Letzten Endes sind wir alle verdammt anmaßend...
Jede einzelne Mutter... Denn jede einzelne von uns glaubt, genau zu wissen, was das Beste für ihr Kind ist. Manchmal haut es sogar hin, und manchmal eben nicht. Wir leben das für uns richtige Modell, und glauben zu sehen, ob es den Kindern damit gut geht oder nicht. Und manchmal sehen wir die Zeichen nicht, wenn es den Kindern nicht gut geht, weil sie vllt auch irgendwann gelernt haben, dass diese Zeichen nicht gesehen werden sollen.
Letztlich entscheiden die Kinder, ob es das Beste war, was wir für sie getan haben, wenn sie irgendwann groß sind. Vorher kann eh keiner sagen, ob das, was man gemacht hat, richtig war oder nicht, nur, dass es sich für einen selbst richtig angefühlt hat.
Das eine Kind wirft Mama vllt. irgendwann vor, dass sie gegluckt hat, obwohl sie für sich fest davon überzeugt war, dass es das Richtige für alle ist; das andere, dass sie sich nicht genug gekümmert hat, obwohl Mama davon überzeugt war, dass es der richtige Weg für die gesamte Familie ist. Jedermanns Bedürfnisse ändern sich mit jedem Tag, an dem man sich weiter entwickelt.
So viele Eltern haben schon gesagt: "Ich wollte doch nur Dein Bestes." Ob es das war, das entscheiden aber eben nicht die Eltern.
Es gehört nicht nur dazu, dass ein Kind geliebt wird, es gehört auch dazu, dass es sich geliebt fühlt. Da ist das Modell dahinter relativ egal. Denn ein Kind kann sich von einer sich aufopfernden Mama genauso wenig geliebt fühlen wie sich ein Kind von einer sich selbst verwirklichenden Mama geliebt fühlen kann. Das ist meiner Meinung nach letztlich eh das einzige, das darüber entscheidet, ob die Kinder emotional gesund groß werden und aus ihnen stabile Persönlichkeiten werden, was unser aller Ziel sein sollte... Gesunde, stabile Persönlichkeiten, die wissen, was sich für sie gut und richtig anfühlt. Denn dann passieren auch solche Diskussionen auf persönlicher Ebene gar nicht mehr.
Letztlich fühlt sich angegriffen, wer mit seinem Lebensmodell eben aus irgendwelchen Gründen doch nicht vollständig in Einklang ist, sei es aus der aktuellen Situation heraus oder aus seiner Vergangenheit. Wir alle leben viel zu oft noch in der Vergangenheit, in dem, was uns passiert ist und werden davon bestimmt. Und sagen: "MIR hat das geschadet, also schadet es grundsätzlich." Da nehme ich mich nicht aus, mir passiert es auch oft genug, dass ich glaube, Kinder von viel arbeitenden Eltern bemitleiden zu müssen. Weil es eben meine Erfahrung war, dass ich auf all das finanzielle hätte getrost verzichten können, wenn meine Eltern nur Zeit gehabt hätten für mich, in der sie sich wirklich gerne und von Herzen um mich kümmern, und nicht "weil es eben so sein muss, weil's Kind halt da ist". Mir hat da tatsächlich das Gefühl von "ich mache das gerne" gefehlt, weil sie nach der Arbeit viel zu müde waren, um noch irgendetwas gerne zu machen. Sie haben eben funktioniert.
Genauso geht es mir auch bei Familien, in denen ich das Modell als "überstreng" empfinde, denn Strenge hat meine Jugend und Kinderheit gefüllt. Strenge und Zwang. Daher weiß ich, dass das mit ein Grund ist, wieso ich darauf "allergisch" reagiere. Was aber nicht im Geringsten heißt, dass meine Reaktion darauf auch tatsächlich richtig ist. Strenge kann eben auch "Klarheit" bedeuten.
Wir alle haben ein Urteilsvermögen, das es uns ermöglichen soll, herauszufinden, was für uns persönlich das Richtige ist. Und schwups wird daraus ein Urteil, das entscheidet, dass das für alle richtig zu sein hat, weil wir zu wenig vor unserer eigenen Türe bzw. in unserem eigenen Inneren den Dreck von gestern wegkehren.
Letztlich bedeutet ein Kind/ein Partner/Freunde/Familie immer Arbeit, denn es sind alles zwischenmenschliche Beziehungen, in denen es Achtsamkeit und Aufmerksamkeit braucht, um anzupassen an die Bedürfnisse aller. Es gibt Tage, da brauche ich Nähe und Aufmerksamkeit, und es gibt Tage, da kann ich das nicht ertragen. Ich wünsche mir ja auch, dass das andere sehen und akzeptieren, bzw. es einfach akzeptieren, wenn ich es sage. Und von daher versuche ich tatsächlich den Leitsatz "Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu" umzusetzen.
Und zusätzlich einen wunderschönen Spruch:
"Ich möchte dich lieben, ohne dich einzuengen,
dich wertschätzen, ohne dich zu bewerten,
dich ernst nehmen, ohne dich auf etwas festzulegen,
zu dir kommen, ohne mich dir aufzudrängen,
dich einladen, ohne Forderungen an dich zu stellen,
dir etwas schenken, ohne Erwartungen daran zu knüpfen,
mich von dir verabschieden, ohne Wesentliches versäumt zu haben,
dir meine Gefühle mitteilen, ohne dich dafür verantwortlich zu machen,
dich informieren, ohne dich zu belehren,
dir helfen, ohne dich zu beleidigen,
mich um dich kümmern, ohne dich verändern zu wollen,
mich an dir freuen so wie du bist!"
Da ich aber eben nicht perfekt bin passiert mir all das leider noch viel zu oft.