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Trotzen? Gibt es nicht.
Bysusanne22 April, 20148 Comments
Der Sohn ist nun 18 Monate alt, er redet viel und oft, klettert und rennt. Zeit, für die Außenwelt mal nachzufragen: Neben der allgegenwärtigen Frage Schläft er denn nun schon durch? kommt immer häufiger eine andere Frage in den Mittelpunkt, nämlich die, ob er denn nun schon im Trotzalter sei. Trotzalter. Das ist ein Begriff, den ich nicht gerne höre. Schon wenn ich Ankündigungen für Workshops und Kurse sehe, in denen es um wütende Kinder, um das Trotzen oder um den Zorn von Kleinkindern geht, werde ich ärgerlich. Denn diese Beschreibung von Kindern ist grundlegend falsch.
Jeder Mensch hat eine eigene Meinung
Stellen wir uns zu Beginn folgende Situation vor: Ein Paar ist zusammen im Supermarkt. Er schiebt den Wagen, sie legt einen Schokoriegel hinein.
Er: Leg den bitte wieder zurück.
Sie: Was?
Er: Leg den bitte wieder zurück!
Sie: Äh, nein. Warum?
Er: Jetzt leg ihn bitte wieder zurück. Du weißt: Süßigkeiten sind nicht so gesund für Deine Zähne.
Sie: Was? Ja. Aber nein, ich nehme den mit. Ich putz mir ja die Zähne auch.
Er: Und auch sonst sind sie nicht so gesund für Deinen Körper. Bitte leg den Riegel jetzt zurück ins Regal.
Sie: Du spinnst wohl. Ich lege ihn nicht zurück ins Regal.
Er: Leg ihn zurück, sonst lege ich ihn zurück.
Sie: Nein, ich nehme diesen Riegel mit.
Er legt den Riegel ins Regal, sie zieht ihn zu sich heran, während er ihn noch hält. Der Einkaufswagen schlingert scheppernd in das Regal.
Diese oder ähnliche Situationen haben wir alle schon oft gesehen oder selbst erlebt. Nicht unbedingt mit unseren Partnern, aber mit unseren Kindern. Wir gehen einkaufen und haben ganz verschiedene Vorstellungen davon, was in den Einkaufswagen kommen soll. Das kann entweder ein Schokoriegel sein, der gewünscht wird oder die blinkenden Turnschuhe. Doch während wir in Gesprächen mit einem Erwachsenen ihm zumeist ein gleichberechtigtes Stimmrecht zuerkennen, machen wir das mit Kindern nicht. Oft hören wir nicht einmal genau ihre Gründe an, warum nun unbedingt ein Schokoriegel/eine Fruchtschnitte/ein Plastikhase oder die lila Socken mit grünen Punkten gekauft werden müssen. Und darin liegt auch schon das Problem: Wir erkennen nicht an, dass Kinder eine eigene Meinung haben und sie vertreten. Natürlich wissen wir als Eltern viele Dinge besser. Wir haben mehr Lebenserfahrung. Wir wissen, dass zu viel Schokolade ungesund ist oder dass Plastikspielzeug fragwürdiger Herkunft gesundheitsschädlich sein kann. Kinder müssen diese Dinge erst lernen. Viele Dinge müssen sie tatsächlich durch eigene Erfahrung lernen und wir können ihnen mit gut gemeinten Ratschlägen dieses Wissen nicht vermitteln so sehr wir uns das auch manchmal wünschen. Doch das wirklich Wichtige daran ist: Um was auch immer es geht, wir sollten den Wunsch der Kinder ernst nehmen.
Trotz ist kein passender Begriff
Laut Duden bedeutet Trotz hartnäckiger [eigensinniger] Widerstand gegen eine Autorität aus dem Gefühl heraus, im Recht zu sein. Doch ist es das wirklich, was sich in den Reaktionen der Kinder zeigt? Das Kind zeigt in seiner Äußerung seine Vorstellung, seinen Willen oder Wunsch. Es tut das nicht in erster Linie als Widerstand gegen eine Autorität (sofern man die Beziehung zwischen Kind und Eltern überhaupt mit diesem Machtgefälle bezeichnen möchte). Es lehnt sich nicht in erster Linie gegen einen anderen Menschen auf, sondern zeigt seine eigenen Vorstellungen, die sich eben von denen eines anderen Menschen unterscheiden. Der Widerstand ist erst die Konsequenz dessen, dass das Kind selbst auf einen Widerstand stößt. Oftmals sind die Kinder davon selbst überrascht. Gerade kleine Kinder, deren Empathie noch nicht so weit ausgebildet ist, dass sie sich problemlos in andere hinein versetzen können, sind selbst davon überrascht, dass die Person gegenüber ganz andere Vorstellungen hat als sie selber. Was, Mama möchte nicht, dass ich diesen tollen grünen Flummi mitnehme? Ich verstehe die Welt nicht mehr! könnten sie sagen, wäre ihnen das möglich. Nein, Kinder wollen sich nicht gegen Erwachsene auflehnen aus Respektlosigkeit oder einfach nur der Sache wegen. Sie lehnen sich auf, weil sie eigene Ideen von ihrem Leben haben. Sie wollen nicht mehr die Jacke von Mama oder Papa zu gemacht bekommen, sondern wollen es selbst probieren.
