Warnung auch vor Kliniken.
Ich kann nicht beurteilen, ob Pro Familia tendenziell ein Verein von Abtreibungsbeführwortern ist. Den konkreten Eindruck hatte ich nicht. Allerdings muss ich ausdrücklich vor mangelnder Kompetenz in den unterschiedlichsten Bereichen warnen.
Ich bin jetzt in meiner 9ten Schwangerschaftswoche und hatte wegen eines so gut wie beschlossenen Abbruchs vor drei Wochen ein Beratungsgespräch bei der Pro Familia - Beratungsstelle in Frankfurt Bockenheim. Leider muss ich sagen, dass mir das ganze Prozedere dadurch mehr Stress und Tränen gebracht hat, als es mir geholfen hat, gut mit der Situation umgehen zu können.
Als ich pünktlich zu meinem Termin um 10h erschien, hat sich zunächst einmal nichts gerührt. Auf mein Klingeln hat niemand reagiert und als ich es schließlich noch einmal über Handy bei der entsprechenden Nummer versuchte, hatte ich eina Bandansage am Ohr. Ich habe knapp zehn Minuten gewartet bis dann doch jemand geöffnet hat. Gut, kann ja mal passieren.
Im Beratungsgespräch selbst habe ich mich mittelmäßig aufgehoben gefühlt, die Dame war sehr diplomatisch, hat sich, das muss ich allerdings sagen wirklich Zeit für mich genommen.
Das letztlich Schlimme für mich war, dass sie mir falsche Informationen gegeben hat und das in Bezug auf eigentlich wirkliche Sachen.
Zunächst einmal wollte sie wissen, ob ich den Eingriff von einem Mann oder einer Frau vornehmen lassen möchte und ich glaube dass es viele Frauen und Mädchen gibt, die da wie ich ganz klar zu einer Frau gehen wollen.
Unter diesem Aspekt hat sie mir dann auch das Infomaterial mitgegeben mit den Worten: "Hier, das sind alles Ärztinnen, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten, ich darf keine Empfehlung aussprechen aber diese Klinik hier, hat einen besonders entspannten Ablauf. Wissen sie, da laufen die Uhren etwas anders und es gibt einen Garten in dem sie sich entspannen und nach dem Eingriff ein wenig erholen können." Sie brauchen die und die Unterlagen und wenn sie keinen Blutgruppenausweis haben, wird vor Ort noch ihr Resusfaktor festgestellt. Das ist eine Routineuntersuchung, die allerdings nötig ist weil man ihnen dann unter Umständen noch ein Medikament spritzen muss.
Das hat sich ganz gut für mich angehört, vor allem das mit dem Garten und dass "die Uhren da anders laufen".
Als ich dann später im Pro Familia Institut in Rüsselsheim meinen Termin vereinbart habe, wurde mir gesagt, dass ich den Resusfaktor selbst herausfinden müsse und das auch aus eigener Tasche zu zahlen hätte.
Es war eine Odyssee bis ich erstmal jemanden gefunden hatte, der das machen wollte. Mein Frauenarzt nimmt selbst Abbrüche vor und hat sich deshalb geweigert mich zu unterstützen. (Er wollte mir keine Überweisung schreiben und den Resus-Test wollte er auch nicht machen.)
Die Krankenhäuser bzw. deren Labore wollten den Test entweder nicht für Privatpersonsonen machen oder haben mir einen Test angeboten, der so umfangreich ausgefallen wäre, dass sich das ganze auf gut 80 belaufen hätte.
Ich bin dann schließlich in einer Klinik in Rüsselsheim gelandet. Das ging dann alles aufeinmal sehr schnell und reibungslos und hat nur knapp 20 gekostet.
Gut ich hatte soweit alles zusammen, bis auf eine Überweisung, die hab ich auf die schnelle nicht mehr bekommen. Aber ich habe mich nochmal telefonisch versichert, dass das kein Problem sei, ich müsse dann eben 36 vorlegen, die mir allerdings erstattet würden, sobald ich die überweisung vorlege.
