jia_11966925Unbedingt Abitur und Studium...?
was Du schreibst denke ich wohl auch - ich frage mich oft ob wirklich das Abitur zur Zwangsjacke für jede junge Frau und jeden jungen Mann werden muß.
Ich denke immerzu : Was soll das bloß? :roll:
Dass es in der Arbeitswelt erwartet wird, ist wie ich finde schon eine Folge von diesem Ehrgeiz - nicht umgekehrt wie es immer gesagt wird.
Ich finde anstatt dem "Abitur für alle" sollten viel mehr wieder auch "kleinere" Schulabschlüsse als alternative zum Abi geschätzt ( anstatt abgeschafft ) werden und auf die Entwickelung der Persönlichkeit geachtet werden anstatt nur Faktenwissen ( dass ausser zum Studium nicht gebraucht wird ) via "Nürnberger Trichter" in die Köpfe unserer Jungend zu kloppen - und sich dann im Berufsalltag andauernd zu beschweren über "fehlende Kompetenzen". ( Gemeint ist dabei - glaube ich - vielmehr die Persönlichkeitsentwickelung und oft auch Umgangsformen sowie konkrete Problemlösefähigkeit und die Präsenz von Grundwissen... )
Dann wird das vor "political correctness" auch noch nicht mal ausgesprochen sondern die Bewerbung einfach "in die Mülltonne geworfen" oder "kommentarlos zurückgeschickt"... :roll: Manchmal weils auch gar nicht anders geht... weil erkannbar das es an einfachesten Voraussetzungen fehlt und auch wegen zu erwartender rechtlicher Probleme z.B. der Gleichbehandlung.... Stichwort "Verklagen wegen xyz..." ;-)
Ich finde es gibt viele einfache Sachen, die jede und jeder auch machen kann und die wir alle brauchen für kein Abiturwissen oder gar Studium nötig ist.
Ganz schlimm finde ich auch die Abqualifizierung von anderen Schulabschlüssen, besonders dem Hauptschulabschluss. Warum eingentlich? -
Wenn jetzt wie so oft die Verhältnisse an heutigen Hauptschulen ( die teilweise schon abgeschafft und umbenannt werden ) als Argument genommen werden dann kann ich nur sagen, dass diese Verhältnisse auch das Ergebnis von genau dem angesprochenen Ehrgeiz sind und diejenigen die dann von der Hauptschule kommen fast grundsätzlich durchschnittliche bis schlechte Noten haben und sich nicht für den Schulabschluss mehr engagiern weil ja "eh keine Chance ausser dem Arbeitsamt und ggf. Langzeitarbeitslosigkeit" besteht und das immer wieder auch so gesagt und damit in der Meinung verfestigt wird.
Das ist aber eigentlich falsch, und das wissen auch viele die darüber reden.... ;-)
Ich darf dazu sagen, dass ich das hier nicht in eigener Sache schreibe, sondern dass ich meinen Schulabschluss ( vor über 20 Jahren ) auf einer Hauptschule nach der 10. gemacht habe und damals im Abschlusszeugnis ( ohne damit jetzt hier angeben zu wollen ) durchweg sehr gute Noten gehabt habe - und dabei auch von zwei meiner Leherinnen damals sehr unterstützt und gefördert worden bin. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht wie Intelligent ich bin und welchen IQ o.ä. ich habe - ich habe einfach fleißig gelernt und bin auch gerne zur Hauptschule gegangen - und Probleme und Konflikte gab es da bei uns auch schon mal...
