Hallo,
ich habe einen Sohn mit diagnostiziertem ADS (ohne Hyperaktivität). Das äußert sich bei ihm auch durch massive Konzentrationsschwäche, ausgelöst durch die Reizüberflutung - er hat von klein auf eine Regulationsstörung/Reizfilterschwäche, war auch ein Schreibaby. Er konnte einfach die Eindrücke nicht filtern und war vollkommen überreizt.
Wir haben unzählige Therapien durchgemacht, jahrelang Ergo, x Konzentrationstrainings usw.
Unser Alltag ist SEHR strukturiert, nur wenige, aber klare Regeln, die zu 100 % eingehalten werden.
Er kommt jetzt in die 4. Klasse. Diagnostiziert ist er seit der 1.Klasse, aber da er durch seine Intelligenz sehr viel von seiner Konzentrationsschwäche kompensieren konnte, sind wir bis Mitte der 3. Klasse ohne Medikamente ausgekommen. Es war allerdings immer ein Kampf, ihn zur Hausübung zu kriegen und dass diese auch in angemessener Zeit erledigt wurden. Er konnte einfach die Sachen, die er im Konzentrationstraining gelernt hatte, nicht umsetzen.
Als er schließlich begonnen hat zu sagen, er ist dumm, er kann das nicht usw. haben wir uns zur Medikamentengabe entschlossen (die Ärztin hatte uns das schon ein Jahr zuvor empfohlen, aber ich wollte noch sämtliche Alternativen ausschöpfen, wie z.B. Belohnungssystem mit Punkten, Homöopathie, usw.)
Aber all diese Sachen konnte er erst annehmen und umsetzen, als er Medikamente bekam. Die jahrelange Überei mit Konzentrationstrainings kommt uns jetzt zugute, denn durch die medikamentöse Unterstützung ist die Reizüberflutung eingedämmt und er kann sich konzentrieren und weiß, was er zu tun hat.
Laut deiner Beschreibung klingt es so, als ob bei deinem Sohn ein ähnliches Problem bestünde. Allerdings ist für die Diagnose wichtig, dass vorab alle anderen Einflußfaktoren für eine Konzentrationsschwäche ausgemerzt sind. Das wären z.B. inkonsequentes Erziehungsverhalten, Reizüberflutung durch Fernsehen, Computerspiele u.ä. (gab und gibt es bei uns beides nicht), zu wenig Bewegung,.. Wir gehen täglich raus, vor allem in den Wald. Das ist total gut für die Konzentration, keine Reizüberflutung, es beruhigt die Kinder, sie kommen runter.
Auch Langeweile ist gut für die Kinder zum Runterkommen, dann bloß keine Ablenkung anbieten.
Du hast ja schon einen Termin zur Abklärung. Ich kann dir nur ans Herz legen, vorab schon alle Ursachen für Konzentrationsstörungen, die in der Erziehung und im Alltagsablauf zu finden sind, auszumerzen, denn nur dann kriegst du auch eine verlässliche Diagnose und die entsprechende Hilfe.
Das ist halt nur meine langjährige Erfahrung mit dem Thema :-)