Ich muss bei dem Thema grinsen...
Sorry...
Es gibt Situationen, in denen die Polizei echt toll ist und man auch den noch so einfachen Streifenpolizisten echt nur bewundern kann.
Aber es gibt Situationen, da denkt man dann einfach, dass die eben "nur" Streifenpolizist geworden sind, weil sie eben nur so ihr Machtgehabe ausspielen können und man heult um das arme Deutschland, weil solche Typen die Exekutive repräsentieren dürfen....
Und dennoch weiß man, dass nicht alle so sind, sondern einige wirklich aus Berufung und mit Herzblut bei der Sache sind und viel dafür opfern und dann kann man auch Fehler verzeihen.
Aber ich hab mich kürzlich auch sehr aufgeregt und hadere immer noch mit mir, ob ich das nicht an die große Glocke hänge...
Eine Freundin meiner Großen hatte schon öfter Probleme mit ihren Eltern. War schon mal ein paar Tage bei uns abgetaucht (die Eltern haben sie nicht mal gesucht, dabei sind sie in dem Sinne "normal" und gut situiert). Jedenfalls war schon die Maschinerie mit Schulsozialarbeiterin und Jugendamt im Gange, als sie eines Abends sagte: "Ich gehe nicht nach Hause!!! Wenn du mich hierbleiben lässt, dann haue ich ab!" Drama auf allen Kanälen...
Ihr Vater rief an und meinte: "Wenn du nicht in 10 Minuten zu Hause bist, dann kannst du was erleben, wenn am Montag der Besuch vom Herr D. da war (der vom Jugendamt), dann kannst du ein paar Wochen nicht mehr laufen!"
(sie hat den Lautsprecher eingeschalten)
Wie reagiert man da? Ich konnte es vor mir nicht verantworten, sie nach Hause zu schicken, denn ihre Drohung "ich hau ab!" fand ich mit 15 doch sehr gefährlich...
Der Vater drohte dann der Tochter, dass er sie mit der Polizei abholen lässt, was mich wiederum dazu veranlasste, die Polizei darüber zu informieren, dass es dazu eventuell kommen würde (wohnen in einem abgeschotteten Gebiet, da kommt die Polizei nicht an unsere Haustüre ohne großes Drama). Habe dem Polizist am Telefon die Lage erklärt und gesagt, dass ich auf keinen Fall möchte, dass Großalarm ausgelöst wird (nachher steh ich als Kindesentführerin da....), sondern er mir anrufen soll, wenn die Eltern tatsächlich die Polizei einschalten und ich dann das Kind bzw. die Jugendliche der Polizei übergebe, damit ich aus der Verantwortung raus bin.
Naja, klappte nicht ganz so, aber so ähnlich. Jedenfalls erklärten die Polizisten dem Mädchen, dass sie nach Hause müsse, weil die Eltern Rechte hätten und sie keine. Sie hat sich aber gewehrt und der Mutter im Beisein der Polizisten ganz klare Vorwürfe gemacht. Krasse Situation gewesen... zig Zuschauer und eine knallharte Mutter, die sie eher auslachte...
Das mädchen bat sicherlich 10mal darum, dass sie da bleiben darf oder in ein Jugendheim gehen darf, weil ihr das vom Jugendamt und vom Schulsozialarbeiter-Team so versprochen wurde. Die Polizisten meinten zu ihr: "Da kannst du ja am Montag anrufen!"
Es war Samstagabend!!!!!
Ich leider auch überfordert und mit der Rechtslage nicht so vertraut. Das "Kindernotfalltelefon" ist für unsere Region nicht verfügbar!!! Halloooooooo?????????????????? ?????????????? Da machen die überall WErbung dafür und du googelst dich kaputt, bekommst aber nur eine Nummer, die für deine Region nicht verfügbar ist. Sind die denn gaga???
Da lernen die Kinder in den Präventionsprogrammen der Grundschule die Telefonnummer auswändig und dann kommt so eine Bandansage??? Mit dem Verweis auf die Telefonnummer des Kreisjugendamtes, das dir Samstagabend sagt, dass die Geschäftszeiten Montags bis Freitags von xy bis xy sind...
Naja, am Ende meinte dann die Mutter: "Wenn die R. nicht einsichtig ist, dann muss sie wohl in ein Heim, damit sie endlich kapiert, wie schlimm das dort ist und was für tolle Eltern sie hat!"
Plötzlich konnten die Polizisten telefonieren und nach 1,5h war das Thema in 10min erledigt!!!!
R. kam in die Inobhutnahme und nachdem ich ein bißchen recherchiert habe, kam heraus, dass kein Erwachsener einem Kind, das den Wunsch nach Inobhutnahme hat, diesen verweigern darf, auch wenn er ihn nicht für gut empfindet.
Und dann denke ich mir, was wäre bei einem weniger selbstbewussten bzw. noch mehr gefährdeten Kind? Bei einem jüngeren Kind??? Das eben nicht von mir noch die Aussage bekommen hat "Wenn du nicht mitgehen willst, dann musst du das ganz deutlich sagen!" "Hääää? Ich dachte, der Polizei muss ich gehorchen, sonst nehmen mich die fest!" "Neee, die helfen dir!"