Die Möglichkeit für eine weiterführende Schule nach dem qualifizierten Hauptschulabschluss stellte sich für mich nicht - nicht nur weil ich aus einer ländlichen Gegend komme und die nächste weiterführende Schule zu weit weg war, sondern weil ich mit dem was ich damals gelernt habe eingesehen habe, dass ich es ( immer wieder ) brauche, was bei weiterführender Bildung - von dem formalen Kram mal abgesehen - nicht immer der Fall ist, ich meine der Stress und der Lernaufwand stehen da oft zu einem ganz anderen Verhältnis zu dem was Frau und auch Mann damit vielleicht mal anfangen kann... :-)
Ich habe dann eine Ausbildung angefangen und habe gemerkt dass sich mein Engagement in der Hauptschule und die Unterstützung die ich bekommen habe auch gelohnt haben. Vieles was ich gelernt und gemacht habe brauche immer wieder täglich. Ich finde es z.B. wichtig laut und deutlich grammatikalisch richtige Sätze auf Englisch sprechen zu können - so dass viele in einer Gruppe dich richtig gut verstehen können und der Wortschatz dennoch abwechselungsreich und lebendig ist - letzteres auch im Schriftbild. Etwas anderes ist auch mit den Grundrechenarten schnell und richtig ohne einen Taschenrechner oder Rechner im i-phone umgehen zu können. Und nicht zuletzt auch kreative Sachen, die im Alltag wichtig sind ( z.B. eine Kleidungsstück sich selber nähen zu können etc, das dann auch nach was aussieht ): alles das hat mir sehr weiter geholfen und hat mir nicht nur eine gute Ausbildung sondern auch einen sicheren Arbeitsplatz garantiert. (Ich arbeite jetzt in der Gastronomie als Servicekraft ... )
Von daher weiss ich, dass vieles was über den Hauptschulabschluss immer herumgereicht wird eigentlich quatsch ist - ich vermisse die beschriebenen Fähigkeiten die nur einige Beispiele sind grundsätzlich bei vielen Abiturienten. Ich weiss das auch daher, weil ich auch an der Einstellung von Personal beteiligt bin.
Stattdessen sehe ich viele, viele Sachen die eine Hauptschülerin nicht auch könnte - z.B. die Spielerei mit i-Phones u.v.m. ... und ein tieferes Verständnis für z.B. diese technischen Sachen hat ( abgesehen von einigen Wenigen ) fast niemand. Und - mir hat es mal jemand der sich damit auskennt bestätigt - um z.B. eine "App" zu programmieren oder zu verändern braucht eigentlich niemand das Wissen der Oberschule. ;-)
Ich meine deshalb, die Diskussionen über IQ o.ä. für eine Schullaufbahn sind eigentlich überflüssig und nicht wichtiger als eine Zusatzinfo über die Persönlichkeit.
Zudem gibt es auch Hochbegabte, die gar keine besonderen Schulleistungen erbringen können - eben auch weil sich die Besonderheiten von Menschen nicht an dem Fächerspektrum unserer Schulen und Universitäten messen lassen.
Bitte nicht falsch verstehen : Ich schätze und achte sehr was Menschen dort zu leisten imstande sind - vieles was wir gar nicht verstehen und was unseren Alltag doch meistens im Stillen formal ordnet oder anordnet - meistens liegt der Nutzen davon aber in weiter ferne und wird in der Gegenwart gar nicht deutlich... weil neue Ideen nur dann erfolgreich erscheinen können, wenn sich die passende Infrastruktur dafür gebildet hat...
Ich meine jedenfalls auch andere Qualifikationen und "einfachere" Schulabschlüsse sollten wieder mehr gefragt sein.
Und : In der Richtung verändert sich ja schon etwas, immerhin berechtigen bestimmte Berufsausbildungen und eine mehrjährige Berufserfahrung oder ein Meisterbrief des Handwerks z.B. auch schon zum Studium bestimmter Fächer.... weiter so!
Das Leben ist nicht nur Schule und Bildung... denn Schule und Bildung sind für das Leben (im Hier und Jetzt ) da und nicht umgekehrt... das andere bringt häufig nur Stress und Verzweifelung mit oft unerwarteter Wirkung auf die Menschenbildung - oder?
Tut mir leid der lange Text und. ggf. Tippfehler - danke fürs geduldige lesen! :BIEN:
Silvia :-)