Warum Kinder sich so verhalten, wie sie sich verhalten
So wie wir Erwachsenen Gründe für unser Tun haben, haben es auch Kinder. Oftmals können oder wollen wir uns nur nicht mehr ausreichend in sie hinein versetzen oder denken zu sehr aus unserer erwachsenen Sicht heraus, als dass wir Kinder noch verstehen könnten. Denn: Auch wenn uns das Verhalten unseres Kindes in einer solchen Konfliktsituation nicht gefällt, hat es einen Sinn. Herbert Renz-Polster schreibt in seinem Buch Kinder verstehen über den so genannten Abstillkonflikt der Kinder, d.h. über die Zeitspanne, in der Kinder natürlicherweise abgestillt wurden und in deren Phase kindliche Zornanfälle besonders auftreten (S.183):
Die Abstillzeit war auch beim Menschen eine Trennungszeit, der Abstillkonflikt damit ein Loslösekonflikt. Evolutionsbiologisch betrachtet ist es deshalb plausibel, dass Zornanfälle ein Gegenmittel sind, das Kinder entwickelt haben, um in dem täglichen Abstiegskampf dann doch noch das eine oder andere Tor zu erzielen und dafür zu sorgen, dass sie bei der jetzt anstehenden Umverteilung angemessen berücksichtigt werden.
Kinder zeigen also in diesen Situationen zweierlei ganz wichtige Dinge: Sie befinden sich in einer Phase, in der sie von der Natur vorgesehen weiter von den Eltern Abstand nehmen und eigene Wege gehen. Vielleicht bekommen sie sogar gerade ein kleines Geschwisterkind und daher stellt sich diese Herausforderung besonders. Dafür benötigen sie bestimmte Fähigkeiten: Sie müssen ihre Jacken selber schließen können, ihre Schnürsenkel selber binden lernen, erfahren, wie man mit einer Schere oder einem Schnitzmesser richtig umgeht. Sie müssen lernen, eigene Entscheidungen zu treffen. Und das fordern sie tagtäglich ein. Sie rufen uns gerade zu: Lass es mich selbst probieren! Ich muss das lernen! Gleichzeitig aber sind sie eben doch auch kleine Kinder und auf Zuwendung angewiesen. So zeigen sie auch: Hey, ich bin hier und ich bin zwar schon in vielen Dingen selbständig, aber verlier mich nicht aus den Augen und wende Dich mir weiterhin viel zu! Das, was so oft als Trotz bezeichnet wird, ist eine ganz wichtige und bedeutende Aufgabe für unsere Kinder. Ein Meilenstein der Entwicklung auch wenn es manchmal für uns anstrengend und kräfteraubend ist.
Was also soll man mit Kindern in dieser Entwicklungsphase tun?
Im Alltag bedeutet dies vor allem eins: Ruhe bewahren. Wenn das Kind seine Eigenständigkeit zeigen möchte oder auch gerade das Gegenteil davon, treten wir einen Schritt zurück und schimpfen nicht gleich oder sind verärgert, sondern sehen hin und sagen zu uns: Aha, ich nehme das jetzt einfach so hin. Was will mein Kind eigentlich? Und allzu oft sehen wir es schon: Das Kind will etwas selber machen oder selber entscheiden. Es möchte ein besonderes Geschenk bekommen, das die Geschwister nicht haben oder die größte Portion Mittagessen (auch wenn es das nicht aufessen wird). Ruhe ist die wichtigste Eigenschaft in dieser Zeit. Hinreich ist es deswegen auch, wenn man von Anfang an für wichtige Dinge mehr Zeit einplant: Anziehen kann lange dauern, wenn ein Kleinkind sich selbst anziehen möchte oder selber die Kleider zusammen stellt. Kompromissbereitschaft ist ebenso wichtig. Ja, dann zieht das Kind eben heute mal verschiedene Socken an oder hat das T-Shirt verkehrt herum an. Sind wir ehrlich zu uns selbst: Wen kümmert das schon? Und wenn es doch Konsequenzen hat, dann ist es wichtig, dass Eltern ihren Kindern auch Dinge zutrauen mit dem Wissen, dass das Kind daraus etwas lernen wird. Das Kind wird lernen, dass es nicht zu viel rohen Teig essen darf, wenn ihm davon übel wird oder dass es vielleicht doch keine schlaue Idee ist, das Lieblingsshirt ohne Jacke an einem kalten Tag zu tragen. Wir müssen unseren Kindern zugestehen, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Nur so können sich Kinder weiter entwickeln. Natürlich hat das einen Rahmen, aber gewisse eigene Entscheidungen, die wir nicht unbedingt gutheißen, sollten wir auch unseren Kleinkindern schon ermöglichen. Und wenn es schief läuft, dann sind wir da. Wir nehmen sie in den Arm, wir lieben sie. So, wie sie uns auch weiter lieben, wenn wir ihnen Dinge verbieten oder vorschreiben. Oder wie meine Tochter es mit drei Jahren nach einem solchen Anfall des Eigensinns auf die Äußerung, dass dieses Verhalten nun aber ziemlich unangenehm war, sagte: Mir war das auch unangenehm, Papa. Mir auch. Und damit meinte sie nicht den Umstand, dass sie sich auf den Boden warf und mit den Beinen strampelte, sondern dass das überhaupt notwendig war.
Tags: Entwicklung, Erziehung, Trotzen
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