Wäre es ein Problem für Dich, wenn Bekannte/Freunde
Pegida "gut" finden oder dort mitdemonstrieren?
Und wenn ja, was genau wäre denn Dein Problem? Kannst Du das mal genauer sagen?
Ich meine, hier sind so viele, die einfach schreiben - Nee, mit "solchen" hab ich nichts zu tun und will das auch nicht.
Ich verstehe durchaus, wenn man bestimmten Dingen und Entwicklungen gegenüber kritisch ist. Aber ehrlich gesagt, bei den allermeisten hier habe ich das Gefühl, dass es einfach "chic" ist gegen Pegida zu sein und in den Chorus "Rechte, Rassisten, Nazis" einzustimmen. Und dass sich die Allermeisten noch nicht wirklich, nicht mal ansatzweise, mit dem Ganzen auseinandergesetzt haben.
In Padmas Thread kam gestern die Frage auf, wer sind eigentlich die Initiatoren von Pegida.
Da kamen Antworten à la kann man doch googlen, da kam als Antwort einige Male "Bachmann"... Nach Medienberichten sind es wohl 12 Initiatoren und Gründer. Ich denke, mein IQ liegt jetzt durchaus etwas über Toastbrotniveau - aber ich habe die Namen aller 12 Initiatoren nicht auffinden können. Und ich bin mir sicher, dass hier keiner genau weiß, wer wirklich hinter Pegida steht, und welche Vita die Gründer tatsächlich haben.
Trotzdem schreien hier 9 von 10 "Nazis, Verbindungen in Rechtenszene, zur NPD" etc. Wie kann man denn sowas über Leute aussagen, von denen man nicht mal den Namen kennt?
Als Pegida aufkam, haben sich sächsische staatliche Einrichtungen dahingehend geäußert, dass den Pegida-Gründern gerade keine Verbindungen zum rechtsextremen Klientel oder rechten Parteien nachzuweisen sind.
Was allerdings nachzuweisen ist, dass zum Initiatoren-Kreis (ehemalige?) CDU- und FDP Mitglieder gehören. Die nicht nur einfach dort Mitglieder waren, sondern bestimmte Funktionen und Positionen innehatten.
Ich kann mich erinnern, dass bei den ganzen Wahlthreads, die hier in der Vergangenheit vor/nach Wahlen immer gestartet wurden, einige angeführt haben, dass sie auch selbst CDU/CSU und FDP wählen/gewählt haben. Beschimpfen wir die jetzt auch alle als rechte, rassistische Nazis?
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ein Großteil hier noch nicht einen einzigen Blick in das Positionspapier von Pegida geworfen hat.
Andernfalls bitte ich doch mal um Handzeichen, wer genau hier bspw. gegen die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen, politisch und religiös Verfolgten ist, oder gegen eine dezentrale Unterbringung von ihnen?
Wer ist denn hier dagegen, den Betreuungsschlüssel bei Asylverfahren zu erhöhen, und den Asylbewerbern mehr Sozialarbeiter, Therapeuten, etc. zur Seite zu stellen?
Wer genau ist denn hier für Hassprediger, Radikalismus? Wer gegen sexuelle Selbstbestimmung und für die Unterdrückung von Frauen?
Wer ist für weiteren Stellenabbau bei Polizei und staatlichen Stellen und hat was dagegen einzuwenden, dass mehr Gelder für Asylverfahren zur Verfügung gestellt werden?
Wer ist hier denn ernsthaft dafür irgendwohin, in Krisengebiete, Waffen zu liefern?
Man mag über einzelne Forderungen diskutieren können - was hier bislang jenseits der allgegenwärtigen Ansicht, mit denen setze man sich nicht auseinander, keiner wirklich getan hat -, und auch unterschiedlicher Ansicht sein können. Aber unter den 19 Punkten, die sich dort finden, gibt es wenigstens zwei Drittel, denen ich mich ohne Probleme anschließen könnte.
Muss man jetzt gegen diese Forderungen sein, weil sie von den falschen erhoben wurden? Das wäre doch mehr als unsinnig.
Muss man sich von Pegida distanzieren, weil dort mittlerweile auch Rechte mitlaufen? Das zu verhindern, ist mitunter gar nicht so einfach, wenn man ein Demo-Publikum aus der breiten Masse der Bevölkerung hat.
Vor und während des Irakkrieges war ich Mitglied eines Friedensbündnisses, das in meinem Wohnort Demonstrationen und Veranstaltungen gegen den Krieg und eine deutsche Beteiligung organisiert und durchgeführt hat. Irgendwann, nach einigen Demos, hatten wir auch "Besuch" aus rechter Ecke. Wir waren alles andere als erfreut darüber, haben das erörtert mit der Stadt, der Polizeipräsidentin, dem Leiter vom Ordnungsamt, etc. - wir hatten keine rechtliche Handhabe, den Rechten die Teilnahme an unseren Demonstrationen zu verbieten. Wir wollten aber auch die normalen Bürger, die durch die Demos ihre Meinung und ihren Widerstand kundtun wollten, nicht hängen lassen. Und haben deshalb die Veranstaltungen weiterlaufen lassen; und uns nur bemüht, das allerdings durchaus mit Unterstützung von Polizei und Stadt, die Rechten in der Demo möglichst abzuschirmen.
Ich habe uns damals als ein eher links orientiertes Friedensbündnis wahrgenommen. Aber vermutlich waren wir in Wirklichkeit Nazis, nur weil da einige aus dieser Richtung teilnahmen.
Muss man gegen Pegida sein, weil die sich gegen eine "Islamisierung des Abendlandes" wenden?
Es gibt da so einen hübschen Spruch: Wehret den Anfängen.
Wer hat sich denn hier mal damit befasst, warum Pegida entstanden ist? Ich weiß es nicht genau, habe was gelesen, dass Bachmann und Anhänger Demonstrationen, die nach deutschen Waffenlieferungen an die PKK riefen, als Anlass nahmen. An anderer Stelle fanden sich "Bezüge" zur Salafisten-Problematik, zur von Islamisten ins Leben gerufenen Sharia-Polizei. Und dass die Pegida-Initiatoren sich wegen solcher Dinge überlegt hätten, "sich" zu gründen.
Ehrlich gesagt, diese Dinge beunruhigen mich auch; und lustig finde ich solche "Auswüchse" auch nicht.
"gegen Islamisierung" muss doch daher nicht heißen, dass man davon ausgeht, dass man bereits von Muslimen in Deutschland überrannt wird. Es kann doch einfach auch bedeuten, dass man hier Anfänge, Entwicklungen sieht, die man mit Sorge betrachtet.
Weiß denn hier jemand zur Entstehungsgeschichte etwas GENAUES? Wenn möglich mit Link, etc.? Ich meine, die Allermeisten hier machen sich über die Bezeichnung lustig, hängen sich daran an, dass man bei 4 % Muslime nicht von Islamisierung reden könnte. Aber weiß denn jemand, ob sich die Gründer tatsächlich an diesen paar Prozent aufhängen?
Ich will nicht dazu aufrufen, sich Pegida anzuschließen, die gut zu finden oder was auch immer. Ich sehe das Ganze selbst durchaus auch kritisch.
Aber ich vermisse tatsächlich ernsthafte, inhaltliche Auseinandersetzungen mit der Problematik.
Damit, zu schreien "iiiihhhh, Nazis", damit zu sagen "über die kann man doch nur lachen, die muss man nicht ernst nehmen" und damit, undifferenziert und pauschal alle Demoteilnehmer in einen Topf zu werfen, löst man das Ganze bestimmt nichts.