Liebe Eva
... auch bei mir lief es ähnlich.
Vor der Schwangerschaft war ich ganztägig berufstätig, bin abends nach der Arbeit ab und an mit Freundinnen mal was Trinken gegangen, Samstags auch gerne mal mit einer Freundin zum Frühstück mit anschließendem Shopping in die City, Sonntags haben wir gerne Freunde besucht oder sind in die Sauna gegangen, gerne auch hier und da mal ordentlich gefeiert.
Während der Schwangerschaft hab ich noch große Töne gespuckt, dass sich nicht wirklich viel ändern solle, ich wolle noch immer Kontakt zu meinen Freunden behalten, wir würden nach der Stillzeit immer mal wieder Zeit für einen Mojito finden und ich niemals (!!) so eine "typische" Mama werden wolle.
Nun ja, erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Als Sohnemann geboren war, stand meine Welt erstmal Kopf und ich musste mich in der neuen Situation zurechtfinden. Zwischen Spucktüchern und Windeln war erstmal nicht wirklich Zeit für ein kinderfreies Abendprogramm. Anfänglich fanden meine Freunde den neugeborenen Jungen auch noch zuckersüß und hatten Verständnis für seine "ein-wenig-durch-den-Wind-Mutt i". Als Paul dann ein paar Monate alt war, merkte ich, dass das Interesse an uns merklich nachließ. Zu dem Zeitpunkt war die Fußball WM - halb Deutschland war in Feierlaune auf den Straßen, auch meine Freunde und ich saß mit einem Säugling zuhause auf der Couch. Immer häufiger entstanden die Situation, dass meine Freunde "wahnsinnig aufregende" Sachen erlebten und davon erzählen konnten während mein Alltag eben durch ein Baby bestimmt wurde. Dinge, die mir nun wichtig waren, waren für meine Freunde langweilig und öde. Dinge, die meinen Freunden wichtig waren (und mir zuvor ja auch!) waren für mich nun eigentlich eher langweilig und öde. Meine Prioritäten hatten sich schlichtweg verschoben.
Mein Sohn ist nun fast 3 Jahre alt und zu den meisten kinderlosen Freunden habe ich den Kontakt mehr oder minder verloren.
Allein die Terminabsprache macht Probleme: morgens sind sie auf Arbeit, ich habe Zeit. Abends, wenn sie Zeit haben, bin ich meist brotfertig. Vormittags Haushalt und Einkauf, Nachmittags will Paul spielen, nur bei Regenwetter bleiben wir zuhause, ansonsten sind wir draußen auf dem Spielplatz und spielen Ball oder fangen oder, oder, oder. Im Anschluss Abendessen zubereiten, Kind bettfertig machen, Geschichte vorlesen. Bis er schläft ist es etwa 8 Uhr und ich hab keine Lust mehr, mich aufzuhübschen un um die Häuser zu ziehen.
Wir leben schlichtweg in verschiedenen Ländern - sie im Land der Kinderlosen und wir im Land der Eltern. Es sind andere Umgebungen, andere Währungen, andere Sprachen und zusammen zu finden ist eigentlich immer schwierig, weil beide "Parteien" die Sprache und die Gepflogenheiten des jeweils anderen nur bruchstückhaft beherrschen.
Allerdings habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass man durch Kinder neue Freundschaften schließen kann - solche, die einfach deine Sprache sprechen. So werden aus alten Freunde alte Bekannte und aus neuen Bekannten neue Freunde.
Wie eine Vorrednerin bereits schrieb: manche Menschen begleiten dich nur ein Stück auf deinem Lebensweg als Freunde. Und das muß nicht immer schlecht sein.
Liebe Grüße,
Friederike