Für die, die es sich nicht vorstellen können!
Menschen hautnah
"Schreibabys - Drama im Kinderzimmer"
Porträtreihe.
"Gleich geht es wieder los!" Voller Angst warten die Eltern Irmi und Thomas auf die nächste Schreiattacke ihres drei Monate alten Säuglings. Lukas ist körperlich gesund, ist gewickelt und gestillt - aber er brüllt wie am Spieß, stundenlang. Verzweifelt versuchen Vater und Mutter im Schichtdienst, das Kind zum Schlafen zu bringen. Schweißgebadet tragen sie ihn jeden Abend durch die Wohnung, hüpfen auf dem großen Ball herum oder lassen den Fön laufen - das hilft aber auch nur vorübergehend. Lukas ist kein Einzelfall. Immer mehr Krankenhäuser bieten "Schreiambulanzen" für die gestressten Eltern an. Die Ärzte sprechen von "Regulationsstörungen", die zunehmen, versuchen Tipps zu geben, damit die Babys ihren Rhythmus finden können. Der Schlafentzug für alle Beteiligten und der Dauerstress sind eine "tödliche Mischung", sagt die Mutter. Am liebsten hätte sie das Kind manchmal geschüttelt, der Vater gesteht, das Kind schon mehrfach angebrüllt zu haben. In anderen sozialen Verhältnissen sind solche "Schreibabys" stark gefährdet. Ganz besonders schlimm sind die vielen "guten Ratschläge" von Großeltern und Freunden, die sich solche Probleme gar nicht vorstellen können. Dabei zweifeln Lukas Eltern inzwischen selbst schon an den eigenen Fähigkeiten - die süße Babyphase haben sie sich ganz anders vorgestellt. Nach fast sechs Monaten der Tortur bricht die Mutter zusammen. Ihre letzte Hoffnung: Bei einem stationären Aufenthalt in der Klinik soll Lukas schlafen lernen. Die Eltern hoffen, danach endlich eine "normale" Familie zu werden.