Hey
das tut mir leid, dass es momentan bei Dir so läuft.
Aber erstmal: Ich denke nicht, dass Dein Mann paranoid ist ;-)
Ihr müsst euch alle zusammen in die neuen Rollen erst einfinden. Beim zweiten Kind hat man oft schon genaue Vorstellungen und daher mehr Erwartungen als beim ersten. An das erste Kind geht man oft viel offener heran. Ich denke, das macht die Situation bei euch so schwierig.
Männer brauchen meist deutlich länger um sich an ein Baby zu gewöhnen. Und 11 Wochen ist noch keine lange Zeit. Er braucht da einfach noch etwas, das ist natürlich schwer für Dich, aber Du solltest auch ein wenig versuchen, ihn zu verstehen. Es ist eine völlig neue Situation. In der Erinnerung ist manches beim ersten Kind anders gewesen und vieles war vermutlich auch tatsächlich anders. Damit muss man(n) erstmal klar kommen. Als Mutter fällt einem das durch die Hormone viel leichter.
Er möchte auch Zeit mit Dir haben, auch Deine Zärtlichkeit und Nähe genießen. Er ist schlichtweg eifersüchtig und das äußert er wohl teilweise auf eine recht kindische Art. Natürlich ist die Umstellung nicht eine Entschuldigung für alles. Schließlich ist er erwachsen und sollte sich auch so benehmen. Und er sollte wissen, dass ein Säugling nichts berechnendes tut. Aber ich bin mir sicher, dass Du es ihm manchmal auch nicht leicht machst. Das wirst Du so nicht merken. Dein Text ist - verständlicherweise! - sehr einseitig. Du siehst in erster Linie Dich und Deine Probleme mit der Situation. Ich versuche jetzt ein wenig zu analysieren, woher das kommt. Daher denke ich mich jetzt so gut ich es aus dem Text heraus kann, in Deinen Mann hinein. Aus der Sicht sieht das etwas anders aus.
Er ist 12 Stunden unterwegs. Du bist in der Zeit alleine mit den Kindern und freust Dich dann auch mal, wenn keiner etwas von Dir will. Aber wie sieht das bei ihm nach diesen 12 Stunden aus? Er kommt nach Hause und hat sich ja nicht 12 Stunden lang ausgeruht. Er hat nach diesen 12 Stunden Arbeit auch seine ganz normalen (und natürlichen!) Bedürfnisse. Damit meine ich jetzt nicht nur Sexualität sondern einfach emotionale Nähe, Anerkennung, jemanden der ihm zuhört und auch sieht, dass er einen anstrengenden Tag hat. Ich will damit nicht sagen, dass Dein Tag weniger anstrengend wäre - nein, das das nicht stimmt kenne ich aus eigener Erfahrung ;-)
Ich denke, er projeziert all seinen Frust zur Zeit auf das Baby. Es ist die sichtbarste Veränderung, der auffälligste Grund. Das Dir das wehtut ist logisch!
Die Lösung des Problems führt nur über einen Weg: REDEN! Ihr müsst - so schwer das mit zwei kleinen Kindern und nach einem anstrengenden Tag für euch beide ist - ein ruhiges, ausführliches und vor allem ehrliches Gespräch führen. Ihr seid beide Menschen mit Bedürfnissen und die sollten berücksichtigt werden. Erarbeitet gemeinsam einen Plan, wie eure Tage besser laufen können. Wie Du Ruhe und Erholung bekommst und er gleichzeitig auch nicht zu kurz kommt. Analysiert gemeinsam die Situation und versteht woher welche Gefühle kommen. Er wird sicher in einem ruhigen Moment auch sehen, dass ein Baby sicher nicht die Brust "wegnehmen" will. Auf der anderes Seite sollte Dir auch bewusst sein, dass es nur natürlich, normal und letztendlich auch wichtig ist, dass er Dich "begrabscht". Schließlich wäre es auch ein wirklich schlechtes Zeichen, wenn in einer Beziehung keine sexuelle Anziehung mehr da ist. Dass Du zur Zeit andere Dinge im Kopf hast, ist ganz natürlich. Und sicher musst Du Dich auch zu nichts überreden lassen. Aber Du kannst ihn auch nicht völlig in der Luft hängen lassen. Er hat zumindest ein Recht auf Erklärung. Er wird Dich sicher auch verstehen, wenn Du es ihm ganz ohne Vorwürfe erklärst. Ihm klar machst, dass ihr beide nur Menschen seid und dass manchmal gewisse Dinge einfach zu viel werden. Sei verständnisvoll für seine Gefühle und Reaktionen, denn nur dann kannst Du auch von ihm Verständnis erwarten.
So. Das war jetzt ein langer Text. Und ich habe sehr für Deinen Mann Partei ergriffen. Nicht, weil ich denke, dass er völlig im Recht ist. Aber weil Du sehr einseitig geschrieben hast und ich Dir einfach auch zeigen wollte, dass es eine andere Seite gibt. Ihr müsst beide Verständnis für die Probleme des anderen entwickeln - nur so könnt ihr eine Lösung finden!
Ich wünsche Dir viel Glück und viel Kraft. Es wird ganz sicher besser. Denn noch ist die Situation neu und mit der Gewöhnung wird es leichter!