Hallo,
ich wollte einfach mal unsere Erfahrungen mit dem Stillen aufschreiben, in der Hoffnung, dass ich vielleicht jemandem Mut machen kann.
Unsere Tochter kam am 28.10. zur Welt. Trotz termingerechter Geburt war sie mit 2.780 Gramm sehr zart. Für mich war klar, dass ich unbedingt stillen möchte, ich hatte aber irgendwie schon vor der Geburt Angst, dass es nicht klappen könnte. Das Krankenhaus, in dem ich entbunden habe, hat nicht unbedingt den Ruf, stillfreundlich zu sein, aber da ich Schwangerschaftsdiabetis hatte, war es mir wichtig, in einem Krankenhaus mit Kinderklinik zu entbinden.
Im Kreißsaal habe ich sie gleich angelegt, da hat sie aber nicht getrunken. In unserem Zimmer hat dann eine Schwester mir noch mal gezeigt, wie ich sie anlegen soll und sie hat auch gesagt, dass die Kleine trinken würde. Im Nachhinein vermute ich allerdings, dass sie damals nicht richtig getrunken hat.
Da ich ja Schwangerschaftsdiabetis hatte (nicht insulinpflichtig), wurde bei der Kleinen mehrmals der Blutzucker gemessen. Anfangs war der Wert super, aber bei der eigentlich letzten Messung war sie plötzlich so unterzuckert, dass sie Prenahrung bekommen hat. Damit keine Saugverwirrung ensteht, wurde mit der Bechermethode zugefüttert. Danach war der Zuckerwert auch wieder in Ordnung.
Wir haben es im Krankenhaus immer wieder versucht, aber die Kleine hat einfach nicht an der Brust getrunken. Die Schwestern haben sich wirklich Mühe gegeben und waren bei jeder Stillmahlzeit dabei. Es wurde auch extra die Stillberaterin des Krankenhauses zurate gezogen. Zugefüttert wurde entweder mit einer Spritze während des Stillens, oder mit einem Teelöffel, auf den ich die Muttermilch ausgestrichen habe. Ich kann also absolut nicht bestätigen, dass das Krankenhaus nicht stillfreundlich wäre.
Die Stillberaterin hat dann festgestellt, dass die Kleine die Zunge an den Gaumen presst und deshalb nicht saugen kann. Sie empfahl uns dann, es zuhause immer weiter zu probieren und zwar erst einmal mit Stillhütchen. Gleichzeitig sollte ich abpumpen und mit dem Fläschchen die Muttermilch geben. Hierfür wurde uns der Sauger Calma empfohlen, um die Saugverwirrung geringer zu halten.
Außerdem hat sie uns einen Besuch beim Osteopathen empfohlen, bei dem wir leider eine sehr lange Wartezeit hatten.
Es war wirklich eine sehr anstrengende Zeit, in der ich immer zuerst angelegt habe, dann das Fläschchen gegeben habe und danach noch abpumpen musste.
Leider konnte man bei ihr sehr schlecht erkennen, ob sie an der Brust getrunken oder nur genuckelt hat. Ich habe dann den Eindruck gehabt, dass sie teilweise eine komplette Mahlzeit an der Brust getrunken hat und dann die Flasche weg gelassen. Sie hatte keinerlei Anzeichen, dass sie nicht genug getrunken hätte. Die Windeln waren immer gut gefüllt, die Fontanelle war nicht eingesunken und es schien alles in Ordnung. Als sie so sechs Wochen alt war, war sie plötzlich total apathisch und wir konnten sie kaum noch wecken, also sind wir schnell in die Kinderklinik. Dort konnte absolut nichts festgestellt werden, ihr Zustand besserte sich allerdings erst, als ich gar nicht mehr gestillt, sondern nur noch Fläschchen gegeben habe. Durch den Stress wurde die Milch immer weniger und ich musste dann auch noch mit Pre-Nahrung zufüttern. Wir hatten dann den Termin beim Osteopathen. Dort wurden Spannungen im Schädelbasisbereich festgestellt und gelöst. Da sie aber zu dem Zeitpunkt auch aus der Flasche sehr schlecht getrunken hat, habe ich das Stillen aufgegeben und weiter abgepumpt und zugefüttert.
Da ich ja unbedingt stillen wollte, hat mich das wirklich fertig gemacht und ich habe mich wirklich wie eine Versagerin gefühlt. Ich habe mich deshalb per Mail an eine Stillberaterin der La Leche Liga gewandt. Diese hat mir ein paar Tipps gegeben und sie hat mir wirklich Mut gemacht. Also habe ich mir eine Babywaage gekauft und Stillproben gemacht. Ich hatte inzwischen schon fünf Wochen lang nicht mehr gestillt und war daher voller Zweifel, ob es klappen würde. Es hat uns auch wirklich viele Tränen gekostet, sowohl auf Seiten meiner Tochter, als auch bei mir. Auch von Milchstau und blutenden Brustwarzen blieb ich nicht verschont. Wir haben aber durchgehalten und seit ca. drei Wochen stille ich inzwischen voll und zwar ohne Stillhütchen!
Ich bin so froh, dass ich nicht aufgegeben habe und wirklich dankbar für die Unterstützung, die ich sowohl durch das Krankenhaus, als auch durch die Osteopathin und ganz besonders durch die Stillberaterin der La Leche Liga erhalten habe.
Ich kann aber auch wirklich verstehen, wenn man es nicht schafft und diesen Stress einfach nicht schafft. Ich habe mich oft genug gefragt, ob ich das Ganze eigentlich wirklich zu Gunsten meiner Tochter mache, oder nur für mein Ego. Da das Stillen aber aufgrund des Diabetis für die Kleine besonders wichtig ist und sie aufgrund des Heuschnupfens meines Mannes auch noch allergiegefährdet ist, bin ich wirklich glücklich, dass es jetzt klappt.
Ich kann daher jeden, der stillen möchte, ermutigen, es wirklich zu probieren und sich bei Bedarf Hilfe zu holen.
Ich hoffe, dass ich damit ein wenig Mut machen konnte.
Falls sich nach diesem Roman noch jemand mit mir austauschen möchte, würde ich das gerne machen. Vielleicht kann ich ja inzwischen auch ein paar Tipps geben.
Viele liebe Grüße
Tanutir