Nur Mut !!!
ich bin die adoptivmutter eines 2004 anonym in der babyklappe abgegebenen kindes. die vermittlung lief über unser hiesiges jugendamt, bei dem wir seit ca. 4 jahren regelmäßig seminare zum thema adoption besuchen. daher weiß ich, dass du dich jederzeit ANONYM beim jugendamt melden kannst und Infos über dein kind bekommen kannst. du kannst auch jederzeit beim jugendamt ANONYM briefe für dein kind hinterlegen (die es dann später erst bekommt), oder das jugendamt bitten, einen brief sofort weiterzuleiten (was bei einem baby ja eher wenig sinn macht).
ich habe mir immer sehr viele gedanken um die mutter unserer süßen tochter gemacht, wie es ihr wohl geht etc. ich war sogar so weit, dass ich am liebsten eine anzeige in unsere zeitung gesetzt hätte um der mutter zu sagen: deinem kind geht es gut, es entwickelt sich prächtig und wird von allen abgöttisch geliebt. und um zu sagen: melde dich doch bitte! du wüdest damit deinem kind ein großes geschenk machen - nämlich seine herkunft. ich glaube und hoffe fest, dass adoptierte kinder zu glücklichen Erwachsenen heranwachsen werden, wenn man entsprechend mit ihrer besonderen geschichte umgeht, aber wenn es die möglichkeit gibt, einmal mehr über die eigenen Wuzeln herauszufinden, so ist das sicherlich unglaublich wichtig. du warst schon so mutig ein kind auszutragen und hast trotz oder gerade wegen deiner liebe zum kind diesen unglaublich schweren schritt der adoption getan, dann gehe doch bitte bitte noch einen schritt weiter und melde dich anonym beim jugendamt. hinterlasse deinem sohn wenigstens einen brief (mit bild!!!). Das jugendamt muß und wird alles vertraulich behandeln! ich glaube, es wird nicht nur für deinen sohn einmal eine große hilfe sein, sondern auch für dich selbst. ich glaube, so einen schweren schritt - vor dem ich die allergrößte hochachtung habe- kann man nur sehr sehr schwer verarbeiten, und gespräche mit fachleuten helfen dir da sicherlich. ich weiß es deshalb so genau, weil wir vor 3 monaten ein zweites baby aus der babyklappe bekommen haben. der süße schatz war 9 wochen bei uns und dann hat die mutter es doch nicht mehr ausgehalten und hat sich gemeldet - beim jugendamt. das erste gespräch war anonym, aber als die mutter das verständnis der JA-Mitarbeiter gespürt hat und den klaren wunsch aller beteiligten, nur den besten Weg für das kind zu finden, hat die mutter die anonymität aufgegeben. da sich außerdem in der zwischenzeit für die mutter bessere perspektiven (zum teil auch dank des jugendamts) ergeben haben, hat sie sich sogar entschlossen, ihr kind doch selbst groß zu ziehen. so geschockt und traurig wir waren, unseren kleinen sonnenschein wieder hergeben zu müssen, so sehr trösten wir uns doch mit dem gedanken, dass es dem baby sehr gut geht bei seiner familie, die wir kennengelernt haben und sehr mögen. Hier gab es ein "Happy End" für die Mutter, aber auch nur, weil sie den mut hatte, sich zu melden. Sei gewiss, dass dich beim Jugendamt in der adoptionsvermittlung niemand überreden will, dein kind doch zu behalten oder unbedingt zur adoption freizugeben. man wird aber versuchen, dir alle möglichkeiten (z.b. offene adoption, d.h. mutter hat direkten kontakt zum kind, oder halboffene, d.h. kontakt besteht über Jugendamt) aufzuzeigen, damit du dich für den für dich besten weg entscheiden kannst. Falls du so große angst hast, versuche es eben erst einmal telefonisch bei der Adoptionsstelle des Jugendamtes.
Ein weiterer Fall von dem ich weiß, dass die eltern kontakt zum jugendamt hatten: Auch ein babyklappenkind. die eltern haben sich danach beim jugendamt anonym gemeldet und die adoption unterschrieben. sie wollten aber die anonymität nicht aufgeben.man konnte sie aber überzeugen, dass es für das kind ein unbezahlbares geschenk wäre, die möglichkeit der kontaktaufnahme zu haben. so haben die eltern einen brief mit namen+adresse im jugendamt hinterlassen, ohne dass das jugendamt den inhalt kennt. wenn das kind volljährig ist, bekommt es den brief und kann dann entscheiden, was es damit machen will.
es gibt viele möglichkeiten und wege wie eine adoption laufen kann, jeder fall ist anders. darum gibt es die fachleute, die die abgebenden mütter am besten beraten und unterstützen können. wenn du gerne deinem kind einen brief schreiben möchtest, finde ich das toll. Ich bitte dich, tu es und hab keine angst. Unsere Jugendamtmitarbeiterin sagt mir immer, dass es wie ein 6er im Lotto wäre, sollte sich bei einem babyklappenkind nach den ersten 2 monaten noch die mutter melden. mach dein kind zum gewinner!...und dir hilft es doch bestimmt auch, mit jemandem darüber zu reden, für den so etwas nicht etwas außergewöhnliches ist, sodern der viele ähnliche fälle und schicksale kennt!!!
ich hoffe, ich konnte dir mut machen und würde mich riesig freuen zu hören/lesen wie es für dich weitergeht.
Alles, alles gute für dich :-))