Hallo ihr Lieben!
Ich würde gerne mal eure Einschätzung zu einer sehr komplexen Situation hören.
Folgendes:
Ich habe vor 4 Monaten eine Frau kennengelernt, die eine dreijährige Tochter bei sich wohnen hat.
Diese Frau hat eigentlich drei Kinder, zwei davon wurden ihr aber vom Jugendamt weggenommen, weil sie früher drogenabhängig war (nichts Hartes, es handelte sich dabei um Cannabis, aber doch "hart genug", dass das Jugendamt entschieden hat, dass sie die Verantwortung nicht tragen kann, ein Kind zu erziehen.)
Bei dem dritten Kind wurde sie vor die Entscheidung gestellt, entweder eine stationäre Drogentherapie zu machen oder es würde ihr auch weggenommen werden. Sie entschied sich, die Therapie zu machen. Diese geht jetzt schon seit knapp 8 Monaten und sie ist schon seit über einem Jahr clean.
So viel zur ihrer Person.
Ich habe mittlerweile sie und ihre Tochter kennengelernt.
Anfangs war es noch erträglich, aber mittlerweile kann ich mit dieser Situation kaum noch umgehen.
Die Tochter von ihr ist ein unfassbar frecher, ungehorsamer und eigensinniger Quälgeist.
Ein Beispiel: Wir setzen uns morgens an den Tisch um zu frühstücken. Sie will sich auf einen Stuhl setzen, die Mutter hat aber schon an einem anderen Platz für das Kind gedeckt. Sie sagt ihr, dass sie sich bitte dort hinsetzen soll. Das Kind will es nicht, schmeißt sich auf den Boden und fängt an, so laut loszubrüllen und zu heulen, als würde man ihr furchtbare Schmerzen zufügen.
Und genau das macht sie in JEDER Situation, wenn sie nicht das kriegt, was sie will oder wenn ihr irgendwas nicht passt. Ein anderes Beispiel, sie kommt in das Zimmer der Mutter und will Fernsehen gucken. Die Mutter sagt nein, selbes Spiel. Lautes Gebrüll und viele Tränen.
Genauso hört sie auch NIE, wenn man ihr irgendwas sagt. Wir gehen zum Beispiel irgendwo die Straße lang, sie will irgendwo hinlaufen. Die Mutter sagt ihr, dass sie hierbleiben soll. aber die Tochter hört natürlich nicht. Sie macht einfach immer das, was sie will, egal was man sagt. Man kann sie anbrüllen, es ihr normal und ruhig sagen, nichts bringt irgendetwas.
Des Weiteren trägt dieses Kind noch Windeln. Es ist nicht so, dass es nicht auf die Toilette gehen kann, in dem Kinderhaus, wo es tagsüber hingeht, macht sie es auch. Sie will zu Hause anscheinend nur einfach nicht. Wir haben es einen Tag mal ohne Windeln bei der Mutter zu Hause probiert und ihr gesagt, wenn sie auf die Toilette muss, dann soll sie Bescheid sagen. Resultat: 4 vollgepisste Hosen, ein vollgepisster Teppich und ein vollgepisstes Bett inklusive Laptop.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die Mutter mit der Erziehung komplett überfordert ist. Mittlerweile gibt sie in 95% der Fällen einfach nach, weil sie einfach nicht mehr die Kraft hat, dieses Geheule und Gebrüll zu ertragen. Das Problem ist auch, dass sie sehr viele familiäre Probleme hat und psychisch nicht sehr stabil ist. Dazu kommt, dass sie ein sehr geringes Selbstwertgefühl hat, weil sie "nur" einen Hauptschulabschluss und in ihrem Leben sonst nichts auf die Beine gestellt hat. (nebenbei, sie ist 26 Jahre alt)
Der Vater von ihr macht es ähnlich. Er ist auch drogenabhängig und zeigt seiner Tochter absolut keinerlei Grenzen auf. Er nimmt sie immer samstags für einen halben Tag und ein Mal im Monat nimmt er sie für ein Wochenende zu sich nach Hause. Wenn sie in der Stadt unterwegs sind, kauft er ihr alles, was sie will und stopft sie permanent mit Süßkram voll. Das aber nur am Rande.
