Keine Panik - aber achtsam sein!
Hallo du,
ich bin Logopädin und Mutter und meine Antwort ist eine Mischung aus beidem :lol:
Jedes Kind ist anders und hat sein eigenes Tempo. Das gilt z.B. für die motorische genauso wie die sprachliche Entwicklung. Und jedes Kind hat auch andere Begabungen, Interessen und Vorlieben.
Mein Sohn z.B. war früher motorisch IMMER den gleichaltrigen hinterher. Wie oft mich die Leute da verrückt gemacht haben... "wenn er sich bis dann und dann nicht drehen kann, geh zum Osteopathen/Physiotherapeuten/Bobath-Therapeuten" usw. usf. Irgendwann hab ich die Ohren auf Durchzug gestellt und darauf vertraut, dass er es von alleine schafft.. und so war es auch. und heute ist er völlig normal entwickelt, kann mit 24 Monaten laufen, hüpfen, tanzen, Dreirad und Roller fahren...
Soviel dazu...
Als Fachfrau für Sprachentwicklung kann ich dir sagen, dass das für die Sprache im Prinzip auch gilt. Allerdings hat es in den letzten Jahren viel Forschung auf dem Gebiet gegeben. Und es hat sich herausgestellt, dass es tatsächlich so etwas wie einen "kritischen Wert" gibt, der da lautet:
Wenn ein Kind mit 24 Monaten noch keine 50 Wörter spricht und/oder keine 2-Wortsätze bildet, ist das ein erster Warnhinweis (nicht mehr und nicht weniger). Logopäden bezeichnen so ein Kind dann als "Late Talker", was nichts anderes heißt, als dass es eben spät anfängt zu sprechen. Idealerweise stellt der KiA bei der U7, wenn er das feststellt eine Verordnung zum Logopäden aus (leider sind da nicht alle Ärzte auf dem neuesten Stand was das angeht :roll: ). Der Logopäde untersucht das Kind und führt ein ausführliches Anamnesegespräch. und wird wahrscheinlich das Kind 3 Monate später nochmal einbestellen, um zu schauen, wie es voran geht. Hat sich nach 3 Monaten nichts getan, wird nochmal 3 Monate gewartet. Zu diesem Zeitpunkt (2;6 Jahre) ergeben sich theoretisch 3 Möglichkeiten:
- das Kind hat aufgeholt und spricht altersentsprechend (dies ist bei ca. 50% aller Late Talker der Fall!!!! ) - dann ist alles bestens
- das Kind zeigt zwar Aufholtendenzen, aber der Wortschatz ist immer noch nicht altersentsprechend - in diesem Fall würde man es weiter engmaschig beobachten.
- die Sprache des Kindes hat sich immer noch nicht verbessert. In diesem Fall ist eine logopädische Therapie auch und grade in diesem jungen Alter schon sinnvoll! (leider wissen das wie gesagt die wenigsten Kinderärzte - oder sie wollen ihr Budget schonen :NON: von daher müssen die Mütter manchmal ganz schön kämpfen, damit es dazu kommt).
Soviel zur Theorie. Nun zu deinem Kleinen. :-D
Je nachdem, wie alt er ist (grade 2 geworden? Oder schon fast 3) sind 20 Wörter schon recht wenig. Allerdings gehören "erfundene" Wörter, die konstant denselben Gegenstand bezeichnen auch zum Wortschatz dazu, und "mama ab" ist eindeutig ein 2-Wort-Satz, wenn er damit z.B. meint "Mama, gib mir einen Kuss" o.Ä.
Einen Hörtest zu machen, ist ganz wesentlich, weil z.B. wiederkehrende Mittelohrentzündungen die Sprachentwicklung negativ beeinflussen können.
6 Monate Abwarten finde ich, abhängig davon, wie alt dein Sohner genau ist, schon ganz schön lang.
Meine Empfehlung: Führe ein Sprach-Tagebuch! Schreib genau auf, welche Wörter und Wortkombinationen er verwendet. Und wenn du nach 3 Monaten feststellst und schwarz auf weiß belegen kannst, dass sich noch nichts oder nur sehr wenig verändert hat, würde ich wieder hingehen und Druck machen. JE EHER EINE THERAPIE (wenn sie denn nötig ist) BEGINNT, DESTO BESSER SIND DIE ERFOLGE!! :BIEN:
Und nun noch zu deiner letzten Frage: Es gibt tatsächlich zahlreiche Möglichkeiten, die Sprache im Alltag zu fördern. Dazu gehört ganz sicher NICHT, das Kind Wörter nachsprechen zu lassen!! Das Verständnis für Dinge entsteht in der natürlichen Situation. D.h. wichtig ist, dass du alles, was ihr tut, sprachlich begleitest und in Worte fasst.
Beispiel: "Komm wir gehen in die Küche. Siehst du, jetzt sind wir in der Küche. möchstest du auf den Stuhl klettern? Ja, dann kletter doch auf den Stuhl! Prima, jetzt bist du ganz alleine auf den Stuhl geklettert!..... etc."
Anfangs kommt man sich dabei vielleicht ein bißchen doof vor, alles ständig zu wiederholen :FOU: . Aber diese Wiederholungen und die genaue Bezeichnung von allem, was es grade erlebt sind genau das, was einem Kind beim Spracherwerb hilft.
So, sorry für den Roman, ich hoffe, du steigst noch durch!
Euch beiden alles Gute!
LG
Sari