Unsere Tochter ist nun bald 6 Jahre alt...
Und ja, die erste Zeit, da dachte ich oft: Nein... DAS wär ein Fehler... Und ich weiß heute, dass diese Gedanken aus der damaligen Situation entstanden sind... Ich habe dieses Kind geliebt, und doch habe ich die "Schuld" für die äußeren Umstände oft ihr zugeschrieben...
Ich wurde ungeplant schwanger, nach einer doch recht kurzen Beziehung... Die Schwangerschaft voller Ängste (dank sehr unsensibler Ärzte, die Aussagen getroffen haben a la "Das Kind ist dermaßen hintendran in der Entwicklung, das wird es eh nicht schaffen")... Dann die Hochzeit, der Umzug 360 km weg von meiner Familie, ohne wirklich "gefragt" worden zu sein... Die Geburt, ein Not-KS in Vollnarkose mit furchtbaren Demütigungen im Zuge der Geburt... Danach ein Schreibaby, wochenlang sind wir jede Nacht Auto gefahren, weil es der einzige Weg war, sie zum Schlafen zu bekommen... Familie, die nur Ansprüche gestellt hat, aber keine Hilfe war, eher noch schlimmer, die das Kind immer geweckt hat, wenn sie doch endlich mal ohne Auto schlafen konnte... Stillen, teils stundenlang, viel Geschrei die ersten Monate... Mit 2,5 Jahren die Diagnose Asperger-Syndrom... Ärzte, die einen für ein dummes kleines Kind halten... Ein Bruch mit der Familie, sodass wir letztlich ganz alleine waren... Keine Freunde mehr... ich hatte nach dem Umzug eh kaum welche, und die wenigen, die wir hatten haben sich sehr distanziert, weil sie nicht verstanden haben wie es ist mit einem Kind, das ständig schreit... Ein Kind, das nachts nicht schläft, aufwacht, teils 3 Stunden schreit, kaum zu beruhigen ist.
Heute weiß ich, dass nicht sie "Schuld" trägt, sondern dass einfach ich mich damals hätte mehr abgrenzen müssen von den Dingen um mich herum, die wirklich daneben liefen... Heute sitze ich hier, und ich bin so froh und dankbar für dieses Geschenk. Denn gerade schwierige Kinder sind die Aufforderung unseres Lebens an uns selbst, uns in Frage zu stellen. Dass ich mich hätte befreien sollen von unnötigen Erwartungen, und einfach es hätte machen sollen, wie es mein Gefühl mir sagt. Mir mein Gefühl hätte ich nicht schlechtreden lassen sollen.
Also ja, ich kann Dich verstehen... Und kann Dir aus meiner eigenen Erfahrung heraus sagen: Bitte suche Dir Hilfe. Dein Kind kann nichts dafür, und je besser Du selbst mit allem zurecht kommst, desto ruhiger wird Dein Kind werden. Und desto einfacher und schöner wird es alles werden, und Du wirst daran wachsen können.
Gerade solche Situationen sind es, die uns zu großen Veränderungen aufrufen... "Probleme sind notwendig, denn Not macht wendig." Greife den Punkt auf, und versuch dem eigentlich Problem auf die Schliche zu kommen.
Kinder sind unser Spiegel... Sie konfrontieren uns meist auf harmlose, aber manchmal auch auf sehr heftige Weise mit unseren eigenen "Baustellen"... Wenn wir diese auflösen, dann können wir unsere Kinder in einem anderen Licht sehen :)
Wenn Du Fragen hast, darfst Du mich gerne anschreiben.