Ich möchte von mir erzählen
ich habe vor kurzem abgetrieben. ich bin wohl schwanger geworden, weil ich mir in meinem tiefsten innern ein zweites kind gewünscht habe. zweifel quälten mich und angst ließ mir kaum raum, liebe, freude und glück zu empfinden. angst, mein rücken packt das nicht (ich hatte schon mehrmals einen bandscheibenvorfall), angst, das antibiotikum könnte dem fetus schaden (es wurden chlamydien festgestellt), angst, beruflich auf der strecke zu bleiben, angst, in finanzielle schwierigkeiten zu kommen...
angst ist wohl der schlimmste feind, denn er vernebelt die sicht. und nun muss ich trauern und auch mein mann und mein sohn müssen die last mittragen, denn wenn auch das leben tatsächlich nicht mehr da ist, es hatte für kurze zeit seinen platz bei uns!
die entscheidung gegen das kind ist mir sehr schwer gefallen, ich fühle mich schuldig, leben getötet zu haben, und ich schäme mich für die gründe, die mich zu dieser entscheidung bewegten. aber ich finde es gut und richtig, nach einer schwangerenkonfliktberatung eigenständig eine verantwortungsvolle entscheidung treffen zu können. das war ja vor der wiedervereinigung in der alten bundesrepublik nicht der fall, man musste auf eine indikationsbescheinigung des arztes hoffen.