Hallo Leute,
hab entschlossen mich doch mal in einem Forum anzumelden weil man sich ja doch mal mit andern Muttis austauschen möchte und mal eine Meinung hören will.
Ich bin 34 (hier geboren,bin deutsch/arabischer Abstammung) und mein Mann (deutsch) und ich haben eine 7 Monate alte Tochter. Meine Tochter hat nur Kontakt zu seiner Familie und bekommt nur deutsche Einflüsse (kulturell gesehen jetzt). Das bedeutet, ein ruhiger Umgang mit dem Kind, kein oder wenig TV Berieselung, feste Rituale etc, .. Warum ich das alles erwähne, hat was mit meinem Problem zu tun.
Ich habe seit 15 Jahren eine gute Bekannte die einige Jahre älter ist als ich und 5 Kinder hat. Sie ist aus Marokko und mit Mitte 20 erst nach Deutschland ausgewandert wo sie ihren Mann kennengelernt hat. Der Mann ist zwar deutscher aber hat sich von seiner Art her vollkommen an das südländische angepasst, und dabei mein ich leider nicht die positiven Seiten. Mit ihm hatte ich nie sonderlich viel zu tun. Deren Kinder sind 15, 14, 12, 7 und 3. Zu der ältesten hatte ich immer einen ganz besonderen Draht. Ich habe damals sehr viel mit ihr unternommen und ihr schulisch dabei geholfen von der Sonderschule auf die Grundschule wechseln zu können. Zwei ihrer Brüder gehen weiterhin auf die Sonderschule (einer "schwer erziehbar" weil alles schief gelaufen ist bei der Erziehungsmethodik, hat auch daheim Schläge kassiert.. und der kleine hat wohl Autismus und sitzt nur vor dem PC und lernt verschiedene Sprachen - vlt eine Hochbegabung die es oft bei Autisten gibt? ) Der Vater spricht sehr abfällig über beide Söhne, auch wenn ihm das nicht so bewusst ist. Die Mutter beschwichtigt alles, steckt den Kopf in den Sand und überträgt Teile der Erziehung lieber der Ältesten und mittleren Tochter. Die Älteste ist kurz vor dem Zusammenbruch und hat sich im Auto fürchterlich bei mir ausgeweint. Sie hat einen Ausbildungsplatz als Zahnarzthelferin gefunden ab September und versucht tolle Noten zu schreiben und ehrgeizig zu sein (obwohl keiner sie unterstützt). Dabei muss sie den Haushalt schmeißen und sich mit um die kleinste Tochter kümmern. Es wird von niemanden gewertschätzt. Im Gegenteil, die Mutter wiederholte desöfteren dass sie ihre Tochter umbringen würde, wenn sie meint ausziehen zu können mit 18 :O... Ich kann nicht beurteilen wie ernst diese Aussage gemeint ist. Ich komme mit diesen Kulturaspekten null zurecht und habe das Gefühl dass das irgendwann mal eskalieren wird mit der Großen :( Sie tut mir wahnsinnig leid. Eigentlich tun mir alle 5 leid, weil sie überhaupt nicht gefördert werden und sich keiner anständig kümmert.
Nun zu meiner Tochter. Meine Bekannte und ihre Kinder fahren total auf meine Tochter ab. Sobald ich zur Tür reinkomme wird sie regelrecht attackiert von der 3 Jährigen und dem Jungen der autistisch ist. Sie wollen sie küssen usw. ist alles ja goldig aber sie sind sehr grob und langen ihr ständig unwirsch ins Gesicht/Kopf. Natürlich versuche ich es abzuwehren und versuche so sanftmütig wie möglich zu sein mit meiner Energie aber ich ärgere mich dass die Mutter sie nicht maßregelt und zwar mit Konsequenz! M.M. nach ist es nicht mein Job ihre Kinder maßzuregeln sondern ihrer. Seh ich das falsch? Sie selbst ist total laut im Umgang mit meiner Tochter obwohl ich sie gebeten habe ruhiger zu sprechen weil meine Tochter (wie oben erwähnt) einen ruhigen Umgang gewohnt ist. Dann heißt es nur ich beglucke sie und soll mich nicht so anstellen, meine Tochter solle lernen dass es verschiedene Menschen gibt. :(
Sobald ich mich mit meiner Tochter hingesetzt habe, gehen die "Attacken" los und jeder versucht an meiner Tochter rumzumachen. Ich finde dass auch Babies einen persönlichen Raum haben und nicht ständig begrabscht werden wollen egal ob aus Liebe oder nicht! Auch ich selber als Mama achte auf die Zeichen ob meine Tochter grad Ruhe von mir brauch oder nicht. Ich bin gestern fast durchgedreht! Der Mann rauchte dauernd in der Küche die nebenan ist, der Junge steckte meiner Tochter irgendwas in den Mund, Gott sei dank hab ichs gleich gesehen und habs rausgeholt! Sah aus wie Brot. Dann gesellte sich der Mann dazu und zeterte über die Probleme mit dem Großen Sohn und wurde immer lauter. Meine Tochter war voll verängstigt und drückte sich immer näher an mich ran und weinte immer wieder mal los. Sonst saß sie vollkommen regungslos da und starrte nur an die Wand oder den Fernseher wie ein Rehkitz im hohen Gras, nach dem Motto, wenn ich mich nicht rege, sehen sie mich vielleicht nicht. Zwischendurch bekam sie dann immer wieder mal schmutziges Spielzeug in die Hand gedrückt, dass sie sich natürlich zum Mund führte bevor ich reagieren konnte... Denn die Reinlichkeit lässt auch zu