Also...
den Begriff "quality time" mag ich auch nicht, aber aus anderen Gründen als z.B. rebecca. Ich finde es schon sehr wichtig, sich aktiv mit seinen Kindern zu beschäftigen. Den Begriff "quality time" verbinde ich aber eher damit, dass sehr viel arbeitende Eltern beruhigt werden sollen, dass es gar nichts ausmacht, dass sie so wenig Zeit mit ihren Kindern haben, denn Qualität macht schließlich die fehlende Quantität mehr als wett. Für mich klingt das immer so, als ob im Umkehrschluss alle Eltern, die sehr viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, keine "quality time" zustande bringen - Quantität statt Qualität :roll: .
Im übrigen kann ich mir das auch nicht so wirklich vorstellen, dass bei Eltern, die ihr Kind nach der Arbeit um 17.00 oder 18.00 Uhr aus der Krippe abholen, noch sehr viel Luft für "quality time" ist. Das Kind muss doch nun nach über acht Stunden Krippe auch sehr müde sein, genau wie die Eltern. Man muss noch einkaufen, kochen, Kind ins Bett bringen. Da kann doch unter der Woche eigentlich höchstens eine halbe Stunde echte "quality time" am Abend übrig sein. Im übrigen habe ich mit meiner großen Tochter die Erfahrung gemacht, dass sie immer genau dann nicht aktiv und harmonisch Zeit mit mir verbringen will, wenn ich explizit eine halbe Stunde nur für sie Zeit habe.
Das soll jetzt nicht heißen, dass ich es schlimm finde, wenn Kinder ganztags in die Krippe/Kiga gehen. Überhaupt nicht, sofern sie dort qualitativ hochwertige Betreuung haben; ich finde nur, dass man sich nicht in die Tasche lügen sollte, dass man während der Woche trotzdem selbst ganz genau die gleiche Erziehungsarbeit leistet, wie stay at home Parents. Denn das übernimmt nunmal zum Teil die Krippe für einen.
Bei mir selbst finde ich es momentan schwer, in "aktive Zeit" und "nichtaktive Zeit" zu trennen.
Ich bin mit meinen zwei Kleinkindern in Elternzeit und verbringe folglich sehr viel Zeit mit ihnen. O.k., aktiv: Ich spiele viel, lese vor, singe, bastle, gehe auf den Spielplatz etc. Alleine beschäftigen können sich beide schon mal ein paar Minuten, aber generell verbringen wir die gesamte Zeit zusammen. Wenn ich z.B. koche, sitzen meistens beide Kinder bei mir in der Küche und "helfen", erzählen mit mir etc. Dieses "mein Kind beschäftigt sich in seinem Zimmer längere Zeit alleine, weil ich schließlich Haushalt zu erledigen habe", kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Meine Kinder können kommen und gehen, wie sie wollen, aber meistens wollen sie bei mir sein. Und ich habe sie auch gerne um mich.
Als ich nach Geburt des ersten Kindes halbtags gearbeitet habe, habe ich eben nur die Hälfte der täglichen "quality time" mit meiner Tochter verbracht. Die andere Hälfte der Zeit war sie wohlbehalten in der Kita - und genauso glücklich wie jetzt. Einen Unterschied in der Freizeitgestaltung sehe ich nur darin, dass ich nach der Arbeit manchmal lieber nach Hause als auf den Spielplatz gegangen bin, weil ich erstmal was essen musste oder lieber mit meiner Kleinen auf dem Sofa ein paar Bücher lesen wollte.