Wir sind hier echt auf dem Land und das Mädel kommt nicht aus furchtbaren Verhältnissen, sondern nur aus einem Elternhaus, das irgendwo gaga ist und überzogene Forderungen an die Kinder stellt (z. B. muss sie auf dem Boden des Ankleidezimmers der Mutter schlafen, weil sie den Luxus eines eigenen Zimmers nicht wert ist... dabei hat sie ein schönes, großes, toll eingerichtetes Zimmer, aber das ist eben nur für die Kinder, die gute Noten schreiben....)
Ich empfinde das als psychische Folter und wenn so ein Kind mir erzählt, dass es nicht nach Hause will, dann kann ich das nicht verantworten, vor allem nicht vor meinen eigenen Kindern, denen ich beibringen will, dass sie nicht wegschauen...
Jedenfalls bin ich im Nachklapp maßlos entsetzt über diese Polizeistreife, die einfach nur auf das Elternrecht beharrt hat. Keine Ahnung, ob das deeskalierende Taktik war oder ob sie einfach so doof waren. Ganz klare Rechtslage, sie dürfen dem Kind den Zugang zur Inobhutnahme nicht verweigern!!!!
Das muss man doch gelernt haben, oder?
Mach ich nun ein Fass auf? Wir sind abhängig von diesen Dorfpolizisten, wenn bei uns mal was ist. Also im Betrieb meines Chefs und da hänge ich dick mit dran...Ich kann mit denen keinen Kleinkrieg anfangen, sonst k.a.ck.en die uns richtig auf die Nase, wenn wir sie mal brauchen...
Eigentlich bin ich nicht so ängstlich, aber ich denke dann: "Ok, armes Würstchen, dachtest, dass du irgendwelche Lorbeeren erntest in deinem Job und jetzt musst du eben dein kleines MAchtbedürfnis ausspielen. Leider brauchen wir dich manchmal und daher pinkeln wir dir nicht an den Karren und das weißt du!"
Gleichzeitig denke ich an andere, die dringend in einer solchen Lage kompetente Polizisten brauchen würden...
Je mehr ich darüber nachdenke, umso eher werde ich das wohl ansprechen. Keine Ahnung, ob das was bringt und wenn es Ärger bringt, dann ist es eben so.
Witz ist ja, dass dieselbe Streife uns zur Schnecke machen wollte, weil sie einer Anzeige wegen Vorratsdatenspeicherung nachging...
Wir Bösen hatten bei der Anmeldung die persönlichen Daten verlangt und uns deshalb die Anzeige eingehandelt...
Doof nur, dass das Meldegesetz verlangt, dass Beherbungsbetriebe bestimmte Daten verlangen und aufbewahren müssen!!! Und während im Nachklapp der NSU-Sache die Beamten dankbar über unsere tolle Daten waren, bekommen wir von einer anderen Streife desselben Dorfreviers eine auf den Deckel, weil wir Daten erheben...
Den Zahn konnten wir denen zwar schnell ziehen, aber an der Kompetenz der Streifenbeamten lässt das schwer zweifeln, oder?
Ok, ich ruf am Montag bei denen an und frag die, ob das da nur Taktik war, um das Kind zu den Eltern zu bringen und im Notfall hätten sie eh reagiert, weil sie über Erfahrung verfügen oder ob sie so unwissend waren. Ich habe die Polizei gerufen bzw. der Drohung der Eltern nach der Polizei nicht nachgegeben, weil ich eben die Lage nicht beurteilen konnte und dann kommen die daher und wissen alles? Schön wäre es. Es würde mich echt befriedigen, wenn da einer sagen würde: "Jaaa, das war unser Versuch zur Deeskalation, aber wenn die Mutter nicht gesagt hätte, dass sie das so will, dann hätten wir das Mädchen dennoch in die Inobhutnahme vermittelt!"
Das würde mir reichen...
Mist, jetzt bin ich weit ab vom Thema...
Aber es bewegt mich und ich habe eben auch kein Vertrauen in die Streifenpolizisten, auch wenn viele von ihnen einen guten Job machen. Sie sind auch nur Menschen und es gibt einige Deppen unter ihnen.
Sonst säßen sie nämlich in den seltensten Fällen bei der Dorfpolizei....
Das hießt nicht, dass ich diesen Berufsstand nicht ernst nehme, aber man darf trotzdem mal darüber schimpfen. Ist so wie mit Lehrern, Ärzten und dergleichen. Es gibt gigantische Menschen darunter, die wirklich viel viel viel Herzblut investieren und auch wirklich aufopferungsvoll sind, aber auch viel Ausschuss und es besteht eine gewisse Gefahr, wenn man das nie hinterfragt, sondern alles für Recht anerkennt, was die Exekutive so von sich lässt...
Sie ist nur eine der 3 Stützen unseres Staates und sie bedarf der bürgerlichen Kontrolle wie alle anderen Organe....
Politiker machen auch nur ihren Job und sitzen dafür in der Legislative...
da sind Menschen mit pädophiler Neigung dabei, andere verjubeln Lufthansa-Meilen, etc.
Warum sollte die Exekutive unantastbar sein? Nur weil sie sich dafür entschieden hat? Alle Achtung vor demjenigen, der das nur tut, weil er anderen helfen will und Vorsicht vor dem, der seine Weltanschauung und sein Machtgehabe darüber ausleben will...