt wenn sie hinfällt, muss mitweinen wenn sie mir ein Körperteil hinhält und "Aua, Aua!" sagt und krieg die Krise wenn ich feststelle, dass sie heute erst eine Portion Obst und Gemüse gegessen hat. Alles was sie isst muss Bio sein und wehe vor den Keksen die sie nascht, steht nicht Dinkel- davor!
Ich weiß es jetzt schon, ich werde eine schlimme Mama sein. Ich liebe meine Maus so sehr, dass ich mir am liebsten garnicht vorstellen will, dass sie irgendwann zur Schule geht, auf Partys möchte, bei Freundinnen schlafen will, ihren ersten Freund hat, auszieht und ihre eigenen Wege geht. . .
Heute sage ich: "Danke Mama!"
Heute weiß ich, dass du nur Angst um mich hattest. Dass du nur wolltest dass ich immer gesund bin, dass du nur wolltest dass mir niemand wehtut, dass du nur wolltest, dass ich den richtigen Weg gehe und Erfolg habe.
Heute sage ich: "Entschuldigung Mama!"
Heute weiß ich, wie du dich gefühlt haben musst, wenn ich nicht heimkam, dass es weh getan hat, wenn ich rumgetrötet habe, was für eine Rabenmutter ich doch habe und wie undankbar der Job einer Mutter ist, wenn man doch immer nur das Beste will und das alles aber aus Prinzip auf dem "Schikane-Kanal" ankommt.
Danke dass du mich zu einem tollen Menschen gemacht hast!
Und ich kanns kaum erwarten bis morgen früh dass Babyphone anspringt und ich meine Maus abknutschen kann um ihr danach ein ganz tolles Super-Bio-Hafer-Dinkel-Vollkorn-Obst-Frühstück machen kann, denn wie schnell wird sie groß und ich schreie "AB MORGEN WEHT HIER EIN ANDERER WIND!" und sie knallt die Türen und nennt mich eine Rabenmutter. .trotzdem hoffe ich, dass sie irgendwann auch sieht, dass ich das alles nur mache, weil ich sie über alles alles liebe.