An Deinem Beispiel erkenne ich ein großes Problem unserer Zeit
Junge Frauen sind heute hervorragend ausgebildet. Haben nach dem Abi studiert und oft noch promoviert. Oft haben sie -wie Du- beruflich dann auf der Überholspur gelebt. Der Traummann war irgendwann da und man hatte eine tolle, erlebnisreiche und gleichberechtigte Zeit zusammen. Dann fehlt nur noch die Hochzeit und das erste Kind zum vollendeten Glück :FOU:
Tja, und dann treten sehr viele Frauen in die traditionellen Fußstapfen der Mütter, Großmütter etc. Sie empfinden es als vollkommen selbstverständlich aufzuhören zu arbeiten...vielleicht mal halbtags, irgendwann... bleiben jahrelang auf der Strecke. Die meisten haben sich nie wirklich damit auseinander gesetzt, dass sie diese Rollenaufsplittung zu einem Hausmuttchens werden lässt, dass pünktlich um 6 Uhr abends das Essen für ihren Mann auf den Tisch stellt und alleine für Kinder und Haushalt zuständig ist. Von der Abhängigkeit vom Mann mal ganz zu schweigen. Anders geht es scheinbar nicht....alle anderen machen es doch auch so...sonst ist man eine schlechte Mutter. Ein schlechter Vater ist ja ganz was anderes......
Siehst Du den Fehler?
Der Fehler passiert bei der Weigerung zur Verhandlung mit dem Mann VOR einem Kind.
Frau vertraut darauf, dass schon alles gut und richtig so sein wird. Der Mann unterdessen sieht die Frau, ab dem Zeitpunkt wenn das Kind da ist, immer mehr auch in der Rolle seiner eigenen Mutter, die ihm ein sauberes Zuhause, Nahrung und Wärme gespendet hat. Dafür nimmt er mittlerweile die komfortablere Rolle des Vaters als "Ernährer" ein und stellt sich damit auf eine höhere Stufe als seine Frau. Oftmals verstehen Frauen dann nicht was genau sich eigentlich geändert hat. Sie sehen nur, dass sie immer unzufriedener in ihrer Ehe werden, sind aber auch nicht bereit etwas an ihrem Rollenbild zu ändern, da es ja "normal" ist wie man lebt, also gut und richtig sein muss.
Wenn dann doch "verspätete Verhandlungen" mit dem Mann stattfinden, dann artet es fast immer in Zickereien, lautem Streit oder Tränen aus. Der Mann will seine Rolle in der Machtposition natürlich nicht mehr hergeben. Die Frau verhält sich oft ihrem Mann gegenüber wie eine genervte Mutter ihrem ungehorsamen kleinen Kind gegenüber. Die Rollen bleiben also.
Du, liebe liviee, bist nun daraus ausgebrochen. Vollkommen. In Deine alte Welt, pré Kind, zurück, konsequent. Fühlst Dich dort endlich wieder frei und verstanden. Das kann ich gut nachvollziehen. Allerdings ist das, wie Du selbst schon angemerkt hast, nur eine Form der Flucht. Und auch kein Dauerzustand. Du und Dein Mann tragt nämlich jetzt nicht nur für Euch sebst, sondern auch für Euer Kind Verantwortung.
Das Wichtigste in einer Beziehung, neben der Liebe, sind die Augenhöhe und Wertschätzung des anderen. Wenn diese nicht mehr da sind, wird es zwangsläufig abwärts gehen. Was bedeutet: Wenn einer in der Beziehung höher angesiedelt ist als der andere, die "wichtigeren" Aufgaben hat, Macht ausüben kann (z.B. durch Abhängigkeit des anderen), bestimmen kann wie der Tag auf ihn zugerichtet ablaufen soll (z.B. Haushalt und kochen sind von der Frau erledigt wenn der Mann heimkommt), dann wird die Beziehung früher oder später in die Brüche gehen. Womit auch die Frage beantwortet wäre, warum das in der Generation unserer Großeltern noch nicht so war. Wir Frauen heute hingegen glauben, wir bräuchten uns nichts mehr zu erkämpfen, wir haben doch alles!
Fataler Fehler: Wir haben alles..... solange, bis wir ein Kind haben! Wir müssen also VORHER die Fronten abstecken, um genauso wie vorher auf einer Höhe mit unseren Männern sein zu können. Wir dürfen uns weder dauerhaft unsere Karriere, noch unseren Sport, noch unsere Freunde nehmen lassen. Das bedeutet auch, dass wir Arbeit abgeben müssen. Haushalt und auch Zeit mit dem Kind. Aber sicher werden wir auch dann nicht weniger Verantwortung zuhause tragen als der Mann es heute noch hat. Wir müssen wieder gleicher werden....