Punkt 2
physiologische vs. pathologische Phimose.
Viele Jungen werden bereits in frühester Kindheit wegen einer Phimose beschnitten. Dabei ist die Diagnose "Phimose" bei den Jungen durchaus eine Normaldiagnose.
Während der Kindheit ist der kindliche Penis noch unterentwickelt. Die Vorhaut ist mit der Eichel verklebt, das Bindemittel ist eine kleine Membran ("Synechia"). Das ist ein natürlicher Schutzmechanismus und nichts schlimmes.
Diese Membran löst sich im Laufe der Entwicklung durch den veränderten Hormonstatus des heranreifenden Jungen auf und nach und nach löst sich die Vorhaut von der Eichel und wird zurückziehbar.
Es gibt hier kein festgelegtes Alter, ab dem die Vorhaut völlig zurückziehbar sein "muss". Insbesondere die Alterszahlen 3/5/6 Jahre sind völlig willkürlich gewählte Jahreszahlen, die mit den Realitäten nur recht wenig gemein haben.
Die Öffnung vorne an der Vorhautspitze ist meistens allein schon aus Schutzzwecken recht klein. Und manchmal kommt es zu einem Effekt, der sich "Ballooning" nennt: Der Junge uriniert und der Urin kann nicht schnell genug abfließen. Als Folge dehnt sich die bereits gelöste Vorhaut ballonförmig und es sticht ein wenig.
Keine Panik, das ist kein behandlungsbedürftiger Zustand sondern ein Anzeichen dass sich die physiologische Phimose des Kindes beginnt, zu lösen. Seid versichert, liebe mamis: Urin ist so flüssig, früher oder später läuft *alles* raus. ;-)
Ballooning wächst sich meist recht fix aus, indem die Vorhautspitze sich weitet. Das funktioniert durch weitere Hormonumstellungen.
Von dieser physiologischen Phimose abzugrenzen ist die pathologische, also die krankhafte Phimose.
Während des vorliegens einer "natürlichen" Phimose im Kindesalter ist eine krankhafte Phimose NICHT zu diagnostizieren. Wie denn auch? Die Vorhaut *soll* noch nicht zurückziehbar sein.
Dies gilt grundsätzlich bis auf eine Ausnahme:
Wenn die Vorhaut von *irgendwem* gewaltsam zurückgezogen wird, entweder von der Mutter, weil sie "darunter" saubermachen will, nicht wissend, dass das noch nicht geht oder von einem Kinderarzt, der bei einer der Vorsorgeuntersuchungen "die öffnung" genauer begucken will, dann wird die Membran, die die Vorhaut und die Eichel zusammehält, beschädigt.
Die Wunde, die entsteht, ist eine Häutungswunde, sie tut auch entsprechend weh. Und wenn sie verheilt, besteht die Gefahr, dass sie narbig verheilt - vor allem, wenn das öfter gemacht wird.
Und diese gewaltsam aufgebrochene Verbindung ist natürlich auch anfälliger für Infektionen, Bakterien können jetzt frei einmarschieren.
Je nach Ausdehnung der narbigen Veränderungen ("Narbenphimose") kann durchaus Beschneidungspflicht vorliegen. Aber das ist dann nicht das originäre Problem des Jungen, sondern das ist dann der Versuch, den Schaden, den Erwachsene angerichtet haben, zu beheben.
Ab wann muss eine Vorhaut denn so frei beweglich sein?
Das Durchschnittsalter liegt bei 10,4 Jahren. Das heißt, es gibt viele Jungen, die das früher können, aber eben auch viele, die viel später damit dran waren.
Es gibt im Umgang mit Jungen eine goldene Regel:
So lange er schmerz- und problemfrei pinkeln kann, ist alles in Ordnung. Dazu gehört auch durchaus mal rumgeplätschere. ;)
Und noch eine goldene Regel:
KEINE PANIK. Es ist nur ein Junge. Die Vorhaut beißt nicht. Sie ist nur da. Und funktioniert am besten, wenn man sie in Ruhe läßt. Der Junge weiß schon meist recht früh, was er so damit alles machen kann, denn die Nervenenden sind bereits aktiv.
Und "dran rumspielen" fühlt sich auch in sehr jungen Jahren gut an ;-)