wünschen übrig in dem Haushalt... Bsp. Die kleinste Tochter sitzt oft mitten auf dem Esstisch lutscht alle Zuckerwürfel ab, und wirft sie wieder in die Zuckerdose, was einfach hingenommen wird. Jegliche Bitten mehr auf mein Kind Rücksicht zu nehmen werden nicht ernst genommen zumindest nicht nachhaltig. Dann packte ich meine Wickelutensilien aus und zack hatte meine Bekannte schon die Windel meiner Tochter geöffnet und fing an sie auszuwischen. Meine Tochter sah mich entsetzt an und schrie wie am Spies. Anscheinend fand sie es total übergriffig, denn sie wird nur von mir und Papa gewickelt. Natürlich schob ich sie weg und übernahm mein Kind, dass dann total aufgelöst war. Für die restliche Zeit drückte sie sich ganz eng an meine Brust und rührte sich nicht mehr :(. Sie tat mir so leid. Daraufhin meinte ich, wir müssten jetzt gehen meine Tochter ist müde und es ist einfach zuviel für sie. Also zog ich sie und mich an. Plötzlich kam meine Bekannte mit ner PET Flasche voll Wasser und erzählte mir irgendwas von heiligem Wasser aus einem Brunnen in Mekka, dass irgendjemand von ner Pilgerung mitgebracht hat als Geschenk. Und beschwörte mich davon zu trinken. Ich meinte dass wäre nicht nötig danke, sie soll das Wasser für bessere Anlässe aufheben (Ich hasse meine diplomatische Art manchmal) Sie ließ sich -wie immer- nicht abbringen und holte ein Glas und füllte etwas hinein. Also trank ich halt doch davon und es schmeckte ganz normal, zumindest fiel mir nix komisches auf. Dann füllte sie einen Mini Spuckschluck nach und gab es meiner Tochter zu trinken. Da wurde mir sehr unbehaglich aber mir fehlte der Mut energischer zu sein. Dann gab sie ihren Kindern zu trinken und ich ging endlich auf den Flur. Sobald wir uns verabschiedeten strahlte meine Tochter und meine Tochter war überglücklich als wir die Treppe runtergingen. Sie meckerte nicht mal im Auto wie sonst sonder brabbelte glücklich vor sich hin bis wir zuhause waren. Daheim war sie dann total aufgedreht und ich musste ganz dicht bei ihr schlafen und sie ging erst um halb 12 schlafen nicht um halb 9 wie sonst. Aber das ist immer so wenn wir dort waren. Ich hatte auf der Heimfahrt ein wahnsinnig schlechtes Gewissen meiner Tochter gegenüber, weil ich mich nicht energisch genug für sie eingesetzt habe und vor allem dass ich zugelassen habe, dass sie dieses Wasser (wenn auch nicht viel) trinkt. Ich erzählte meinem Mann davon und er war natürlich total sauer auf die Wasser Geschichte. Wäre ich auch, ich würde im Dreieck springen wenn es umgekehrt wäre. Kein Mensch weiß was das für ein Wasser ist, wie rein es ist, wieviele Leute in diesem "Brunnen simsim" oder ähnlich, reingespuckt haben etc. Ich war stockwütend auf mich als ich bewusst drüber nachdachte was da alles passieren kann, Keime, Lungenentzündung etc...
Wir kamen bei der Unterhaltung zu dem Entschluss, dass mein Mann halt mitgehen müsse wenn ich hingehe, weil er keine Hemmungen hat, unsere Tochter resolut abzugrenzen.
Heute Nacht hab ich viel nachgegrübelt und fragte mich ob ich diese langjährige Bekanntschaft überhaupt Sinn macht. Normalerweise profitiert man ja immer in jeglicher Beziehung, Freundschaft etc. Meistens profitiert man dadurch, dass man sich zum Lachen bringt, gute Unterhaltungen führt, sich besser fühlt nach den Treffen etc.. Ich gehe glaub ich unterbewusst nur wegen den Kindern hin, insbesondere der Ältesten. Ich weiß dass sie mich braucht als Ausgleich, das sagt sie mir auch immer. Als sie sich gestern im Auto bei mir ausgeheult hat, hab ich extra für sie whatsapp installiert damit sie mich immer kontaktieren kann um zu reden. Ich habe schon länger das Gefühl dass ich ihr eines Tages helfen muss/will wenn sie mal auf eigenen Beine stehen will oder mit der Schule oder was auch immer. Sie bekommt daheim keinen Zuspruch. Am besten bleibt sie bis zur Ehe daheim und erfüllt die Pflichten, die ihre Mutter abgibt. Das paradoxe ist, dass ich eine Weiterbildung mache um eben mit Kindern aus schwierigen Verhältnissen arbeiten zu können. Dabei bin ich mit selber mit solchen Eltern befreundet die ihre Kinder naja mangelhaft erziehen. Eine Doppelmoral oder? Ich habe das Gefühl, dass ich den Kontakt auslaufen lassen sollte zu der Familie (weil Kritik oder Wehren bringt nix) und nur noch für die Älteste da sein sollte. Ich denke ihr würde es auf langer Sicht auch leichter fallen, sich mir anzuvertrauen wenn ich nicht mehr gleichzeitig mit ihrer Mutter befreundet wäre.
Wer tatsächlich bis hier mitgelesen hat, bekommt einen riesigen Keks von mir und eine riesen Tasse Kaffee :) Wer mir noch antwortet bekommt nen riesen Schmatz dazu !
Also was meint ihr zu der ganzen Thematik...
Freue mich auf Meinungen...
LG Saltnpeppa