Also bin ich zu meinem vereinbarten Termin erschienen, ichh war auf Grund dieses Resus-Faktor Dilemmas das sich über Tage hingezogen hat echt schon ein bisschen angespannt und wollte das Ganze nur noch hinter mich bringen. Als ich da morgens ankam, war das Wartezimmer gerammelt voll.
Ich habe insgesamt 46 dagelassen, die 36 wegen der Überweisung und 10 "Servicepauschale". Die Dame an der Anmeldung wollte mir nicht glauben, dass ich meine Blase schon genügend entleert hatte und bestand darauf, dass ich noch einmal auf Toilette gehe. Gut, warum sich streiten, also bin ich nochmal auf Toilette. Ich musste natürlich nicht aber wenns die Frau glücklich macht... Als ich dann in das Besprechungszimmer kam hat eine Schwester kurz mit mir gesprochen und dann gesagt die Ärzte kämen gleich.
War dann auch so, ein Arzt kam rein und hat mir ein paar Fragen gestellt, als ich dann wissen wollte, ob denn die behandelnde Ärztin noch käme hat er mich ganz entgeistert angeschaut und gesagt: "der bin ich". Also ein Mann, keine Frau. Das mag dem ein oder andern unwichtig erscheinen aber mich hat das schon erschrocken, es war mir wichtig das von einer Frau machen zu lassen.
Trotzdem hab ich da immernoch gadacht, meine Güte jetz hab ich das alles schon hinter mir und bin hier, also sch*** drauf.
Trotzdem ging es mir zu dem Zeitpunkt schon garnicht mehr gut. Ich habe mich sehr abgefertigt gefühlt und auch irgendwie veräppelt. Mir sind die Tränen gekommen von dem ganzen Stress und der Unsicherheit und ich hing ein Bisschen in den Seilen. Der Arzt meinte: Naja gut dann machen sie sich mal untenrum frei, sie werden dann abgeholt. Keine Minute später stand eine Schwester in der Tür und wollte mich mitnehmen ich habe ihr gesagt, dass der Arzt gerade erst raus ist und dass ich noch eine Minute bräuchte.
Sie meinte dann doch tatsächlich: Nein, das geht nicht, ich habe mich zusammengerissen und bin höflich geblieben und habe sie um etwas Verständnis gebeten. Sie ist kopfschüttelnd raus gegangen und direkt danach kam der Arzt wieder und hat sich unglaublich aufgeregt: "Sie halten hier den ganzen Ablauf auf, ich muss meine Arbeit machen". (Hätte ich wirklich getrödelt oder da jetzt eine halbe Stunde rumgetrödelt, hätte ich die Aufregung ja vielleicht noch verstanden, aber das war geradezu lächerlich.)
Also kommen sie jetzt gefälligst mit oder sie müssen wieder gehen. Er war am schreien, der Arzt hat mich doch tatsächlich angeschrien. Ich dachte echt ich bin im falschen Film gelandet.
Das hat mir dann gereicht und ich meinte: Nagut, dann gehe ich. Darauf er: Aber hier dürfen Sie nicht wieder herkommen, Sie waren ja schon drei Mal hier.
Das hat er wirklich gesagt.
Da war mir endgültig klar dass da irgendwas ganz schräg läuft und ich war froh, als ich dort weg war.
Die 46 habe ich natürlich nicht wiederbekommen, glücklicherweise aber meine Unterlagen, die ich ja immernoch brauche um den Abbruch in einer koscheren Klinik vornehmen zu lassen.
So. Also Vorsicht beim Beratungsgespräch und wenn ihr euch für einen Abbruch entschieden habt, auf jeden Fall die Klinik vorher angucken und ein Vorgespräch mit dem/der behandelnden Arzt/ärztin vereinbaren.
Bei sowas muss sich eine Frau verdammt nochmal sicher und einigermaßen aufgehoben fühlen, sonst kann so eine ohnehin schon nicht ganz so lockere Sache wirklich traumatisch anfühlen.
Und es geht anders! Es gibt wirklich nette Ärzte die sich Zeit nehmen und die wirklich wollen, dass man sich auch wohlfühlt, die Erfahrung hab ich auch schon gemacht.
Glücklicherweise, sonst hätte ich heute vielleicht nicht den Mut gehabt einfach wieder zu gehen.