Ich kann das mehr als gut nachvollziehen
Mein Mann und ich haben eine sehr ähnliche Geschichte.
Wir haben uns im Studium kennengelernt, das er direkt an seine Ausbildung angeschlossen hatte. Im Studium wurde er erst von seinen Eltern unterstützt, dann hat er Befög bezogen bis sein Leistungsbezug VOR Ende seines Studiums endete.
Ich habe vor meinem Studium und dann nebenher gearbeitet. Als wir uns kennengelernt haben gab es nach recht kurzer Zeit Monate, in denen er in meine Wohnung gezogen ist, weil er mit der Aussicht auf eine neue, zentralere Wohnung seine alte gekündigt hat. Der Einzugstermin verschob sich und er lebte bei mir. Ohne Mietbeteiligung. Ohne Beteiligung an den Einkäufen. Ich wusste, er hat nicht viel Geld zum Leben. Mir ging es durch meinen Nebenjob und die Rücklagen bedeutend besser.
Mit der Geburt unserer Tochter sind wir dann zusammengezogen. Seine Leistungsbezug war ausgelaufen, wir lebten weiterhin von meinen Rücklagen, Kinder- und Erziehungsgeld. Um ihm seine Unabhängigkeit nicht zunehmen, habe ich im monatlich einen Fixbetrag auf sein Konto überwiesen. Zusätzlich hatten wir aber beide die Vollmacht für das Konto des anderen. Er konnte also, wenn das Geld nicht reichte, jederzeit mit einer zusätzlichen EC-Karte meines Kontos Geld abholen oder damit bezahlen.
Zeitgleich steckte er in den Vorbereitungen für seine Abschlussprüfungen. Ich habe also den Haushalt geschmissen, alles kindesrelevante übernommen und dafür gesorgt, dass meine Tochter und ich tagsüber so gut wie nicht zu Hause waren, damit er lernen konnte. Die Abschlussprüfungen kamen, er bestand. Seine Diplomarbeit folgte. Unsere Arbeitseinteilung blieb.
Zum Ende seiner Diplomarbeit wurde ich wieder (geplant) schwanger. Aufgrund des schlechten Stellenmarktes in seinem gelernten Fachgebiet arbeitete er erstmal in Gelegenheitsjobs. Bewarb sich dann auch mein Drängen auch überregional. Es hat trotzdem zwei Jahre gedauert bis er einen Job bekommen hat, der seiner fachlichen Qualifikation entsprach. Dafür sind wir 500km umgezogen. Ich dachte, dass die Regelmäßigkeit uns gut tun würde.
Stattdessen wurde die Wahrnehmung "seines" Geldes besonders geschärft. DIe Kontovollmachten blieben, getraut sie nutzen habe ich mich genau einmal. Ich habe Lebensmittel gekauft, die ich nicht vom Kindergeld bestreiten wollte, weil Anschaffungen für den Kindergarten und Kind Nr. 3 anstanden. Er hat mich gefragt, wie ich allen Ernstes 75,- Euro für den Wocheneinkauf eines 4 Personen Huashaltes ausgeben kann. Ob ich nicht vergleichen würde. Ob ich nicht rechnen würde.
Dazu muss gesagt werden: Wir haben ein Auto überschrieben bekommen. Von meiner Oma. Da es für seine Fahrten zu und von der Arbeit genutzt wurde, bin ich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. In Hamburg ist das kein Problem, der öffentliche Nahverkehr ist so gut ausgebaut, dass wir dort jahrelang ohne Auto gut leben konnten. 500 km weiter weg, auf dem dörflichen Ausläufer einer Kleinstadt zu leben, war anders. Aber ich empfand das bis dato nicht als schlimm. Es war nie etwas woran ich mich gestört hätte, alle Erledigungen des alltäglichen Lebens nicht nur hochschwanger und mit zwei kleinen Kindern, sondern auch mit dem ÖPNV auszuführen. Jetzt brauchte das ganze halt etwas mehr Planung, weil ich zeitlich nicht mehr so felxibel war. Aber auch das ging.
Seitdem habe ich nie wieder sein Konto in Anspruch genommen und habe meinen Unterhalt und den für die Kinder, plus die Lebensmittel vom Kindergeld bestritten. Das war sizusagen das Haushaltsgeld. Raum für seine finanziellen Träume war jedoch stets. Ich fand das ebenfalls nicht schlimm, ich hatte gar keine materiellen Wünsche. Ich wollte weder ein Auto, noch eine teure Kamera. Ich wollte das er glücklich ist und wir als Familie auch. Ich wollte, dass es funktioniert.
Deswegen war es auch in Ordnung, dass er nach der Arbeit erst einmal ein wenig Zeit brauchte um "zu entspannen", bevor er sich mit uns zum Abendessen hinsetzen konnte. Die Kinder habe ich trotzdem ins Bett gebracht. Und auch nachts bin ich aufgestanden. Ich wusste, er musste früh raus und sich im Job konzentrieren können. Ich hatte Verständnis.
So, um das ganze jetzt mal etwas abzukürzen: Seine Wille zu sparen hat sich ausgeweitet. Er würde das ja machen um Rücklagen für uns zu haben. Dafür sollte ich aber doch bitte wöchentlich alle Belege vorlegen plus Kontoauszüge. Er würde das gerne kontrollieren. Sich selbst einzuschränken und mittags vielleicht nicht essen zu gehen, sondern Essen mitzunehmen - das war weniger leicht möglich. Es müsste doch mal für fünf Minuten rauskommen. auch wenn ich abends immer noch für uns alle gekocht habe.
Ich wurde immer unglücklicher. Es war nicht mal der materielle Teil, es war der ideelle Teil, der mir gefehlt hat und nachdem ich mich gesehnt habe.
Es gab sie, die Anerkennung. Sporadisch. Und nach Diskussionen. Aber vielleicht hatten wir grundsätzliche zu verschiedene Ansichten, was das familiäre Glück angeht.
Ich hab seine Sorgen als "Ernährer" lange Zeit nicht erkannt. Ich kann mir vorstellen, dass es deinem Mann z.Zt. vielleicht ähnlich geht. Er ist vielleicht überfordert mit dem Gedanken alleine für euch Sorgen zu müssen, ohne sich das eingestehen zu können. Ihr habt lange euren Lebensunterhalt gemeinsam bestritten, die finazielle Verantwortung geteilt - es bedeutet auch für ihn Stresszuwachs, das nun "alleine" zu schultern.
Vielleicht kommt dabei so an, als würde er deine Arbeit nicht wertschätzen. Ich denke, er tut es, hat aber Schwierigkeiten dies zu äußern. Berede es mit ihm.
Manchmal ist auch der Blickwinkel auf die "Notwendigkeit" einer Anschaffung ein anderer. Bevor sich das manifestiert, sollet ihr euch zusammensetzen und einen Plan ausarbeiten. Vielleicht solltet ihr gemeinsam ein Haushaltsbuch führen, in dem seine "Neben"ausgaben genauso gewertet werden, wie deine.
Bei uns hat das Reden alleine leider nicht funktioniert, wir leben inzwischen getrennt.
Lg. und von Herzen alles Gute
D.