Zurück zur Mutter. Sie lässt des Öfteren einige Sprüche raus, die mich teilweise echt schockieren. Hier mal die Top drei:
3. Boah, warum hab ich mich nur dazu entschieden, Mutter zu werden... Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es tun.
2. Sie erzählt mir von einem sehr anstrengenden Tag mit ihr und sagt am Ende: "Ich hätte der kleinen ... gerne in die Fresse gehauen, aber es waren zu viele Leute da, die das gesehen hätten."
1. Die Tochter will nicht einschlafen und ist nur am rumschreien, da sagt sie: "Warum ist es nicht erlaubt, sein Kind bewusstlos zu prügeln, damit man mal seine Ruhe hat?"
Ja, das klingt alles sehr hart, aber ich bin mir 100%tig sicher, dass sie niemals Gewalt bei ihrem Kind anwenden würde. Sie meint vieles von dem, was sie sagt, auch nicht sonderlich ernst, aber es ist schon ziemlich unangebracht, solche Sachen überhaupt zu denken.
Ich habe mir über einen gewissen Zeitraum ein Bild davon gemacht und habe die Mutter vor ein paar Wochen auf die Situation angesprochen.
Ich habe sie mit dem, was ich mitbekommen habe, konfrontiert und habe sie schließlich gefragt, wieso sie ihre Tochter überhaupt noch behält, wenn es doch offensichtlich ist, dass sie mit ihr überfordert ist und sie regelmäßig solche schlimmen Worte über sie fallen lässt.
Ihre Antwort war, dass sie zum einen extreme Angst vor Einsamkeit hat. Sie erträgt es nicht, wenn sie nur einen einzigen Abend komplett alleine ist. Das hat irgendwelche psychischen Ursachen, da steig ich selber noch nicht dahinter.
Der andere Punkt war, dass sie zwar selbst der Meinung ist, dass es das "Bessere" wäre, wenn sie ihre Tochter abgeben würde, aber dann würde ihr Selbstwertgefühl noch tiefer sinken und sie würde sich wie ein noch größerer Versager fühlen, weil sie wieder etwas im Leben nicht auf die Reihe bekommen hat.
Ich habe ihr versucht klarzumachen, dass das keine echten Gründe sind, wieso man sein Kind behalten sollte. Wenn eine echte Mutter-Kind-Liebe bestehen würde, dann wäre das natürlich was anderes, aber das ist meiner Einschätzung nach nicht wirklich der Fall.
Ich habe auch schon mit einem "Experten" über diese Situation geredet und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass, wenn sie ihre Tochter weiter behält, sie nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Leben ihrer Tochter in gewisser Weise "versaut". Die Mutter kann sich nicht auf beides konzentrieren, auf die Erziehung eines besonders schweren Falles und auf ihre eigenen psychischen Probleme, geschweige denn auf eine anständiges Vorankommen in Sachen Ausbildung oder Studium.Und selbst wenn sie sich dazu entscheiden sollte, ihre ganze Aufmerksamkeit ihrer Tochter zu widmen, würde das genauso schief gehen, denn sie ist, wie ja schon mehrmals erwähnt, komplett überfordert.
Wenn ich sage "besonders schwerer Fall", dann ist das bei Leibe keine Übertreibung. In meiner Familie und Umkreis gibt es einige drei- bis vierjährige Mädchen, die nicht mal annähernd so drauf sind.
Die Mutter war eines Tages auch fast schon so weit, dass sie die "vernünftige Entscheidung" getroffen hätte. Kurze Zeit später aber nahmen ihrer psychischen Probleme (Angst vor Einsamkeit, Selbstwertgefühl) wieder die Oberhand und sie entscheid sich doch dagegen, ihre Tochter abzugeben.
So viel erstmal dazu. Wie würdet ihr diese Situation einschätzen? Seid ihr auch der Meinung, dass das Weggeben des Kindes die richtige Entscheidung wäre? Was würdet ihr der Mutter raten, falls sie sich doch komplett dagegen sperren würde, sie wegzugeben?
Ich freue mich auf eure Antworten!
Liebe Grüße